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Unfruchtbarkeit PCO-Syndrom: Eine Hormonstörung erschwert das Schwangerwerden

nachdenkliche junge Frau
© valentinrussanov / iStock
Unregelmäßige Menstruation, eine starke Körperbehaarung, Übergewicht und Unfruchtbarkeit. Die Symptome, die beim PCO-Syndrom auftreten, sind eine große Belastung für Körper und Seele. Wir erklären, was betroffene Frauen tun können.

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Was ist das PCO-Syndrom?

PCO-Syndrom ist die Abkürzung für Polyzystisches Ovarialsyndrom. Es handelt sich dabei um eine hormonelle Störung der Eierstöcke, zugleich ist das PCO-Syndrom eine der häufigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch.
Im Normalfall gibt jeden Monat ein reifer Follikel eine Eizelle zur Befruchtung frei. Beim PCO ist das anders. Der Name Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) beschreibt die Veränderungen an den Eierstöcken: Aus unreifen Eibläschen bilden sich viele (poly) kleine Zysten (zystisch) im Randbereich der Eierstöcke (Ovarien) und behindern ihre Funktion. Die hormonellen Störungen führen dazu, dass die Eibläschen nicht ausreifen und der Eisprung ausbleibt. Die unreifen Follikel werden zu Zysten am Rand der Eierstöcke (polyzystische Ovarien).
Die Hormonstörung ist im deutschsprachigen Raum auch unter der älteren Bezeichnung Stein-Leventhal-Syndrom bekannt.

Welche Symptome deuten auf ein polyzystisches Ovarialsyndrom?

Neben der Veränderung der Eierstöcke und einer verminderten Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit sind weitere Merkmale typisch für das PCO-Syndrom. Oft treten nur einige der folgenden Symptome auf:

  • Die Periode bleibt aus oder die Abstände sind sehr groß
  • eine starke Körper- und Gesichtsbehaarung (Überschuss an männlichen Sexualhormonen)
  • Haarausfall auf dem Kopf
  • unreine, zu Akne neigende Haut

Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist stark verbreitet. Im gebärfähigen Alter leidet fast jede zehnte Frau an dieser Hormonstörung. Der Arzt stellt die Diagnose häufig erst, wenn Frauen wegen eines unerfüllten Kinderwunsches in die Praxis kommen.
Die Zyklusstörungen und die genannten Symptome sind an sich nicht gefährlich. Allerdings zeigte sich in den vergangenen Jahren, dass die hormonellen Veränderungen, die die Ursache der Symptome sind, mit anderen erstzunehmenden gesundheitlichen Problemen einhergehen. Neben der Unfruchtbarkeit leidet mehr als die Hälfte der betroffenen Frauen an Übergewicht und einer Stoffwechselerkrankung (z.B. Typ-2-Diabetes). Diese Beschwerden können wiederum Herz-Kreiskauf-Erkrankungen nach sich ziehen.
Auch wenn die genauen Zusammenhänge zwischen PCO, Fettleibigkeit und Diabetes noch nicht vollständig erforscht sind, fällt eins auf: Das Stoffwechselhormon Insulin spielt in allen Fällen eine wichtige Rolle.

Welche Ursachen hat das PCO-Syndrom?

Es gibt mehrere Faktoren, die offenbar an der Entstehung von PCO beteiligt sind. Neben einer genetischen Veranlagung, spielt auch der Zuckerstoffwechsel, das Stoffwechselhormon Insulin sowie ein Überschuss männlicher Hormone eine Rolle. Wie genau diese Faktoren im Zusammenspiel die für PCO typischen Hormonstörungen hervorrufen, ist bisher nicht ausreichend erforscht.
Die meisten Frauen mit PCO leiden unter einer Insulinresistenz. Das heißt: Ihre Zellen reagieren nicht auf die Botschaft des Hormons, das die Körperzellen anregt, Zucker aufzunehmen. So bleibt zu viel Zucker im Blut. Bleibt der Blutzuckerspiegel dadurch dauerhaft erhöht, produziert der Körper immer mehr Insulin. Die Folge: Der erhöhte Insulinspiegel bringt den Hormonhaushalt durcheinander und begünstigt Übergewicht und Diabetes. Die verstärkte Bildung männlicher Hormone führt zum einen zu den typischen körperlichen PCO-Symptomen wie vermehrte Körperbehaarung (Hirsutismus), Akne und eine Gewichtszunahme am Bauch. Zum anderen stört sie den Menstruationszyklus. Der Eisprung bleibt aus und die Periode kommt in zu großen Abständen oder bleibt ganz aus.
Dass die Insulinresistenz eine entscheidende Rolle spielt, ist relativ eindeutig. Unklar bleibt aber, was wiederum die Ursache der Resistenz ist. Erbliche Anlagen können ebenso die Verursacher sein wie Übergewicht. Letzteres kann aber genauso gut eine Folge der Insulinresistenz sein. Außerdem gibt es auch schlanke Frauen mit Insulinresistenz und auch einige PCO-Patientinnen ohne Insulinresistenz. In diesen Fällen hat die erhöhte Konzentration männlicher Hormone eine andere Ursache. Zum Beispiel eine genetische Veranlagung, dauerhafter Stress oder hormonbildende Tumore.

Wie kommt der Arzt zur Diagnose PCO-Syndrom?

Für die Diagnose PCO-Syndrom sind drei Symptome ausschlaggebend. Treffen zwei der drei sogenannten Rotterdam-Kriterien zu, liegt das Polyzystische Ovarialsyndrom vor.

  1. Unregelmäßige Periode oder völliges Ausblieben sowie seltener oder fehlender Eisprung
  2. Der Spiegel männlicher Hormone im Blut ist erhöht und/oder eine vermehrte Behaarung deutet auf einen Überschuss hin.
  3. Die Eierstöcke sind von vielen kleinblasigen Zysten umgeben oder vergrößert.

In einem Gespräch mit der Patientin findet der Frauenarzt heraus, ob das Kriterium Zyklusstörungen zutrifft. Eine körperliche Untersuchung klärt die äußeren Symptome und eine vaginale Ultraschalluntersuchung zeigt den Zustand der Eierstöcke. Gibt es mehr als zwölf kleine Zysten mit einem Durchmesser von zwei bis neun Millimetern (polyzystische Ovarien), die sich perlschnurartig aneinanderreihen, liegt die Diagnose PCO-Syndrom nahe.
Zusätzlich klärt der Arzt mit einer BLutuntersuchung die Hormonwerte ab. Für PCO ist es typisch, dass sowohl der LH-Spiegel (luteinisierendes Hormon), als auch die Werte für einzelne oder auch alle männlichen Hormone (Testosteron, Androstendion, DHEA/DHEAS) sowie für das milchbildenden Hormons Prolaktin stark erhöht sind. Ob die beschriebene Insulinresistenz vorliegt, kann der Arzt durch einen Zuckertest feststellen.
Um sicherzugehen, dass ein erhöhter Androgenwert auf eine Überproduktion in den Eierstöcken und nicht in den Nebennieren zurückzuführen ist, führt der Arzt einen Dexamethason-Test durch.

Ist PCOS heilbar?

Das PCO-Syndrom an sich ist nicht heilbar. Allerdings lassen sich die Beschwerden lindern. Welche Art der Behandlung nach der Diagnose angezeigt ist, ist davon abhängig, ob die betroffene Frau einen Kinderwunsch hat oder nicht.

Welche Therapien helfen Patientinnen ohne Kinderwunsch?

Um die Bildung männlicher Sexualhormone zu unterdrücken, hilft die Einnahme einer Anti-Baby-Pille mit zusätzlich antiandrogener Wirkung. Dadurch normalisiert sich in der Regel die Körperbehaarung und auch andere Begleiterscheinungen wie fettige Haut und Akne gehen zurück.

Welche Therapien helfen Patientinnen mit Kinderwunsch?

Die Pille ist für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch natürlich langfristig keine Option. Dennoch verschreibt der Arzt sie häufig, um zunächst den Zyklus zu normalisieren. Dann folgt eine Therapie, die den Eisprung fördert und so eine Schwangerschaft ermöglichen soll. Häufig wird dazu das Mittel Clomifen eingesetzt. Wird die Patientin dennoch nicht schwanger, kann der behandelnde Arzt auch zu anderen Hormonen greifen. Das Spritzen von Gonadotropin (LH, FSH) birgt allerdings das Risiko, dass sich sehr viele Follikel bilden und Mehrlinge entstehen.
Aus diesem Grund ist auch eine künstliche Befruchtung beim PCO-Syndrom mit größeren Risiken verbunden.  Um eine Hyperstimulation der Eierstöcke bei PCO-Patientinnen zu minimieren, ist eine IVM eine Möglichkeit. Bei der In-Vitro-Maturation, also der Nachreifung unreif entnommener Eizellen im Labor, ist schon eine Hormonstimulation über drei Tage (statt sonst 7 bis 10) ausreichend. Der Frauenarzt punktiert die unreifen Eizellen ähnlich wie bei der herkömmlichen IVF und lässt sie dann in einer Nährlösung in 30 Stunden nachreifen, bevor sie künstlich befruchtet werden. Das Verfahren steckt jedoch noch in den Kinderschuhen und wird derzeit am Universitätsklinikum Lübeck weiter erforscht. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten einer IVM-Behandlung nicht.
Weitaus häufiger wird PCOS mit Metformin behandelt. Das Diabetes-Medikament senkt den Blutzuckerspiegel und regt gleichzeitig die Follikelbildung und den Eisprung an. Der Wirkstoff ist zwar in Deutschland nicht zur PCO-Therapie zugelassen, der Arzt kann Metformin aber verschreiben, wenn er die Patientin umfassend über eine Ernährungsumstellung informiert, die mit der Einnahme einhergehen muss. In der Schwangerschaft haben Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes.

Welche Therapien helfen PCO-Patientinnen mit Diabetes?

Geht PCOS mit Diabetes Typ 2 (bzw. Insulinresistenz) und Übergewicht einher, hilft häufig dieselbe Maßnahme gegen beide Krankheitsbilder. Das Erreichen eines gesunden Gewichts und mehr Bewegung bringen häufig sowohl den Stoffwechsel als auch den Zyklus wieder ins Gleichgewicht. Die Insulinempfindlichkeit der Zellen steigt durch das Abnehmen wieder und es werden weniger männliche Geschlechtshormone produziert. Die Chance auf eine Schwangerschaft steigt.
Bereits eine Gewichtsreduzierung um 5 Prozent, so neueste Forschungen, kann die Symptome deutlich reduzieren.
Schlanken Patientinnen mit Insulinresistenz hilft weiteres Abnehmen hingegen nicht. Sie müssen in der Regel Hormone einnehmen, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen.

Kann man dem PCO-Syndrom vorbeugen?

Es ist nicht ausreichend erforscht, wie die einzelnen Faktoren konkret zur Entstehung des PCO-Syndroms führen. Da Übergewicht und Diabetes aber häufig in Kombination mit dem PCO-Syndrom auftreten, ist es sinnvoll, ihre Entstehung durch eine gesunde Ernährung und viel körperlicher Bewegung zu verhindern.
Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen sind aber häufig auch die Folge von PCOS. Um schwere gesundheitliche Beschwerden zu vermeiden, ist es wichtig, bei einem Verdacht möglichst früh zum Frauenarzt zu gehen.


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