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Medizin Operationen bei Kindern: Das sind die häufigsten Eingriffe

Babyfüße
© aviahuisman / Shutterstock
Leistenbruch, Blutschwamm, Nabelbruch – manchmal müssen schon kleine Kinder operiert werden. Ein Überblick über die zehn häufigsten Eingriffe.

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Eltern wollen nur das Beste für ihre Kinder, wenn sie tatsächlich mal operiert werden müssen. Die richtige Adresse sind daher erfahrene Kinderchirurg:innen, da sie ihre kleinen Patienten ganzheitlich betrachten. Sie konzentrieren sich nicht auf ein einzelnes Organ oder Körperteil, sondern versuchen, den altersabhängigen Besonderheiten jedes Kindes gerecht zu werden. Bei jedem Eingriff berücksichtigen sie, dass der kleine Patient noch wächst und sich damit auch der operierte Bereich verändern wird. Sie sind erfahren darin, in die teilweise winzigen Körperregionen von Kindern schonend einzugreifen. Und: Kinderchirurg:innen arbeiten Hand in Hand mit Kinderanästhesist:innen. Also mit Narkoseärzt:innen, die besonders viel Erfahrung darin haben, Kinder jeden Alters in einen schmerzunempfindlichen Tiefschlaf – nichts anderes ist eine Narkose – zu versetzen und wieder aufwachen zu lassen.

Operationen bei Kindern finden meist unter Vollnarkose statt

Die meisten Operationen bei Kindern werden unter Vollnarkose gemacht. Kinder stresst das ganze Drum und Dran einer Operation so sehr, dass sie nicht still halten können. Doch die Narkosetechnik ist mittlerweile so ausgereift, dass Zwischenfälle bei Kindern nur noch sehr selten auftreten. So gibt es heute: Geräte, die es ermöglichen, Herzschlag, Sauerstoffsättigung, Blutdruck, Körpertemperatur und Beatmungswerte des Kindes laufend zu überwachen; spezielle Beatmungsmasken (Larynxmasken), die über den Kehlkopf gelegt werden und in vielen Fällen den klassischen Beatmungsschlauch (Tubus) in der Luftröhre ersetzen können. Die empfindlichen Atemwege von Kindern werden so geschont, denn es gibt Narkosemittel, mit denen sich Dauer und Intensität der Narkose punktgenau steuern lassen.

Das sind die zehn häufigsten Operationen bei Kindern

Hier findet ihr die wichtigsten Informationen über die häufigsten Eingriffe bei Kindern und darüber, ob sie ambulant oder stationär stattfinden.

Blasenreflux

Was ist das? Aus der Blase fließt Urin in die falsche Richtung und staut sich im Harnleiter und in der Niere. Ursache ist häufig eine minimale Fehlbildung an der Stelle, wo die Harnleiter in die Blase münden.
Wann wird operiert? Wenn trotz der Behandlung mit Medikamenten immer wieder Harnwegsinfekte auftreten. Denn diese schädigen mit der Zeit die Nieren.
Was wird gemacht? Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder verengt der Chirurg – endoskopisch über die Harnröhre – die Einmündung des Harnleiters in die Blase. Oder er versetzt im Rahmen einer offenen Bauchoperation den Harnleiter etwas.
Ambulant oder stationär? Stationär; nach dem endoskopischen Eingriff für zwei Tage, nach der offenen Operation etwa fünf Tage.

Blutschwamm

Was ist das? Eine gutartige, blaurote Wucherung von Blutgefäßen, häufig im Gesicht.
Wann wird operiert? So bald wie möglich, denn Blutschwämme können sehr rasch wachsen.
Was wird gemacht? Sehr kleine Blutschwämme werden vereist, größere Hämangiome mit Laser entfernt. Manchmal schneidet der Chirurg die Wucherung auch einfach mit dem Skalpell heraus.
Ambulant oder stationär? Ambulant.

Hypospadie

Was ist das? Eine angeborene Fehlbildung der Harnröhre: Ihre Öffnung liegt nicht an der Penisspitze, sondern weiter hinten, häufig am Penisschaft. Betroffen ist etwa einer von 200 neugeborenen Jungen.
Wann wird operiert? Meist im ersten Lebensjahr, da viele Eltern psychische Folgen für ihr Kind fürchten. Kinderchirurg:innen  operieren aber lieber später, da der Eingriff bei größeren Kindern leichter fällt.
Was wird gemacht? Es gibt mehrere Techniken. Häufig verschließt der Chirurg die Harnröhre mit einem Hautläppchen aus der Vorhaut.
Ambulant oder stationär? Stationär für eine Woche.

Leistenbruch

Was ist das? Rund drei Prozent aller Kinder haben von Geburt an im Leistenbereich eine Lücke in der Bauchwand. Schiebt sich eine Darmschlinge oder, beim Mädchen, ein Eierstock in diese Lücke, sieht man von außen eine Beule am Unterbauch.
Wann wird operiert? Sobald die Diagnose feststeht. Denn das eingeklemmte Gewebe kann absterben und zum Beispiel einen Darmverschluss oder eine Bauchfellentzündung verursachen.
Was wird gemacht? Der Chirurg oder die Chirurgin macht einen Schnitt in die Leiste, schiebt den Inhalt des Bruchsacks in den Bauch zurück und verschließt die Lücke.
Ambulant oder stationär? Babys müssen für eine Nacht in der Klinik bleiben. Größere Kinder werden ambulant operiert.

Magenpförtner-Krampf

Was ist das? Der Muskel am Übergang vom Magen zum Dünndarm ist ungewöhnlich dick und hart. Um die Nahrung dennoch hindurchzubefördern, krampft der Magen so sehr, dass die Nahrung den falschen Weg nimmt und sich das Baby eine halbe Stunde nach jeder Mahlzeit schwallartig erbricht.
Wann wird operiert? Sobald wie möglich, denn die betroffenen Babys nehmen rasch ab und trocknen aus.
Was wird gemacht? Mit einem Schnitt am Nabel öffnet der Arzt oder die Ärztin den Bauch und spaltet den Magenpförtnermuskel.
Ambulant oder stationär? Stationär für eine knappe Woche. Die Kinder sind vom vielen Erbrechen oft sehr geschwächt.

Probleme mit den Gaumenmandeln

Was ist das? Die Mandeln sind entweder mehrmals im Jahr eitrig entzündet oder so stark vergrößert, dass sie das Kind beim Essen, Atmen und Schlafen beeinträchtigen.
Wann wird operiert? Möglichst nicht vor dem vierten Geburtstag, da die Mandeln eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen.
Was wird gemacht? Häufig entzündete Mandeln schält man meist ganz heraus. Stark vergrößerte, nicht entzündete Mandeln entfernt man nur teilweise.
Ambulant oder stationär? Stationär für eine Woche – wegen der Gefahr von Nachblutungen.

Nabelbruch

Was ist das? Eine angeborene Lücke in der Bauchwand an der Stelle, an der vor der Geburt die Nabelschnur angesetzt hat. Durch diese Lücke können sich Darmschlingen nach außen schieben und eine große, aber ungefährliche Beule bilden.
Wann wird operiert? Nicht vor dem sechsten Lebensmonat, eher später. Denn Nabelbrüche bilden sich in den ersten Lebensjahren oft von selbst zurück.
Was wird gemacht? Die Chirurgin oder der Chirurg öffnet die Bauchdecke, schiebt den Darm zurück und näht die Lücke zu.
Ambulant oder stationär? Ambulant.

Nabelbruch

Paukenerguss

Was ist das ? Hinter dem Trommelfell, in der Paukenhöhle, hat sich Flüssigkeit angesammelt, die das Kind beim Hören stört. Betroffen sind meist Kinder mit Polypen oder häufigen Mittelohrentzündungen.
Wann wird operiert? Wenn der Erguss nicht innerhalb von drei Monaten abtrocknet.
Was wird gemacht? Der Arzt oder die Ärztin macht einen kleinen Schnitt ins Trommelfell und lässt das Sekret abfließen. Kindern, die immer wieder Flüssigkeit im Ohr haben, setzt er anschließend ein Lüftungsröhrchen ein, damit der Erguss im Mittelohr eintrocknen kann.
Ambulant oder stationär? Ambulant.

Phimose

Was ist das? Die Vorhaut ist so verengt, dass das Kind Probleme beim Wasserlassen hat. Außerdem entzündet sich die Eichel immer wieder.
Wann wird operiert? Abhängig vom Ausmaß der Beschwerden.
Was wird gemacht? Der Chirurg entfernt entweder die halbe oder die gesamte Vorhaut. Wird nur der verengte Vorhautteil weggenommen, kann sich die Phimose erneut bilden.
Ambulant oder stationär? Ambulant.

Polypen

Was ist das? Die Rachenmandel ist so dick und vergrößert, dass das Kind kaum durch die Nase atmen kann und beim Schlafen schnarcht. Weil die Wucherung außerdem den Belüftungsgang zwischen Nase und Ohr verlegt, hören Polypenkinder schlecht, sind häufig erkältet und leiden oft unter Mittelohrentzündung.
Wann wird operiert? Obwohl sich die Polypen nach dem siebten Lebensjahr meist zurückbilden, muss oft schon vorher operiert werden. Zum Beispiel, wenn die Wucherung das Kind zu sehr beim Hören und damit beim Sprechenlernen behindert. Oder wenn ein Kind deshalb ständig krank ist.
Was wird gemacht? Mit einem Spezialinstrument schält der Arzt oder die Ärztin die Rachenmandel von der Rachenwand ab.
Ambulant oder stationär? Ambulant.

Quellen:

Kinder- & Jugendärzte im Netz, Robert Koch-Institut, gesundheitsinformationen.de

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