VG-Wort Pixel

Krankes Kind Nach der OP gleich wieder nach Hause?

Krankes Kind: Nach der OP gleich wieder nach Hause?
© kdshutterman / iStock
Leistenbruch, Polypen, Ohrprobleme – manchmal kommen schon kleine Kinder um eine Operation nicht herum. Was ist dann besser: ambulant operieren oder mit dem Kind im Krankenhaus bleiben?

Artikelinhalt

Mein Kind muss ins Kranken­haus! Dass Eltern bei diesem Gedanken mulmig wird, ist nur zu verständlich. Aber es gibt gute Nachrichten: Eine Operation verläuft heute in den allermeisten Fällen weit schonender als noch vor einigen Jahren. Zum einen, weil die Anästhesie in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat – kleine Kinder können heute sanfter und dosierter betäubt werden als vor zehn Jahren. Zum anderen, weil dank minimal invasiver Verfahren auch das Operieren selbst erheblich schonender geworden ist.
Kein Wunder, dass auch kleine Kinder im­mer öfter nicht unbedingt über Nacht in der Klinik bleiben müssen. Das erspart ihnen und ihren Eltern eine Menge Stress.

Ablenkung ist das beste Mittel gegen die Angst vor dem Pieks. Dass Spritzen gar nicht wehtun, wäre gelogen.

Was geht ambulant?

Krankes Kind: Nach der OP gleich wieder nach Hause?
© FluxFactory / iStock

Nach diesen Eingriffen dürfen Kinder in der Regel noch am selben Tag wieder nach Hause:

• Entfernung der Rachenmandeln („Polypen“)
• Teilentfernung der Gaumenmandeln (Fachausdruck: Tonsillotomie)
• Operation am Trommelfell, ggf. mit Einsetzen eines Paukenröhrchens
• OP wegen Nabel-­ und Leisten­bruch
• Penis­ und Hodenoperationen (z. B. bei Vorhautverengung, Wasserbruch, Hodenhochstand, Gleithoden)
• Metallentfernung nach Knochen­verletzungen

Hat ein Kind Asthma, einen schwer einzustellenden Diabetes, Gerinnungsstörungen, Herzprobleme oder andere chronische Krankheiten, wird der Arzt dagegen mit den Eltern besprechen, ob eine Operation mit stationärem Aufenthalt nicht doch die bessere Lösung ist.

Kleine Kinder können noch nicht wirklich verstehen, weshalb sie operiert werden müssen. Ihnen hilft in dieser Situation, wenn die Eltern bei ihnen sind und Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.

Wie groß sind die Risiken?

Krankes Kind: Nach der OP gleich wieder nach Hause?
© blanscape / iStock

Ambulante Operationen unterliegen dem sogenannten Facharzt­-Standard.
Das bedeutet: Nur erfahrene Fachärzte für Kinderchirurgie und für Anästhesie dürfen ambulante Operationen bei Kindern durchführen. Außerdem müssen Praxen und Kliniken bestimmte hygienische, räumliche, organisatorische und technische Voraussetzungen erfüllen. Daher kommt es bei uns in Deutschland zum Glück äußerst selten zu schweren Komplikationen.

Wenn Fachleute Bedenken gegen ambulante Operationen haben, richten die sich vor allem gegen Zahnärzte und die bei ihnen nach Bedarf arbeitenden Anästhesisten. Manche dieser Narkosespezialisten haben zu wenig Erfahrung mit Eingriffen bei Kindern. Leider lässt sich das für Eltern nicht immer auf Anhieb erkennen – „Kinderanästhesist“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung, das heißt, der Arzt, der sie trägt, hat unter Um­ständen gar keine spezielle Ausbildung. Gut, wenn Dein Kind von einem Narkosearzt betreut wird, der in einer Kinderklinik ausgebildet wurde und sich auf Kinder spezialisiert hat.

Schmerzen graben sich ein. Und das besonders bei Kindern, denn ihr Gehirn ist noch sehr formbar. Deshalb ist eine „vorausschauende“ Schmerztherapie besser als Behandlung nach Bedarf.

Praxis oder Klinik?

Krankes Kind: Nach der OP gleich wieder nach Hause?
© monkeybusinessimages / iStock

Ob sie den ambulanten Eingriff lieber in einer Klinik oder bei einem niedergelassenen Kinderchirurgen bzw. in einem Operationszentrum durchführen lassen, entscheiden die Eltern.
Für die Klinik spricht, dass das Kind im Fall einer Komplikation problemlos auch über Nacht bleiben kann. Komplikationen kommen nur bei ein bis zwei Promille aller Eingriffe vor – und selbst dabei handelt es sich in der Regel nicht um dramatische Notfälle, sondern um kleinere Probleme wie etwa Erbrechen oder er­schwerte Atmung, weil dem Kind ein Infekt zu schaffen macht.

Auch bei den niedergelassenen Kinderchirurgen ist die Zahl der „Früh-­ und Spätkomplikationen“ sehr niedrig, sie liegt um 0,5 Prozent. Der Begriff „Komplikation“ umfasst auch hier selbst die winzigste Nachblutung.
Für die Praxis spricht, dass die Atmosphäre oft entspannter ist, die Eltern und oft auch die Kinder den Arzt bereits kennen und daher ein Vertrauensverhältnis aufbauen konnten. Das vermindert unter Umständen den Einsatz von angstlösenden Medikamenten. Wenn Kinder vor der OP kein Beruhigungsmittel brauchen, er­leichtert das die Aufwachphase.
Auf einen zum Glück sehr, sehr seltenen Notfall sind selbstverständlich auch kinder­chirurgische Praxen eingestellt. Sie arbeiten eng mit Kliniken zusammen und haben ein Not­fall­-Equipment zur Verfügung. Die Ärzte müssen entsprechende Fortbildungen nachweisen.
Sowohl in Kliniken als auch in Praxen werden die Eltern vor und nach dem Eingriff gründlich informiert. Und natürlich dürfen sie jederzeit anrufen.

Vor­ und Nachteile im Überblick

Klinik
Vorteile:
1. Meist mehr erfahrene Ärzte präsent als in einer Praxis.
2. Sollte ein Kind doch noch eine Nacht zur Beobachtung bleiben, ist kein Kran­kentransport notwendig.

Nachteile:
1. Der Klinikbetrieb kann Kind und Eltern zusätzlichen Stress bescheren.
2. Ärzte und Schwestern wechseln.

Praxis
Vorteile:
1. Die Eltern wissen vorher genau, wer ihr Kind operiert.
2. Da Kinder oft weniger Beruhigungsmittel vor dem Eingriff brauchen, wachen sie leichter aus der Narkose wieder auf.

Nachteile:
1. Die Verantwortung ruht meist auf einem einzelnen Arzt.
2. Für eine eventuelle stationäre Nachbeobachtung muss erst ein Bett im Krankenhaus organisiert werden.

Sensible Überwachung: Die modernen Monitorsysteme, die heute zur Narkoseüberwachung eingesetzt werden, sind hochsensibel. Entscheidend ist jedoch die Erfahrung, die der Anästhesist mit Kindernarkosen hat.

Mehr zum Thema