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Erziehung Neun Sätze, die für Kinder wichtig sind

Erziehung : Neun Sätze, die für Kinder wichtig sind
© Liderina / iStock
Wir Eltern reden den ganzen Tag mit unseren Kindern, doch es gibt Sätze, die sind besonders - sie wirken positiv und bewirken mehr Verständnis für einander. Der amerikanische Erziehungsexperte Jim Taylor hat über das Thema ein Buch geschrieben "Your Childrean are Listening" heißt es.

1. Ich hab dich lieb, egal, was du tust

Lange bevor sie selbst sprechen, können Kleinkinder und sogar Babys uns verstehen. Durch die Tonlage unserer Stimme, den Blickkontakt, die körperliche Nähe. Ein "Ich hab dich lieb" ist bei kleinen Kindern die unmittelbare Beantwortung ihrer Bedürfnisse. Nur wer erfährt, dass jemand kommt, wenn man weint, lernt: "Ich bedeute etwas. Ich werde geliebt." Von dieser sicheren Basis aus können Kinder vertrauensvoll die Welt entdecken.
Klar, manchmal machen sie es uns nicht leicht: Wenn sie nach elf Gutenachtliedern immer noch nicht einschlafen wollen. Oder die Spaghetti quer durch die Küche feuern. Dann reagieren wir genervt. Oder schreien. Das ist alles menschlich.
Und trotzdem falsch. Kinder kennen den Unterschied noch nicht zwischen "Mami mag mein Verhalten nicht" und "Mami mag mich nicht". Erst im Alter von etwa zehn Jahren können sie das wirklich auseinanderhalten. Deshalb ist es wichtig, sachlich zu bleiben. Und auch wenn man konsequent sein muss, klarzumachen: "Wir haben dich lieb, auch wenn du dich falsch verhalten hast." Widersprüchliche Botschaften sind schlecht: Statt wütend am Bettrand das elfte "La-le-lu" zu singen, sind klare Signale wichtig: "Nein, ich bin selbst müde. Das Gutenachtritual ist zu Ende."

2. Du schaffst das! Ich trau dir das zu!

Das Gefühl, etwas geschafft zu haben, macht Kinder glücklich. Sprechen Sie Ihrem Kind Mut zu, reagieren Sie nicht enttäuscht, wenn etwas noch nicht klappt. "Die Aufgabe von Eltern ist es eigentlich nur, die Ziele so zu setzen, dass sie erreichbar sind", sagt Taylor. Der Familienalltag sei voll von "Erfolgsaufgaben" wie Anziehen, Tisch decken, bei den Einkäufen helfen, Früchte schneiden … Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

3. Du darfst Fehler machen

Niemand erwartet, dass Kinder sofort alles können. Nur wer Fehler macht, lernt, Probleme zu lösen. Eltern sollten es sich zum Ziel machen, Fehler als das zu sehen, was sie sind: eine Information. Sagen Sie das ruhig auch der Kindergartenerzieherin, die sich beklagt, dass Ihre Tochter ihre Hausschuhe verschlampt, oder dem Kinderarzt, der "entsetzt" feststellt, dass das Kind noch keinen Ball fangen kann.
Und reagieren Sie selbst nicht ungehalten, wenn Ihr Kind heute schon zum 17. Mal stolpert oder die Milch ausschüttet. Was Kinder später brauchen, sagt Taylor, sei nicht die Fähigkeit, Fahrrad fahren oder exakt ausmalen zu können, sondern der Wille, etwas Neues zu probieren, ohne Angst vor Misserfolg.

4. Schau, was du gemacht hast

Richtig loben und richtig schimpfen sind Riesenthemen im Erziehungsalltag. "Gut gemacht" ist zum Beispiel ein unnützes Lob. Es verpufft, denn es betont nicht, WAS das Kind gut gemacht hat.
Kinder wissen oft nicht, wie sie zu einem Ergebnis gekommen sind – und deshalb auch nicht, was sie tun sollten, damit der Purzelbaum auch beim nächsten Mal klappt. Taylor wünscht sich deshalb Eltern, die nicht loben, sondern "einfach nur hervorherben, was das Kind gerade getan hat": Wow, du bist ganz allein auf die Schaukel geklettert.

5. Es ist gut, wie du es machst

Viele Eltern sind dauernd damit beschäftigt, ihre Kinder zu korrigieren. Aber stellen Sie sich mal vor, Sie hätten eben etwas geschafft, auf das Sie sehr stolz sind – und bekämen jetzt zu hören: "Damit du richtig schaukeln kannst, musst du die Beine höher nehmen", "Besser ist, wenn die Gurkenscheiben nicht so dick werden." Was ankommt, ist: "Egal, wie du dich anstrengst, es reicht nicht." Aber wie lernen Kinder dann, es richtig zu machen? Taylor: "Ganz automatisch. Durch Praxis und Beobachtung."

6. Ich bin dein sicherer Hafen

Kinder brauchen das Gefühl, dass die Welt ein sicherer Platz ist. Dazu gehört ein sicherer Hafen, von dem aus man in See stechen kann. Das ist anfangs ein Ort, an dem die Großen reagieren, wenn die Kleinen weinen, und auf Gefühle wie Hunger, Angst, Langeweile eingehen.
Später, wenn Kinder mobil werden, bedeutet ein sicherer Hafen: Eltern, die wachsam sind und trotzdem Raum für Selbstständigkeit lassen. Die einem das Gefühl vermitteln, die Situation im Griff zu haben – auch wenn mal das Knie blutet. Die nicht sofort hinrennen, sondern erst mal fragen: "Alles okay?", und ihrem Kind damit die Option offenhalten, sich selbst zu helfen.

7. Der andere ist uns nicht egal

Kinder sind geborene Egoisten. Manchmal ziehen sie scheinbar ohne ein Fünkchen Mitgefühl ihr Ding durch, und man zweifelt, ob sie jemals lernen, etwas zu teilen. Dabei müssen sie zuerst lernen, wie man Emotionen richtig deutet und auf sie reagiert: durch Anschauungsunterricht bei den Erwachsenen.
Fassen Sie Gefühle in Worte: "Du, der Leo möchte auch eine Schaufel haben. Er ist ganz schön wütend. – Was können wir dagegen tun? Vielleicht das Förmchen hergeben?" Wenn Eltern übersetzen, bleiben Gefühle wie Kummer, Angst, Hilflosigkeit, Wut, Freude, Glück nicht unbemerkt und werden irgendwann zum Begriff.

8. Hast du Danke gesagt?

Die Grundformen von Höflichkeit können schon Kleinkinder lernen. Am besten auch hier durch Vorbilder. Sie finden es spießig, Ihrem Mann für den Abwasch zu danken? Ihrer Frau fürs Kochen? Warum sollen es dann Ihre Kinder sagen, wenn ihnen etwas geschenkt wurde? Taylor: "Das einzige Wort, das sich auch bei inflationärem Gebrauch nicht abnützt, ist das Wort Danke."

9. Nein heißt Nein

Etwas zu verbieten führt häufig zum Konflikt. Und zur Inkonsequenz. Denn Kinder wissen meist genau, wo sie drücken müssen, damit wir nachgeben – weil wir müde sind, abgelenkt, oder weil Publikum zusieht. Leider schützt das Kinder aber nicht davor, die Lektion dann schmerzvoll in der Zukunft zu lernen. Irgendwann kommt man mit Quengeln oder Bocken nämlich nicht weiter. Besser, sie machen diese wichtige Erfahrung schon in der Familie. Mit einem sachlichen, standhaften Nein.


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