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Milchbildung anregen So kannst du den Milchfluss ankurbeln

Milchbildung anregen
© shurkin_son / Shutterstock
Unzureichende Milchbildung ist der am häufigsten genannte Grund für frühzeitiges Abstillen. Wir erklären dir, was die Ursachen für geringe Milchmengen sein können und wie du die Milchbildung anregen kannst. 

Es gibt Mütter, bei denen kommt die Muttermilch wie aus einer nicht versiegenden Quelle – jederzeit, überall und in großen Mengen. Doch so geht es bei weitem nicht allen Müttern. Wenn du auch eher zu denen gehörst, die eventuell ein bisschen nachhelfen müssen, solltest du nicht verzweifeln, denn du kannst die Milchbildung anregen. Hierfür stehen dir deine Nachsorgehebamme und eine Stillberatung zur Verfügung, aber auch wir haben einige Tipps zu dem Thema, die dir sicherlich weiterhelfen können.

Milchbildung anregen: Geduld und dem Körper vertrauen

Es ist ganz normal, dass es nach der Geburt etwas dauert, bis sich die Milchproduktion eingespielt hat. Geringe Milchmengen sind gerade in den ersten Tagen kein Grund zur Sorge. Bis zum vierten Tag nach der Geburt steigt die Milchproduktion stetig an. Erst kommt die Vormilch (das sogenannte Kolostrum), später die reife Muttermilch.

Danach ist es wichtig, das Baby regelmäßig anzulegen und die Brust oft zu entleeren, denn durch den Saugreiz wird die Milchmenge ganz natürlich erhöht. Wird hingegen zu wenig gestillt, reduziert sich nach und nach die Milchproduktion. Mit dem Milcheinschuss, der etwa um den dritten, vierten Tag nach der Geburt eintritt, vermehrt sich die Muttermilch noch einmal in einem Schub. Auch hier sollte weiter regelmäßig gestillt werden, schon allein, um die eventuell auftretenden Schmerzen in den Brüsten zu lindern. Nach etwa vier Wochen sollte sich die Menge der vorhandenen Milch eingependelt haben. Dann produzieren die Brüste in etwa 750 Milliliter Milch pro Tag.

Das sind die Anzeichen für zu geringe Milchbildung

Keine Sorge: Ist dein Baby agil mit rosiger Gesichtsfarbe, einer kontinuierlichen Gewichtszunahme und regelmäßig vollen Windeln, weist dies darauf hin, dass es genügend Milch zu sich nimmt. Solltest du zu wenig Milch produzieren, kannst du dies an folgenden Anzeichen an deinem Baby erkennen:

  • verringerter Urinfluss
  • verzögerter Stuhlgang 
  • Gewichtsverlust
  • Gelbsucht
  • extreme Schläfrigkeit
  • Unruhe und Frustration beim Stille

Wenn du ganz sicher sein möchtest, wieviel Milch dein Baby zu sich nimmt, kannst du es über einen Zeitraum von 24 Stunden jeweils vor und nach dem Stillen wiegen. Hier kann auch eine Hebamme oder Stillberatung helfen.

Hier kannst du noch zusätzliche Informationen zum Thema bekommen: Hab ich zu wenig Milch?

Wenn es doch nicht reicht: So kannst du die Milchbildung anregen

Hast du festgestellt, dass deine Muttermilch nicht ausreicht, gibt es verschiedene Tricks, wie du die Milchbildung anregen kannst. Hierbei solltest du zunächst auf ganz natürliche Wege und Mittel setzen, die der Natur einfach nur ein wenig auf die Sprünge helfen können.

Häufig stillen

Die Nachfrage regelt das Angebot: Je öfter du stillst und deine Brüste entleert werden, desto mehr Milch wird produziert. Du kannst 8 bis 12 Mal pro Tag stillen. Achte hier darauf, dass du deinem Kind bei jeder Stillmahlzeit beide Brüste anbietest. Damit die Milch besser fließt, kannst du vor dem Stillenwarme Kompressen auf deine Brüste legen. 

Abpumpen

Mehr Milch wird nur gebildet, wenn die Brust zuvor entleert wurde. Hier kannst du natürlich nachhelfen, indem du zusätzlich Milch mit einer Milchpumpe abpumpst, falls dein Baby nicht genug getrunken hat.

Kuschelfaktor

Dieser Faktor wird oft unterschätzt. Kuschelst du mit deinem Baby, schüttet dein Körper das Hormon Oxytocin aus, welches nicht nur die Beziehung zwischen dir und deinem Kind stärkt, sondern auch die Milchbildung anregt. Was spricht also gegen eine ausgedehnte Kuschelrunde vor dem Stillen?

Stillposition ändern

Es ist schon erstaunlich, welch große Wirkung es haben kann, wenn du deine Stillposition änderst. Also überprüfe doch mal, ob du und dein Kind beim Stillen wirklich bequem sitzt oder liegt. Manchmal führt eine nicht ganz entspannte Haltung dazu, dass die Milch nicht richtig fließt und /oder dein Kind nicht richtig trinkt. Eine unbequeme Haltung kann außerdem Stress auslösen, was ebenfalls zu Stillproblemen führen kann.

Baby wach halten

Wenn du die Milchbildung anregen möchtest, ist es hinderlich, wenn dein Baby beim Stillen ständig einschläft. Um das zu verhindern, hilft es manchmal, wenn du während des Stillens die Fußsohlen deines Babys kraulst und mit ihm sprichst. Hilfreich kann auch eine Stillposition sein, bei der das Baby auf deinem Schoß sitzt und du seinen Kopf hältst. Die aufrechte Position wird dein Kind eher wachhalten als eine Stillposition im Liegen. 

Mit diesen Hausmitteln kannst du die Milchbildung anregen

Wenn die oben genannten Verhaltensweisen nicht helfen, deine Milchbildung anzuregen, kannst du es auch mit alten, bewährten Hausmitteln probieren. Die Wirkung dieser Mittelchen sind zwar nicht alle wissenschaftlich erwiesen, doch Hebammen können hier zumindest von guten Erfahrungen sprechen.

Stilltee

Stilltee, zumeist eine Fenchel-Anis-Kümmel-Mischung, gibt es in jeder Drogerie, im Reformhaus oder der Apotheke. Zwei große Tassen täglich sollten deinen Milchfluss positiv beeinflussen. Zudem kann das Kräutergemisch auch deinem Baby helfen, falls es unter Blähungen und/oder Bauchkrämpfen leidet. Weitere Kräuter, denen eine milchbildende Wirkung nachgesagt wird, sind: Ba­si­li­kum, Bocks­horn­klee, Brenn­nes­sel, Dill, Ei­sen­kraut, Geiss­rau­ten­kraut, Ko­ri­an­der, Kreuz­küm­mel, Ma­jo­ran und Me­lis­se. Finger weg von Pfefferminze und Salbei! Diese Kräuter sind bekannt dafür, den Milchfluss zu reduzieren.

Trinken, trinken, trinken

Überhaupt solltest du viel trinken. Wer wenig oder kaum trinkt, riskiert, dass der Milchfluss ins Stocken gerät. Als Flüssigkeitszufuhr eignen sich insbesondere Kräutertees, Wasser und Fruchtsaftschorlen.

Bier

Viele Mütter schwören auf alkoholfreies Bier oder Malzbier, um die Milchbildung anzuregen. Aber bitte wirklich nur die alkoholfreie Variante trinken, denn Alkohol schadet deinem Baby.

Bestimmte Lebensmittel

Die Milchbildung anregen sollen auch Lebensmittel wie Hafer, Malz, Griess, Gerste oder Spargel. Auch dies ist nicht wissenschaftlich bewiesen, aber ein Versuch lohnt sich. 

So läuft es richtig: Ernährung in der Stillzeit

Milchbildung anregen: Wenn wirklich gar nichts hilft ...

Wenn du alles mögliche ausprobiert hast und nichts wirklich helfen will, solltest du deinen:r Frauenärzt:in um Rat bitten. Es gibt auch Medikamente, die die Milchbildung anregen können. Diese Mittel (Metoclopramid oder  Domperidon beispielsweise) steigern nämlich den Spiegel für das Hormon Prolaktin, welches für die Milchbildung zuständig ist. Allerdings kann es hier – wie bei allen Medikamenten – zu Nebenwirkungen kommen. Lass dich daher unbedingt von einem Arzt oder einer Ärztin beraten.

Zu wenig Milch: Mögliche Gründe für stockende Milchproduktion

Wenn es Hinweise darauf gibt, dass dein Baby zu wenig Milch bekommt, liegt dies häufig an der Stilltechnik bzw. bestimmten Verhaltensmuster rund ums Stillen. Folgende Gründe kommen in Betracht und sollten möglichst von dir und deiner Hebamme genauestens unter die Lupe genommen werden:  

  • Falsche Anlegetechnik
  • Stillen unter Stress
  • Mangelhafte Saugtechnik – möglicherweise durch die Verwendung von Schnuller oder Stillhütchen, die zu  einer sogenannten Saugverwirrung beim Baby führen können
  • Unzureichendes Stillmanagement wie beispielsweise unregelmäßige, eingeschränkte Stillzeiten oder Trennungen von Mutter und Kind
  • Zu seltenes Abpumpen
  • Zusätzliche Gabe von Tee, Wasser, Milch

Kommt hier etwas als möglicher Grund in Frage, kannst du versuchen, die Abläufe etwas anzupassen. Möglicherweise hilft dies schon, um die Milchbildung anzuregen.

Medizinische Gründe für wenig Muttermilch

Es kann aber auch medizinische Gründe geben, die dazu führen, dass die nötige Menge Muttermilch ausbleibt. In diesen Fällen reichen die oben genannten Tipps meist nicht aus, sonders du solltest in diesem Fall mit deinem:r Ärzt:in besprechen, was zu tun ist. Liegt eine medizinische Ursache zugrunde, reicht es oft diese medizinisch zu behandeln, um auch die Milchbildung anregen zu können.

Hier sind einige Erkrankungen, die für eine zu geringe Menge Muttermilch verantwortlich sein können:

  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Diabetes mellitus
  • Plazentarest (Plazentaretention) in der Gebärmutter: Progesteron verhindert Milchproduktion
  • Starker Blutverlust bei der Geburt
  • Erkrankung der Hypophyse (Hirnanhangdrüse)
  • Brustoperation, Bestrahlung
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (kurz PCO)

Aber auch dein Baby kann anatomische Besonderheiten aufweisen, die dazu führen, dass es nicht ausreichende Mengen an Muttermilch aufnehmen kann. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte
  • verkürztes Zungenbändchen
  • zu tief sitzendes Lippenbändchen

Diese Besonderheiten erschweren dem Baby die Nahrungsaufnahme und schwächen seinen Saugreiz, was in der dazu führt, dass weniger Muttermilch produziert wird.

ELTERN

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