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Meningokokken B Alles, was Eltern über diese Impfung wissen sollten

Meningokokken B: Baby mit Fieber
© Ezz Mika Elya / Shutterstock
In Deutschland treten nur wenige Fälle von invasiven Meningokokken-Erkrankungen auf. Um das Risiko lebensbedrohlicher Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen zu senken, gibt es Impfungen. Die gegen Meningokokken B wird von der STIKO aber nicht für alle Kinder empfohlen. Wir erklären, wie Eltern ihr Kind trotzdem schützen können.

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Es ist äußert unwahrscheinlich, dass euer Kind aufgrund einer Meningokokken-Infektion erkrankt. Jährlich werden nur rund 250 Fälle registriert. Wenn es aber geschieht, ist die Infektion extrem gefährlich. Die durchschnittliche Todesrate durch bakteriell verursachte Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen liegt bei 10 Prozent. Wie gut, dass es Impfungen gegen die verschiedenen Varianten gibt! Wäre da nicht die STIKO, die nur die Immunisierung gegen die C-Variante allgemein empfiehlt. Für Meningokokken B gibt es zwar auch ein Vakzin, aber das hat sein Potential zum Herdenschutz noch nicht bewiesen und wird daher noch nicht für alle empfohlen. Wie Eltern ihre Kinder dennoch schützen können und was ihr dazu wissen solltet, erfahrt ihr jetzt. 

Was sind Meningokokken B?

Meningokokken sind Bakterien (Neisseria meningitidis), die im Nasen-Rachenraum siedeln. Sie können eine bakterielle Hirnhautentzündung und auch eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Es existieren verschiedene Untergruppen (Serogruppen), die sich durch ihre Oberflächenstruktur unterscheiden. Die Verteilung der Serogruppen ist weltweit unterschiedlich. In Europa, sowie auch in Deutschland, kommen hauptsächlich Infektionen mit Meningokokken B (65 bis 70 Prozent aller Fälle) und C (20 bis 25 Prozent) vor

Wie werden die Bakterien übertragen?

Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Also zum Beispiel durch Niesen oder Husten, aber auch durch Küssen. In der Luft sterben sie allerdings schnell ab. 

Wer ist besonders gefährdet?

Insgesamt gesehen kommen Erkrankungen, die durch Meningokokken verursacht werden, in Deutschland sehr selten vor. Betroffen sind weniger als drei pro einer Millionen Einwohner. Für die wenigen Erkrankten ist die Infektion aber sehr gefährlich. In zwei Dritteln der Fälle kann sie zu einer Hirnhautentzündung (Meningitis), und in einem Drittel zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen. Erkrankungen, die innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden können.

Babys und Kleinkinder (unter 5 Jahre) sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Die höchste Erkrankungsrate liegt in den ersten beiden Lebensjahren. Im Alter zwischen 15 bis 19 Jahren gibt es dann eine weitere Häufung der Fälle. Somit haben auch Jugendliche und junge Erwachsene ein vergleichsweise höheres Risiko, an einer Meningokokken-Infektion zu erkranken. 

Laut Robert-Koch-Institut lag die Sterblichkeit nach einer Meningokokken-Erkrankung in Deutschland 2019 bei knapp zehn Prozent: Auf 256 Infektionsfälle kamen 25 Todesfällen. Aufgrund der Corona-Hygienemaßnahme sind die Infektionszahlen – wie auch bei der Grippe – stark zurückgegangen. Laut einer Datenbankabfrage auf SurvStat@RKI wurden 2020 nur 140 Meningokokken-Infektionen (minus 45 Prozent) gemeldet. 36 davon in der Altersgruppe 0 bis 2 Jahre. 

Welche Krankheiten verursachen Meningokokken B?

Eine Meningokokken-Infektion kann zu einer Hirnhautentzündung und einer Blutvergiftung führen. In einigen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf. Bei einer Blutvergiftung kann es zu einem septischen Schock kommen. Diese Komplikation ist auch als Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom bekannt. Allgemein spricht man bei Erkrankungen, die durch Meningokokken hervorgerufen werden, von Invasiven Meningokokken-Erkrankungen (IME)

Welche Symptome deuten auf eine Meningokokken-Erkrankung hin?

Nach der Ansteckung kann es zwischen nur einige Stunden bis zu mehreren Tagen dauern, bis erste Symptome auftreten. Bei den meisten Betroffenen bricht die Krankheit nach drei bis vier Tagen aus. Bei einer Meningokokken-Infektion können eine Reihe von Symptomen in unterschiedlicher Kombination auftreten. Bei vielen Betroffenen machen sich zunächst grippeähnliche Symptome, wie Kopfschmerzen und Fieber, bemerkbar. Hinzu können kommen:

  • Übelkeit
  • Lichtempfindlichkeit
  • Schüttelfrost
  • Schwindel
  • Schweres Krankheitsgefühl
  • Reizbarkeit
  • Schläfrigkeit
  • Krampfanfälle
  • Nahrungsverweigerung 
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Durchfall
  • Schrilles Schreien (bei Babys)

Zusätzliche Symptome einer Hirnhautentzündung:

  • Nackensteifigkeit
  • Erbrechen

Verläuft die Erkrankung septisch, kommen häufig Hauteinblutungen und ein starker Blutdruckabfall hinzu. Am Ende versagen die Organe.

Wie wird eine Erkrankung behandelt?

Treten mehrere dieser Symptome bei eurem Kind auf, solltet ihr sofort ein Krankenhaus aufsuchen, da Meningokokken-Infektionen fast immer schwer verlaufen und sofort stationär behandelt werden müssen. Euer Kind wird in jedem Fall mit Antibiotika behandelt und eventuell auch intensivmedizinisch betreut werden. 

Wichtig: Sprecht mit eurem Arzt, ob ihr ebenfalls ein Antibiotikum nehmen solltet. So kann eine Erkrankung der Eltern, Großeltern, von Krippen-Erzieherinnen oder anderen engen Kontaktpersonen verhindert werden.

Welche Spätfolgen treten auf?

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es nach einer Meningokokken-Sepsis zu Spätfolgen kommt. Dazu gehören schwere Organschäden und stark zerstörtes Gewebe einzelner Gliedmaßen. In Einzelfällen ist eine Amputation notwendig. Eine Gehirnhautentzündung ist zwar besser behandelbar, doch auch hier drohen Spätfolgen. Nach einer Meningokokken-Meningitis  kann es zu Entwicklungsstörungen, Lähmungen, Krampfanfällen, Blindheit und einer Schädigung des Innenohrs (bis hin zur Taubheit) kommen. 

Gibt es eine Impfung gegen Meningokokken B?

Gegen Meningokokken B sind in Deutschland zwei Impfstoffe zugelassen. Bexsero® für Babys ab zwei Monaten und Trumenbra® für Kinder ab zehn Jahren. Allerdings empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung nicht für alle Kinder. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass sie von einer Impfung abrät. Vielmehr fehlen noch Daten für eine Empfehlung. Und das liegt wiederum daran, dass der Impfstoff erst seit 2013 auf dem Markt ist. 

Nach Angaben der STIKO ist u.a. noch nicht wissenschaftlich erwiesen, dass die Impfung auch eine Weitergabe der Bakterien verhindert. Dieser Effekt der Impfung sei jedoch die Voraussetzung für das Erreichen einer Herdenimmunität. Und nur wenn diese in Aussicht stehe, rechtfertige das auch die Impfung des Einzelnen, zumal die Zahl der Fälle in Deutschland ohnehin sehr gering ist. Heißt in Kurzform: Nur wenn die Impfung nicht nur dem einzelnen Kind nützt, sondern auch der Allgemeinheit, wird die STIKO sie für alle empfehlen. 

Eltern, die ihre Kinder nicht nur vor dem Serotyp C (denn für diesen gibt es einen von der STIKO empfohlenen Impfstoff) schützen wollen, können sich dennoch für den Meningokokken B-Impfstoff entscheiden. Denn zugelassen ist er ja. Beratet euch mit eurer Kinderärztin oder eurem Kinderarzt, wie sie/er die Impfung einschätzt.

Übrigens: Bestimmten Personengruppen empfiehlt die STIKO eine Meningokokken-B-Impfung. Und zwar gesundheitlich gefährdeten Personen. Dazu gehören zum Beispiel Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche, Kontaktpersonen von Infizierten oder Reisende, die in stark betroffenen Ländern unterwegs sind. Dasselbe gilt für die ebenfalls zugelassene, aber nicht für alle empfohlene Kombi-Impfung gegen die Serogruppen ACWY.

Wie wird geimpft?

Gegen Meningokokken B wird nach dem Impfschema der Hersteller geimpft. Ist euer Kind zwei bis fünf Monate alt, wird es mit zwei Dosen im Abstand von zwei Monaten oder mit drei Impfstoffdosen im Abstand von einem Monat immunisiert. In allen anderen Altersgruppen sind es zwei Dosen. Später ist unter Umständen eine Boosterimpfung notwendig. Habt ihr euch grundsätzlich für eine Meningokokken B-Impfung entschieden, ist es sinnvoll, euer Baby schon früh impfen zu lassen. Denn der Gipfel der von Meningokokken ausgelösten Erkrankungen liegt in den ersten zwei Lebensjahren. 

Einige Kinderärzte verabreichen vor der Impfung Paracetamol, um das Fieberrisiko zu senken. 

Was kostet eine Impfung gegen Meningokokken B?

Der Nachteil der fehlenden STIKO-Empfehlung ist nicht nur, dass Eltern alleine entscheiden müssen, sie müssen die Impfung auch häufig selbst zahlen. Immerhin: Einige Kassen beteiligen sich an den rund 300,- Euro Impfkosten. Erkundigt euch vorab, ob eure dabei ist. Auf der Seite der Kinderärzte im Netz findet ihr eine gute Übersicht über die Kassen, die die Kosten einer Meningokokken B-Impfung ganz oder teilweise übernehmen.

Welche Nebenwirkungen kann eine Impfung haben?

Nach einer Impfung gegen Meningokokken B kann es zu den normalen Impfreaktionen kommen, die auch nach anderen Impfungen auftreten. Etwa zu Rötungen und Schmerzen rund um die Einstichstelle. Auch ein allgemeines Krankheitsgefühl ist in den Tagen nach der Impfung eine normale Impfreaktion. Dazu gehören Fieber, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen. In den Zulassungsstudien traten auch selten stärkere Nebenwirkungen auf. Drei von 5000 Babys und Kleinkindern bekamen schwere, fieberhafte Entzündungen der Blutgefäße. Ein eindeutiger Zusammenhang mit der Impfung konnte aufgrund der kleinen Fallzahlen nicht hergestellt werden. Selten bis sehr selten kam es nach einer Impfung zu einer Gesichtsschwellung, einer Nesselsucht, einem allergischen Schock, Muskel- und Gelenksteifigkeit, Schüttelfrost, Krämpfen, einer Ohnmacht oder Sehstörungen. Die Wahrscheinlichkeit der möglichen Nebenwirkungen ist auch von den verschiedenen Impfstoffen abhängig. Selten oder sehr selten bedeutet, dass die Nebenwirkungen bei einem von 10.000 bzw. einem von 100.000 Impflingen auftraten.

Quellen

Kinderärzte im Netz (Hg.): Kassenliste zur Kostenübernahme einer Meningokokken B-Impfung

Gesammelte Informationen des Robert-Koch-Institut zu Meningokokken.

Sydel R. Parikh et al.: Effectiveness and impact of a reduced infant schedule of 4CMenB vaccine against group B meningococcal disease in England: a national observational cohort study. The Lancet, 2016. 388(10061), 2775–2782.

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