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Kindergarten Das fängt ja gut an

Der Beginn des Kindergartens ist für alle Kinder ein erster, großer Schritt aus der Geborgenheit der Familie. Damit das Kind dort auch psychisch gut ankommt, dort Spaß hat und gerne bleibt, können es Eltern auf den Kindergartenstart vorbereiten.
Kindergarten: Das fängt ja gut an
© Gerald Schilling

Erinnerst Du Dich noch an die Erzieherin im Kindergarten? Und was Du damals gespielt und gesungen hast? Weißt Du noch, wer Deine beste Freundin war? Vielleicht stellst Du nun fest, dass Du mehr Dinge in Erinnerung hast, als Du erwartet hättest. Aber verwunderlich ist das eigentlich nicht: Denn der Kindergarten ist der erste große Schritt raus aus der Geborgenheit der Familie in die Welt. Ein wichtiges Ereignis im Leben eines Kindes, auf das es gut vorbereitet sein sollte. Auch für die Eltern ist der Kindergartenstart etwas Besonderes: Oft müssen sie sich erst an den Gedanken gewöhnen, dass sie nun weniger am Leben ihres Kindes teilhaben werden.

Diese zehn Tipps können Deinem Kind helfen, den Übergang in die neue Lebensphase besser zu meistern:

1. Ist Dein Kind reif für den Kindergarten?

Ein Kindergartenkind sollte ein ausreichendes Sprachvermögen haben: Es muss sich mit den anderen Kindern verständigen und der Erzieherin seine Bedürfnisse mitteilen können. Auch eine gewisse Selbstständigkeit ist nötig: Das Kind sollte in der Lage sein, auf andere zuzugehen und zum Beispiel seinen Frühstücksplatz selbst aufzuräumen. Wichtig ist, dass es für neue Erfahrungen offen ist: Es sollte von sich aus den Wunsch haben, andere Kinder und neue Spiele kennenzulernen.

2. Erfahrungen mit anderen Kindern und mit Fremdbetreuung

Spielgruppen trainieren die ersten Regeln fürs gemeinsame Miteinander

Im Kindergarten erwartet das Kind eine ganz unbekannte Situation: eine große Gruppe, Lärm und Unruhe, neue Regeln, Auseinandersetzungen ums Spielzeug. Selbst als Erwachsene ist uns nicht immer ganz wohl, wenn wir neu in eine Gruppe kommen. Es dauert eine Weile, bis wir unsere Rolle gefunden haben und die anderen Gruppenmitglieder einzuschätzen wissen. Versetzte Dich in die Lage eines dreijährigen Kindes, das bisher nicht gewohnt ist, mit anderen zu spielen.

Die Eingewöhnung in den Kindergarten fällt leichter, wenn es diese Erfahrung schon gemacht hat, vielleicht in einer Krabbel- oder Spielgruppe. So hat es zum Beispiel schon gelernt, dass man manchmal warten muss, bevor man mitspielen darf.
Im Kindergarten sind Mama und Papa auf einmal nicht mehr da. Das Kind muss sich auf eine neue Bezugsperson einstellen, die es auch noch mit anderen teilt. Auch diese Umstellung fällt leichter, wenn das Kind diese Situation bereits kennt.

3. Auf den Kindergarten vorbereiten

Sprich mit dem Kind über den Kindergarten. Erzähl ihm, was es dort erwartet. Wichtig ist, dass Du keine falschen Vorstellungen weckst. Wenn Du die Zeit im Kindergarten in den buntesten Farben ausmalst, wird die Enttäuschung nachher womöglich groß sein. Mach dem Kind klar, dass es dort auch Regeln und Pflichten gibt und die Erzieherin für alle Kinder da ist. Rede mit Deinem Kind auch über Dinge, die zum Problem werden könnten, zum Beispiel, was ist, wenn es auf die Toilette muss.

4. Den Kindergarten vorher besuchen

Viele Kindergärten bieten heute Schnuppertage an. Diese Chance solltest Du unbedingt nutzen, denn dann kann das Kind die neue Umgebung schon einmal kennenlernen. Eine andere Möglichkeit ist, auf dem Kindergartenspielplatz zu spielen. So lernt das Kind das Außengelände, die Spielgräte und einige andere Kinder kennen.

5. Langsame Eingewöhnung

Eltern haben heute oft auch die Möglichkeit, während der ersten Tage in der Gruppe selbst oder im Kindergarten verfügbar zu sein. Zumindest sollten sie erreichbar sein. Mit der Erzieherin kann man vereinbaren, dass sie einen anruft, falls es Probleme gibt. In manchen Kindergärten werden die Gruppen anfangs gesplittet, damit die Kinder nicht mit zu vielen neuen Gesichtern auf einmal konfrontiert sind. Die Eingewöhnung wird auch erleichtert durch Patenschaften, bei denen ein älteres Kind sich um ein jüngeres kümmert.

6. Keine dramatischen Abschiede

Versuche, lange Abschiedszenen zu vermeiden. Auch wenn es schwer fällt, solltest Du Dich schnell verabschieden und dann konsequent gehen. Gestehe Deinem Kind ruhig Tränen zu, aber mach es ihm und Dir nicht zu schwer. Sag ihm, wann Du es abholen kommst. Überlassen das Trösten der Erzieherin denn oft hören Kinder auf zu weinen, sobald die Eltern nicht mehr in Sichtweite sind. Auf keinen Fall darfst Du Dich aber heimlich wegstehlen, denn das ist für das Kind ein Vertrauensbruch. Tröstlich kann für das Kind sein, wenn es etwas Vertrautes von zu Hause mitnehmen darf, zum Beispiel ein Schmusetier oder einen kleinen Glücksbringer.

7. Loslassen können

Eltern wünschen sich, dass ihr Kind sie an seinen Erfahrungen teilhaben lässt. Oft sind sie enttäuscht, wenn es zu Hause nichts vom Kindergarten erzählt. Dennoch solltest Du das Kind nicht mit ständigen Fragen bedrängen wie "Mit wem spielst du?", "Was habt ihr heute gemacht?". Das Kind hat nun einen eigenen neuen Lebensbereich. Wenn die Eltern mehr über Verhalten ihres Kindes wissen wollen, können sie sich an die Erzieherin wenden.

8. Verständnis

Rechne damit, dass das Kind zu Beginn der Kindergartenzeit weniger Interesse an Unternehmungen hat. Der neue Alltag ist anstrengend, Kinder wünschen sich danach oft Ruhe. Wunder Dich auch nicht über schlechte Laune oder aggressives Verhalten. Viele Kinder reißen sich den ganzen Tag lang zusammen, um durchzuhalten, abends sind sie dann erschöpft und verschaffen sich erst mal Luft.

9. Den Einfluss der Erzieherin akzeptieren

Auf einmal heißt es bei einer Auseinandersetzung: "Im Kindergarten machen wir das aber anders". Für Eltern ist diese Situation nicht unbedingt leicht: Sie müssen erst lernen zu akzeptieren, dass es im Leben des Kindes nun eine neue wichtige Person gibt. Solltest Du mit dem Verhalten der Erzieherin in manchen Punkten nicht einverstanden seien, dann sprich mit ihr. Versuch dabei, grundsätzlich für neue Standpunkte offen zu sein.

10. Wenn das Kind nicht in den Kindergarten will

Auf jeden Fall solltest Du Geduld haben: Manche Neulinge brauchen bis Weihnachten, um sich an den Kindergarten zu gewöhnen. Andere fühlen sich erst so richtig wohl, wenn sie nicht mehr die jüngsten in der Gruppe sind. Bei morgendlichen Auseinandersetzungen solltest Du standhaft bleiben. Mache es dem Kind leichter, indem Du ihm vermittelst: Du kannst nun stolz sein, zu den Großen zu gehören.
Fast jedes Kind hat irgendwann keine Lust mehr, in den Kindergarten zu gehen. Im Gespräch mit Deinem Kind solltest Du versuchen zu klären, woher die Unlust kommt. Grund kann ganz einfach sein, dass der Reiz des Neuen verflogen ist. Manchmal haben Kinder aber auch Angst vor dem Kindergarten, weil sie gehänselt werden oder keinen Anschluss kriegen. Dann ist ein Gespräch mit der Erzieherin nötig. Auch Veränderungen im Familienleben können die Ursache sein: Kinder fühlen sich zum Beispiel oft abgeschoben, wenn der Kindergartenstart mit der Geburt eines Geschwisterchens zusammenfällt. Ein Kind, das aber jeden Morgen vor dem Kindergarten weint und sich an den Spielen dort nicht beteiligen will, ist möglicherweise noch nicht reif genug. Nach Rücksprache mit der Erzieherin kann es dann sinnvoll sein, den Kindergartenstart noch zu verschieben.


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