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Ernährung in der Schwangerschaft Ingwer in der Schwangerschaft: Nützlich oder gefährlich?

Ingwer
Scharfe gewürzte Speisen, Knoblauch und Ingwer stehen ebenfalls oben auf der Hitliste von Schwangeren. Ingwer beispielsweise ist ein wunderbares Mittel, um Schwangerschaftsübelkeit zu bekämpfen.
© Stock, 4nadia
Der scharfen Ingwerwurzel wird nachgesagt, sie könne Wehen auszulösen. Andererseits werden Ingwer-Präparate gegen Übelkeit in der frühen Schwangerschaft empfohlen. Ja, was denn nun? Wir haben uns das mal genauer angeschaut.

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Auf einen Blick

  • Ingwer ist eine tropische Pflanze, deren Wurzel traditionell als sehr gesund gilt.
  • Ihr starkes Aroma verdankt die Ingwerwurzel seinem ätherischem Öl.
  • Ingwer wird oft nachgesagt, er wirke wehenfördernd. Bisher fehlt dafür der wissenschaftliche Beweis.
  • Pulver aus getrockneter Ingwerwurzel kann bei Übelkeit in der Schwangerschaft lindernd wirken.
  • Es gibt Anzeichen dafür, dass Ingwer in größeren Mengen die Blutgerinnung hemmen kann. In bestimmten Fällen sollen Schwangere deshalb auf Ingwer verzichten.

Kein Trend-Café, in dem nicht Tee mit frischer Ingwerwurzel auf der Karte steht, Ingwer-Shots liefern den scharfen Saft konzentriert. Ingwer ist nicht mehr nur ein wichtiges Gewürz in der asiatischen Küche, die aromatische Wurzel ist längst in jedem Supermarkt angekommen. Auch der getrocknete Ingwer hat seine Qualitäten, er wird zum Beispiel in Kapseln verpackt gegen Übelkeit in der Schwangerschaft empfohlen.
Und doch machen sich viele Schwangere Sorgen, ob sie überhaupt Ingwer essen oder trinken dürfen – heißt es nicht, er kann Wehen auslösen?

Was ist Ingwer eigentlich genau?

Ingwer ist eine tropische Pflanze, die Schilf ähnlich sieht. Zumindest im oberen Teil. Sie gilt traditionell als ein sehr gesundes Lebensmittel, vor allem im asiatischen Raum. Die chinesische Medizin nutzt die knollige Wurzel seit Jahrhunderten für gesundheitliche Zwecke, aber auch aufgegossen als Tee und natürlich im Essen ist sie beliebt.
Ihr starkes Aroma verdankt die Ingwerwurzel seinem ätherischem Öl mit Inhaltsstoffen wie Zingiberen und Zingiberol, seine Schärfe kommt dagegen vor allem von Stoffen wie Gingerol.

Ernährung in der Schwangerschaft: Ingwer in der Schwangerschaft: Nützlich oder gefährlich?

Kann Ingwer vorzeitige Wehen auslösen?

Oft wird es als "Hebammen-Wissen" bezeichnet, dass Ingwer vorzeitige Wehen auslösen kann, und zwar dadurch, dass er die Durchblutung im Beckenraum anregt. Mal abgesehen davon, dass zum Beispiel auch Sex in der Schwangerschaft die Durchblutung der Beckenorgane fördert und trotzdem nicht verboten ist: Bisher fehlt der wissenschaftliche Beweis für diese Behauptung. „Embryotox“, der Infoservice, den das Berliner Universitätsklinikums Charité für Ärzte und medizinische Fachleute rund um Arzneimittel in der Schwangerschaft anbietet, schreibt lapidar zu Ingwerpräparaten gegen Übelkeit:
„Mehrere klinische Studien mit über 900 Schwangeren ergaben keinen Hinweis auf ein erhöhtes Fehlbildungs- oder Abortrisiko. Ingwer kann in allen Phasen der Schwangerschaft in üblicher Dosierung eingenommen werden.“ Das heißt: Weder droht der Frau eine Fehlgeburt noch ist das ungeborene Kind einem Risiko ausgesetzt.

Hilft Ingwerpulver gegen Übelkeit und Erbrechen in der frühen Schwangerschaft?

Der Toxikologe Prof. Dr. Martin Smollich von der Hochschule Rheine bejaht das 2015 in der Fachzeitschrift „Die Hebamme“: „Die  aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass Ingwer-Wurzelstock bei leichteren Formen von Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen wirksam sein kann; in diesem Fall kann Ingwer als Tee oder in Kapselform probiert werden.“
Er empfiehlt allerdings, gegen die Übelkeit nicht mehr als 1,5 Gramm Ingwerpulver täglich einzunehmen, und das auch nur für maximal für zwei Wochen, weil die Unbedenklichkeit für diesen Zeitraum wissenschaftlich gut untersucht ist.
Interessant dabei: Eine höhere Dosierung des Ingwers führe in den Studien nicht etwa zu noch weniger Übelkeit und Erbrechen. Es lohnt sich also auch gar nicht, das Präparat höher zu dosieren.
Übrigens: Bei Schwangeren, die unter Sodbrennen leiden, können die ätherischen Öle des Ingwers die Beschwerden noch verstärken.

Wie viel Ingwer ist in der Schwangerschaft okay?

Frische Ingwerwurzel gerieben
© 4kodiak / iStock

Manche werdende Mutter macht sich Sorgen, wenn auch nur geringen Mengen der Wurzel etwa in einem Fertiggericht vorhanden sind. Aber das ist nicht nötig! Um überhaupt eine Wirkung zu entfalten, ist eine gewisse Menge erforderlich. Generell gilt: Es gibt keine Belege dafür, dass etwa ein mit Ingwer gewürztes Essen in der Schwangerschaft irgendwelche Auswirkungen auf die Schwangerschaft oder das Kind hat. Auch ein Ginger Beer oder einen alkoholfreien Cocktail mit Ginger Ale hin und wieder können Frauen in der Schwangerschaft unbesorgt trinken.
Wird Ingwer als Medikament genutzt, sollte – wie oben gesagt – die Tagesmenge 1,5 Gramm Ingwerpulver nicht überschreiten. Wer am liebsten frischen Ingwer als Tee trinken will: Fünf Gramm frisch geriebener Ingwer mit Wasser aufgegossen entsprechen etwa den Inhaltsstoffen der 1,5 Gramm Ingwerpulver.

Wann ist Ingwer für Schwangere verboten?

In einigen Untersuchungen gab es Anzeichen dafür, dass Ingwer in größeren Mengen die Blutgerinnung hemmen kann. Deshalb sollten Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten tragen, bei denen in der Schwangerschaft Blutungen auftreten oder die unter einer Gerinnungsstörung leiden, zur Sicherheit auf Ingwer verzichten. Wenn du dir unsicher bist, spricht du am besten auch mit deiner Hebamme oder deiner Frauenärztin über deine Fragen.

Verwendete Quellen:

Embryotox
Zeitschrift "Die Hebamme"
Healthline 1
Healthline 2
Stiftung Warentest
US National Institute of Health 1
US National Institute of Health 2


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