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Was kann ich gegen Herpes tun? Herpes - Kussverbot fürs Baby

Lippenherpes
© Stockphoto4u / iStock
Fast jeder Deutsche hat bereits Bekanntschaft mit Herpesviren gemacht. Am bekanntesten ist der Lippenherpes. Viele haben Antiviren gegen Herpes im Körper, so dass ihnen das Virus nichts anhaben kann. Andere werden regelmäßig durch die schmerzenden Bläschen daran erinnert. Für gesunde Erwachsene ist die Infektion störend, aber harmlos. Nicht so für Schwangere und Neugeborene.

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Es gibt zwei Arten von Herpesviren, den Herpes-simplex-Virus 1 (HSV1) und den Herpes-Simplex-Virus 2 (HSV2).
HSV1: Er verursacht vor allem den Lippenherpes (Herpes Labialis). Kleine Bläschen, die an Lippen, Augen oder Ohren auftreten. Einmal damit infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Körper. Sobald das Immunsystem geschwächt ist, kann das Virus erneut ausbrechen und die typischen Herpes-Bläschen hervorrufen.
HSV2: Der sogenannte Genitalherpes (Herpes Genitalis) befällt den After und die Geschlechtsteile.

Andere Herpes-Viren verursachen Erkrankungen wie Windpocken, Gürtelrose, Pfeiffersches Drüsenfieber, Zytomegalie oder das Dreitagefieber.

Wann ist Herpes ansteckend?

Herpes ist eine virale Erkrankung und sehr ansteckend. Durch Schmierinfektion (Küssen oder Geschlechtsverkehr) überträgt sich das Virus. Aber auch durch gemeinsames Trinken aus einem Glas oder Teilen von Spielzeugen, welche vorher mit infiziertem Speichel in Kontakt gekommen sind. Viren mögen es nass. So kann schon eine feuchte Aussprache mit rausgeschleuderten Speicheltröpfchen die Schleimhäute des Gegenübers infizieren.
 
Dem Immunsystem gelingt es nicht,  die Herpesviren vollständig zu zerstören. Die Viren werden innerhalb der Nervenknoten in einen Ruhezustand versetzt. Dort warten sie inaktiv und richten vorerst keinen Schaden an. Sind aber unsere Abwehrkräfte vorübergehend geschwächt, werden die Herpesviren wieder aktiv und es treten die typischen Symptome auf. Während so einer Reaktivierung oder der Primärinfektion ist Herpes ansteckend. Nicht während der Ruhephase.

Was sind typische Symptome von Herpes?

Das HSV1 löst schmerzhafte Bläschen im und am Mund aus. Die Haut ist erst überempfindlich und spannt, bis sich Bläschen bilden. Nach einigen Tagen platzen diese auf und trocknen zu eitrigen Krusten ab. In der Regel heilen diese Krusten nach 7 – 10 Tagen.
Das HSV2 bildet zahlreiche flache Bläschen an den Geschlechtsorganen und am After. Häufig sind die Lymphknoten geschwollen und teilweise tritt Fieber bei den Erkrankten auf. Der Herpes Genitalis kann auch Problemen beim Wasserlassen verursachen. Auch hier bleibt nach der Erstinfektion ein Rest an Viren in den Nervenknoten des Genitalbereichs zurück.
 

Wie kann ich mich vor Herpes-Viren schützen?

Eine Impfung gegen Herpes gibt es leider nicht.
Steckt sich eine Schwangere mit Herpes (HSV2) an, wird in der Regel ein Kaiserschnitt durchgeführt, um das Ungeborene vor einer Infektion zu schützen.
Bei HSV1 gibt es keine solche Dramatik. Aber dennoch ist es gut, alles zu vermeiden, was das Immunsystem schwächt. Zum Beispiel exzessive Sonnenbäder oder schlimmen Stress. Ein starkes Immunsystem hält die Viren in Schach. Beim ersten Anzeichen von Kribbeln, Juckzreiz, Brennen und Spannen am besten sofort eine antivirale Lippencreme auftragen. Das lindert die Beschwerden und verhindert oft den Ausbruch.
 

Wie gefährlich ist Herpes in Schwangerschaft?

Der HSV1 ist unangenehm und lästig, gerade in der Schwangerschaft. Aber wie erwähnt, besteht kein Risiko für das wachsende Baby.
Hingegen ist der HSV2 eine große Gefahr für das Ungeborene. Steckt sich die werdende Mutter in der Schwangerschaft mit dem HSV2 an, besteht die Gefahr, dass die Erreger über den Mutterkuchen zum Ungeborenen gelangen und dort Störungen in der Embryonalentwicklung oder sogar eine Fehlgeburt verursachen.
Häufiger ist allerdings die Ansteckung eines Neugeborenen im Geburtskanal. Die Folgen sind Augenentzündungen mit Hornhauttrübung, Sehstörungen oder sogar Blindheit des Babys.
 

Wie kann ich die Übertragungen von Herpes-Viren vermeiden?

Besonders bei Neugeborenen ist Vorsicht geboten! Eltern sollten einen Mundschutz tragen, solange sie Lippenherpes haben. So schwer es auch fällt, verzichte darauf, Dein Baby zu küssen oder mit ihm zu schmusen. Auch beim Stillen verwende lieber einen Mundschutz.
 
Tipps, um die Infektion beim Baby zu vermeiden:
 

  • Während der aktiven Herpesphase vermeide das Küssen.
  • Nichts, was mit den Lippenbläschen in Kontakt kommt, wird geteilt (Essgeschirr, Waschlappen, Handtücher).
  • Die Bläschen nicht berühren, geschweige denn die Kruste abkratzen. Die Bläschenflüssigkeit ist höchst ansteckend und kann bei Augenkontakt zu bleibender Hornhauttrübung und Beeinträchtigung der Sehkraft führen.
  • Wasch Dir regelmäßig die Hände und sei hygienisch (Wegwerftücher verwenden, Hände desinfizieren).
  • Verwende in den Bergen oder am Meer immer Sonnenschutz.
  • Der Babybesuch mit Herpes darf nur gucken, nicht anfassen.

 Um die Übertragung von Herpes-Viren Typ 2 zu reduzieren, hilft nur geschützter Sex.
 

Wie kann ich Herpes behandeln?

Herpes lässt sich nicht nachhaltig heilen. Insofern besteht die Behandlung von Herpes darin, die Symptome zu lindern. Eine Herpesinfektion wird mit Hilfe von Medikamente in Form von Salben oder Tabletten behandelt. Bricht der Lippenherpes aus, empfiehlt es sich eine virustatische Salbe auszutragen, bis die Bläschen verkrustet sind.
Eine genitale Herpesinfektion wird mit einem Virustatikum in Tablettenform behandelt. So wird die Virusvermehrung verhindert. Schmerzen, die durch den Herpes entstehen, werden durch Schmerzmitteln gelindert.
 

Gibt es Hausmittel gegen Herpes?

Es gibt eine Reihe an Hausmitteln, deren Wirkung aber wissenschaftlich nicht bewiesen ist. Zu den Hausmittel-Methoden zählen das Betupfen mit einer frisch aufgeschnittenen Knoblauchzehe, Zahnpasta, Honig, Melissengeist, mit abgekochtem Wasser oder das Einreiben mit feingemahlenem schwarzen Pfeffer. Manche Herpesgeplagte schören auf Ihr Hausmittel. Aber alle erwähnten Dinge können die Bläschen auch noch schlimmer machen. Zumindest aber gehörig brennen. Echte Hilfe bringen nur die speziellen, die Viren ein dämmenden Salben.

Wie merke ich, ob ich mein Baby mit Herpes angesteckt habe?

Neugeborene verfügen über einen Art Nestschutz, weil über 80% der Menschen das Virus in sich tragen. Das ist keine Garantie, aber in den meisten Fällen können die Viren das Baby dann nicht schwer krank machen. Eine "leichte" Variante der Ansteckung mit Herpesviren ist die Mundfäule. Der Atem riecht faulig, die Mundschleimhaut ist entzündet und tut weh. Das Baby kann auch auf Rücken oder Stirn von Hautbläschen übersäht sein. In diesen Fällen ist ein Kinderarzt aufzusuchen. Kleine Babys von nicht infizierten Müttern können im äußerst extremen Fällen schwer erkranken. Da das Immunsystem eines Babys noch nicht ausgereift ist, breiten sich die Viren über das Blut im ganzen Körper aus und befallen die inneren Organe. Auch eine gefährliche Blutvergiftung (Herpes-Sepsis) kann vor allem für Frühgeborene lebensbedrohend sein.
 
In besonders schweren Fällen entzündet sich das Gehirn, es treten Krampfanfälle auf, die zu geistigen Defekten beim Baby führen können.
 

Darf ich mein Baby stillen, wenn ich Herpes habe?

Eine Mutter mit Lippenherpes darf ihr Kind mit Mundschutz und desinfizierten Händen stillen. Sollten sich jedoch Bläschen auf der Brust befinden, ist vom Stillen abzuraten. Auch Stillhütchen sind kein ausreichender Schutz in diesem Fall. Die Milch muss abgepumpt und weggeschüttet werden, bis die Bläschen verkrustet und abgeheilt sind.
 
 

Windpocken und Gürtelrose

Eine Gürtelrose wird auch Herpes zoster genannt. Diese Infektionskrankheit betrifft die Haut und Nerven. Auslöser ist das Varicella-zoster-Virus aus der Gruppe der Herpesviren. Dieser Virus ist auch Erreger für Windpocken. Sind die Windpocken einmal überstanden, so verbleiben auch hier inaktive Erreger im Körper. Geschwächte Abwehrkräfte können die inaktiven aber lebensfähigen Viren reaktivieren und eine Gürtelrose verursachen. Nur wer bereits Windpocken hatte, kann eine Gürtelrose bekommen. Die Windpocken-Viren sind nun wieder übertragbar auf andere Menschen, bis die Bläschen zu Schorf getrocknet sind. Auf diesem Weg kann sich zum Beispiel ein Kind Windpocken einfangen, wenn der Opa eine Gürtelrose hat. Meist ist es bei Gürtelrose nur ein Hautsegment (bevorzugt der Hals-, Rumpf- oder Schulterbereich), das von den Bläschchen sehr schmerzhaft befallen wird.

Pfeiffersches Drüsenfieber

Diese Viruserkrankung tritt relativ häufig auf. Über 70 % der Erwachsenen stecken sich mit der „Kusskrankheit“ an. Wie alle Herpesviren wird das Virus über die Schleimhaut aufgenommen und überträgt sich insbesondere beim Küssen. Der Erreger, das Epstein-Barr-Virus (EBV), befällt die Immunzellen des Körpers. Man spricht von Drüsenfieber, weil die Lymphknoten stark anschwellen. Bei Kindern wird das Pfeiffersche Drüsenfieber oft nicht erkannt, da lediglich Symptome wie Fieber oder Müdigkeit auftreten, die nach  kurzer Zeit wieder verschwinden. Jugendliche und Erwachsene leiden wesentlich länger unter den erkältungsähnlichen Symptomen. Unter Umständen kann sogar die Leber und Milz anschwellen. Erkrankte dürfen daher keinen Sport machen, um die Organe zu schonen. Eine Übertragung des Virus ist nicht nur während der akuten Erkrankungsphase möglich, sondern auch noch Monate danach, wenn man bereits wieder völlig gesund ist.

Zytomegalie (Cytomegalie)

Eine Zytomegalie wird durch den Erreger Cytomegalovirus ausgelöst. Es ist eines von acht humanen Herpesviren (HHV) und wird daher als HHV-5 bezeichnet. Menschen mit stabilem Immunsystem bemerken die Erkrankung meistens nicht. Während einer Schwangerschaft jedoch ist das Virus für das Ungeborene eine Gefahr. Das Virus kann beim ungeborenen Baby zu einer vergrößerten Leber und Milz, Blutarmut, Blindheit oder Taubheit führen. Auch Entwicklungsverzögerungen oder ein verminderter Kopfumfang können die Folgen sein. 1 bis 2% aller Frauen infizieren sich während der Schwangerschaft das erste Mal mit dem Virus. In nahezu der Hälfte der Fälle überträgt die Mutter das Virus auf das Kind. Von diesen Babys kommen ca. 30% mit Krankheitsanzeichen zur Welt.

Dreitagefieber

Das Dreitagefieber wird durch humane Herpesviren 6 oder 7 ausgelöst. Da es keine Impfung oder Therapie dagegen gibt, können hier nur die Beschwerden des kranken Kindes gelindert werden. Das Fieber setzt recht plötzlich beim Kleinkind ein, ohne andere Anzeichen einer Grippe. In der Regel sind die Kinder zwischen dem 6. Monat und 3 Jahren alt. Nach etwa drei Tagen verschwindet das Fieber wieder und ein feinfleckiger blassroter Ausschlag am Rumpf und Nacken bleibt zurück. Innerhalb von einer Woche ist das Kind wieder gesund.
 
 


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