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Geburtsgewicht Baby Das Gewicht von Neugeborenen: Jedes Gramm das reine Glück

Neugeborenes wird gewogen
© Maria Sbytova / Shutterstock
Geburtsgewicht Baby: Wonneproppen oder zartes Küken? Zehn Fragen und Antworten zum Gewicht von Neugeborenen.

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Traditionell darf die Gramm-Angabe auf keiner Geburtsanzeige fehlen. Wir haben uns zehn häufigen Fragen zum Thema Geburtsgewicht bei Babys gewidmet – mit einigen überraschenden Erkenntnissen. 

Geburtsgewicht Baby: Warum sind Jungen meist schwerer als Mädchen?

Weil sie im Mutterleib mehr essen. Die Versorgung über die Nabelschnur ist nur zum Teil ein stetiger Strom, über den die Nahrung zum Ungeborenen hinpulst. Ab etwa der 30. Schwangerschaftswoche lernt das Baby, sich aktiv etwas zu nehmen. Das zeigen bewegte Bilder im Ultraschall: Der Blutfluss in der Nabelschnur ist natürlich immer da, aber er kennt jetzt deutliche Saugphasen. Warum aber Jungen mehr nehmen als Mädchen, dazu gibt es nur Vermutungen. Eine davon: Kleine Jungen sind empfindlicher, die Natur stattet sie, um ihre Startchancen zu verbessern, mit einem etwas höheren Geburtsgewicht aus.

Woran liegt es, ob ein Baby im Mutterleib gut zunimmt?

Jedenfalls nicht so sehr an der Gewichtszunahme der Mutter in der Schwangerschaft. Eher an der Plazenta. Arbeitet der Mutterkuchen gut, bekommt das Ungeborene mehr Nährstoffe. In der Schwangerschaft ist der Körper der Frau auf "Baby zuerst" programmiert. Heißt: Die Plazenta wird auch bei Mangel gut versorgt. Deshalb hungert dein Baby nicht, wenn du ein paar Tage lang wenig Appetit hast. Auf Dauer wenig essen würde das Ungeborene aber klein halten. Manchmal kommen die Nährstoffe auch nicht richtig zum Baby. Die Gefäße der Plazenta tauchen über winzige Wurzeln tief in das Gewebe der Gebärmutterschleimhaut ein und saugen von dort Nahrung fürs Baby. Das ist ein empfindliches System: Kommt es zu Durchblutungsstörungen – vor allem, wenn Nikotin die Gefäße zusammenzieht – muss das Ungeborene mit Mangel leben. Frauen, die in der Schwangerschaft um die zehn Zigaretten täglich rauchen, bekommen im Schnitt etwa 500 Gramm leichtere Babys. 

Ein neuer Faktor beim Thema Geburtsgewicht von Babys ist das Klima. Wie eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2017 aufzeigt, hatten Frauen, die im zweiten und dritten Trimester ungewöhnlich kaltem Wetter ausgesetzt waren oder im dritten Trimester einem ungewöhnlich heißen Klima, ein 18 bis 31 Prozent höheres Risiko, ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht zu bekommen.

Übrigens: Bei der Ernährung in der Schwangerschaft kommt es vielmehr darauf an, dass sie ausgewogen ist – und nicht auf die Menge. Denn die Aussage "essen für zwei" ist ein längst überholter Mythos.

Was wiegt das deutsche Durchschnittsbaby?

In Deutschland wiegen Mädchen bei der Geburt im Schnitt 3.450 Gramm, Jungen 3.550. In den vergangenen Jahren ist das Durchschnittsgeburtsgewicht stetig angestiegen. Inzwischen gibt es immer mehr Neugeborene mit über 4.000 Gramm Startgewicht. Laut Robert Koch Institut kann dies an drei möglichen Faktoren liegen:

  • einem starken Übergewicht der Mutter,
  • einer hohen Gewichtszunahme der Mutter in der Schwangerschaft
  • oder Diabetes beziehungsweise Schwangerschaftsdiabetes.

Ein hohes Geburtsgewicht gilt jedoch als Risikofaktor für die Entwicklung von Adipositas (Übergewicht) im späteren Lebensverlauf. Um dem vorzubeugen, beraten Gynäkolog:innen die Frauen während der Schwangerschaft und bieten ihnen unter anderem einen Test auf Schwangerschaftsdiabetes an.  

Wie viel wiegt das deutsche Rekordbaby?

Das ist aktuell Baby Leander, der am 15. Oktober 2020 in Cottbus zur Welt kam. Mit einem Geburtsgewicht von stolzen 6,7 Kilogramm löste er damit das bisher schwerste Baby Deutschlands ab. Das war bis dato Jasleen – die bei ihrer Geburt im Jahr 2011 immerhin 6.111 Gramm wog. 

Liegen große Kinder in der Familie?

Ob die Kleinen besonders kräftig zulegen oder sich eher zurückhalten, liegt einer Studie aus dem Jahr 2020 zufolge (siehe Quellen) ab der 30. Schwangerschaftswoche tatsächlich an den Genen.

Schweres Baby – schwere Geburt?

Das stimmt nur bedingt. Ein stattlicher Kopfumfang und kräftige Schultern machen nur die letzte Phase der Geburt schwieriger. Bei großen Kindern kommt es aber tatsächlich häufiger zum Dammschnitt oder -riss. Die restliche Geburt dagegen kann bei Babys mit einem Gewicht um die 4.000 Gramm sogar leichter sein als bei zarten Kindern weit unter 3.000 Gramm. Warum das? Weil das Baby bei seiner Geburt aktiv mithilft. Der nachdrückliche Drang nach draußen ist bei reifen, kräftigen Kindern größer. Sie schrauben sich dadurch schneller durch das mütterliche Becken. Besonders vitale, stramme Babys schicken über ihren Kreislauf mehr Botenstoffe an ihre Mutter. Hormonnachrichten, die für kräftige und effektive Wehen sorgen.

Bis zu welcher Woche wiegen alle Ungeborenen gleich viel?

Genau nachwiegen geht natürlich nicht. Aber eine Hochrechnung aus der Scheitel-Steiß-Länge, die mit Ultraschall gemessen wird, ist möglich. Und sie zeigt: Bis etwa zur 20. Woche gibt es kaum Größenunterschiede. Danach wird es allmählich individuell – plus/minus zehn Prozent sind jetzt drin. Ab etwa der 34. Woche kommt es bei den Kleinen zu einem echten Wachstumsschub: Sie legen alle sieben Tage um die 200 Gramm zu.

Warum nehmen Babys nach der Geburt ab?

Drei Tage auf der Welt und 200 bis 300 Gramm leichter als beim Start – das finden viele junge Eltern enttäuschend. Bekommt es zu wenig Nahrung? Reicht das bisschen Milch doch nicht? Bitte keine Sorge: Abnehmen ist normal. Aus zwei Gründen. In den ersten zwei bis drei Tagen nach der Geburt scheidet das Baby Mekonium aus – den ersten Darminhalt, der auch Kindspech genannt wird. Damit verschwinden schon mal bis zu 50 Gramm. Außerdem: Im Mutterleib, von Wasser umgeben, verliert die Haut eures Babys keine Feuchtigkeit. Auf der Welt jedoch lösen sich dann um die 100 bis 200 Gramm Gewebswasser buchstäblich in Luft auf.

Geburtsgewicht Baby: Wiegt das zweite Baby mehr als das erste?

Um etwa 100 bis 200 Gramm ist das Erstgeborene im Durchschnitt zarter als das zweite Kind. Und ein weiteres Baby übertrifft seine Vorgänger wieder um bis zu 200 Gramm. Für diese Statistik wurden selbstverständlich nur reif geborene Geschwister verglichen. Eine eindeutige Erklärung können die Mediziner:innen nicht liefern. Ist es die bessere Versorgung, weil der mütterliche Organismus das Schwangersein schon geübt hat? Vielleicht. Möglicherweise auch die Umsicht der Natur, das erste Kind nicht ganz so groß werden zu lassen, damit es leichter auf die Welt kommt. Die Steigerung des Geburtsgewichts geht bis zum dritten Kind, das vierte toppt seine Geschwister kaum noch.

Durchschnittliches Gewicht – besserer Start?

Das ist tatsächlich so. Ein Geburtsgewicht um den Durchschnittswert macht den Babys die erste Zeit auf der Welt leichter. Sie haben kaum Anpassungsprobleme, nehmen gut zu, schlafen ruhiger und entwickeln sich altersentsprechend. Und noch mehr als das: Nach neuen Erkenntnissen trägt einen ein normales Geburtsgewicht besser durchs ganze Leben. Langzeitstudien zufolge sind sie seltener von Stoffwechselerkrankungen und Herz-Kreislaufprobleme betroffen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten für Frühchen-Eltern: Einer kanadischen Studie zufolge sind soziale Faktoren oft noch ausschlaggebender auf die spätere Entwicklung als allein das Geburtsgewicht. Sie beobachteten, dass ehemalige Frühchen durchaus aufholen und die gleichen Zukunftsperspektiven haben können wie Kinder, die mit einem durchschnittlichen Geburtsgewicht auf die Welt gekommen sind.

Verwendete Quellen:

ELTERN

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