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Frisch geschlüpft Wieso ist mein Baby, wie es ist?

Frisch geschlüpft: Junger Vater hält ein neugeborenes Baby auf dem Arm
© Monkey Business Images / Shutterstock
Die Frage, die sich alle Mütter und Väter stellen, stellt auch die Wissenschaft: Anlage oder Erziehung? Was bringen Kinder mit auf die Welt, wie viel Anteil haben Familie und Umwelt an ihrer Entwicklung? Spannende Ergebnisse aus der Forschung. Was sie für Eltern bedeuten.

Euer Baby ist gerade frisch auf der Welt, schon werden die ersten Vergleiche angestellt. Hat es eher die Nase vom Papa oder sieht es haargenau aus wie die Mama bei ihrer Geburt? Großeltern sind meist beim ersten Blick überzeugt: Diese großen blauen Augen hat es auf jeden Fall vom Uropa väterlicherseits. Die Freund:innen standen am Wochenbett, hörten das Baby sehr laut nach seinem Essen verlangen und feixten: Ganz der Papa! Wenn dann später das Einjährige geduldig den Wäschekorb ausräumt, ist die entzückte Tante überzeugt, dass es diese innere Ruhe nur von ihr haben kann. Und nicht etwa, weil die Eltern gelassen und geduldig mit ihm umgehen.

Was ist da, wenn ein Mensch geboren wird? Was formt ihn? Welchen Anteil hat das genetische Erbe? Und was steuern Eltern, andere Menschen, Umwelt, Förderung und Bildung bei? Darüber stritt die Wissenschaft lange. Heute weiß man dies: Sowohl Erbgut als auch Lebensbedingungen prägen die Persönlichkeit. Und sie bedingen sich gegenseitig. Was ein Mensch erlebt, wie viel Liebe er bekommt, wie oft er Ärger, Freude, Stress erfährt – alles hat nicht nur Einfluss auf seinen Charakter und seine Gesundheit, sondern auch auf seine Gene. Und zwar lebenslang. Das Wissenschaftsgebiet, das sich mit diesem Zusammenhang von Anlage und Umwelt beschäftigt, heißt Epigenetik.

Es beginnt im Mutterleib. Das Erbgut, das ein Kind bei seiner Zeugung mitbekommt, ist keine statische Größe, es kann sich noch verändern.

Wie ähnlich sich Geschwister sind

Rainer Riemann ist Professor für Psychologie an der Universität Bielefeld und einer der Leiter der derzeit größten deutschen Zwillingsfamilienstudie TwinLife. Er bestätigt: "Unsere Forschung zeigt deutlich, dass es eine enge Verzahnung von Umwelt und Genen gibt und beide die Entwicklung beeinflussen."

Studien an Zwillingen sind bei Forschern beliebt, weil sie hier auf verschiedene Genkonstellationen treffen: Eineiige Zwillinge haben zu fast hundert Prozent identische Anlagen. Zweieiige Pärchen erben – wie auch Geschwister – durchschnittlich 50 Prozent gleiche Gene.

Familienstudien beschäftigen sich mit Vererbung, aber auch mit Beziehung. Und einige mit beidem gleichzeitig. Für ein gemeinsames Forschungsprojekt verschiedener deutscher Universitäten wurden 800 Geschwister – eineiige, zweieiige und Nicht-Zwillinge – zu ihren Elternhäusern befragt. Die Forscher wollten von den Kindern wissen: Wie verständnisvoll sind Mutter und Vater, wie gut verstehen sie dich, wie ist die Stimmung in der Familie?

Eineiige Zwillinge unterschieden sich in ihren Einschätzungen kaum. War eines der Kinder glücklich, war es das andere auch. Aber auch genetisch unterschiedliche Kinder einer Familie stimmten in ihrer Einschätzung des Familienklimas stark überein. Fazit: Ob von ihren Anlagen her sehr ähnliche Zwillinge die Eltern beurteilen oder sehr unterschiedliche Geschwister – kleine Chaoten, verträumte Schussel, eifrige Mitmacher: Bei liebevollen Müttern und Vätern fühlen sich alle gleichermaßen gut aufgehoben.

So unterschiedlich kann "liebevoll" aussehen

Dass sie auf sehr verschiedene Arten liebevoll sein können. "Es gibt keine zwei identische Leben", sagt Gunther Moll, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Erlangen. "Bei einem Kind ist die Mutter jünger, beim anderen älter. Die eine hatte eine einfache Schwangerschaft, die andere eine störanfällige. Beim ersten Kind blieb die Mutter zwei Jahre daheim, beim nächsten geht der Vater in Elternzeit. Alles, was im Leben geschieht, macht etwas mit den Eltern und mit dem Kind. Das ist gewollt so. Wir Menschen sind in Vielfalt geplant, unsere individuellen Unterschiede sind ein ganz wichtiger Motor." Ein Motor, der gebraucht wird, weil unterschiedliche Leben nach unterschiedlichen Fähigkeiten verlangen.

Ein Beispiel für das Wechselspiel von Genen und Umwelt: 

Ernährt eine Mutter sich in der Schwangerschaft hauptsächlich fett, süß und üppig, werden bei ihrem Kind Gen-Bereiche aktiviert, die das Sättigungsgefühl beeinflussen. Das erhöht später sein Risiko für Übergewicht. Und es kann diese neu eingeschaltete Veranlagung sogar an die nächste Generation vererben. Muss aber nicht: Ernährt der neue Mensch sich später überwiegend vernünftig, schaltet sich das Adipositas-Gen eventuell wieder ab. Auch nach der Schwangerschaft noch reagieren Gene also auf das, was ihnen beigebracht wird.

Oder beim Kuscheln:

Liebevoll auf dem Arm getröstet, mit Küsschen in die Kita verabschiedet werden – als Mutter und Vater weiß man ganz ohne Genforschung, was ein Kind braucht. Dass auch seine DNA davon profitiert, wiesen der Biochemiker Moshe Szyf und der Neurologe Michael Meany von der Universität Montreal in einer Studie an Rattenbabys nach: Die Mini-Nager entwickelten sich, wenn ihr Fell von den Müttern fürsorglich geleckt wurde, zu freundlichen, mutigen Tieren. Artgenossen, die eine entsprechende Pflege nicht genossen, wuchsen zu aggressiven, ängstlichen Typen heran. Der Grund: Das Gen, das für den Abbau des Stresshormons Cortisol zuständig ist, war bei den ungeliebten Tieren nicht aktiviert worden, sie lebten im Dauerstress.

Haben alle Babys etwas gemeinsam?

Es heißt Ur-Antrieb. Aus eigener Kraft etwas erreichen zu wollen gilt als Merkmal, das Menschen von Anfang an auszeichnet. Gesteuert wird dies durch das hormonelle Belohnungssystem im Gehirn. Ziele setzen, erreichen, freuen, weitermachen. Es ist wie ein Perpetuum mobile, im Genom festgeschrieben. Es muss sich aber noch weiter ausbilden und entwickeln dürfen.

"Ein Kind in den Slums von Bogota hat andere Lebensaufgaben zu bewältigen als das Kind einer Arztfamilie in München-Bogenhausen. Die Natur hat den Homo sapiens mit unglaublicher Anpassungsfähigkeit ausgestattet. Umwelt und Gene wirken miteinander", sagt auch Dr. Herbert Renz-Polster, Kinderarzt, Entwicklungsforscher und Eltern-Kolumnist.

Bedingungen treffen auf Veranlagung. Es ist diese Kombi, die die kindliche Entwicklung ausmacht. Genforscher wie Rainer Riemann vom TwinLife-Projekt nennen das die "reaktive Umwelt-Anlage-Korrelation" – DNA und was wir daraus machen.

Es ist also ein kompliziertes Zusammenspiel vieler Faktoren. Einer davon ist die genetische Ausstattung der Eltern. Auch Teile, die in seinem Genom überhaupt nicht auftauchen, können ein Kind beeinflussen.

Eltern fördern Kinder gerne in die Richtung, die ihnen selber liegt. Und geben so ganz nebenbei – und völlig ungenetisch – etwas von ihren Anlagen weiter. Das ist normal, natürlich und kein Problem. Solange sie aus Sohn oder Tochter kein Mini-Me formen wollen. Kinder müssen erfahren, dass sie anders sein dürfen als der Rest der Familie. Und trotzdem von Herzen geliebt und angenommen werden.

Auch dazu gibt es eine Studie. Die hat nicht unbedingt, dann aber irgendwie doch wieder etwas mit Vererbung zu tun: 1400 ältere schwedische Eltern bewerteten ihre Zufriedenheit mit der eigenen Kindheit. Ihre erwachsenen Kinder wurden zum gleichen Thema befragt. Das schöne Ergebnis: Wer selbst Mütter und Väter hatte, denen er dankbar war für Toleranz, Geduld, Offenheit, gab die positiven Erfahrungen offenbar weiter. Seine Kinder gehörten dann ebenfalls zu denen, die sich im Elternhaus besonders unterstützt und angenommen fühlten.

Ob die guten Erinnerungen an die eigene Kindheit als epigenetische Veränderung auf einen DNA-Abschnitt gebrannt sind, wurde (noch) nicht untersucht. Auf jeden Fall sind sie offenbar festgeschrieben in den Herzen. Und das reicht ja völlig aus.

Hauptsache, Papa liest gern. 

Die dreijährige Marie zum Beispiel fährt Laufrad wie der Wind. Bilderbücher interessieren sie nicht so sehr. Beim Vorlesen springt sie schnell wieder auf, will hüpfen, rennen, klettern. Maries Papa dagegen ist ein Bücherwurm, er würde seine Tochter am liebsten in Sprache baden. Also erzählt er ihr Geschichten, wenn er neben ihrem Laufrad herläuft. Begleitet das gemeinsame Toben mit spannenden Fragen: "Wer könnte da wohl wohnen auf dem Kissenberg, den du gerade erklimmst?" "Turmzwerge", überlegt Marie, "die wohnen gerne hoch." Ganz allmählich lernt das Bewegungskind so die Freude an der Magie von Wörtern und an der eigenen Fantasie.

Danke, Gene!

Welche Eigenschaften und Talente die Forschung der Vererbung zuordnen kann:

Erbgänge sind kompliziert, verbinden viele Generationen. Deshalb ist Veranlagung immer auch eine zufällige Mischung. Ob das schlaue Kind seine Schlau-Gene von Papas Großvater hat oder doch eher von Mamas Tante Adele, lässt sich nur vermuten. Von diesen fünf Bereichen aber kann die Forschung sagen, zu welchem Anteil ungefähr sie in der (weitläufigen) Familie liegen:

1 – Intelligenz

Was ist das eigentlich genau? Forscher sagen: Die Fähigkeit, neuartige Probleme zu lösen, Auffassungsgabe, Lerngeschwindigkeit und Merkfähigkeit. Diese Faktoren sind zu 60 Prozent genetisch festgeschrieben, da legen Wissenschaftler sich mittlerweile fest. Zuletzt bestätigten im letzten Jahr neue Ergebnisse der Langzeit-Zwillings-Studie TwinLife diesen Anteil.

60 Prozent. Das bedeutet aber auch, dass die Lebensbedingungen, das Umfeld eines Kindes fast die Hälfte dazu beizutragen, was es aus seinen Anlagen machen kann. Intelligenz entwickelt sich besser, wenn sie auf ein förderndes, unterstützendes Umfeld trifft. Mit zunehmendem Alter wird der geerbte IQ-Anteil allerdings immer wichtiger: Je weiter der Einfluss der Eltern, von Erzieherinnen, der Schule abnimmt, desto mehr schöpfen Menschen aus dem, was sie genetisch mitbekommen haben.

2 – Charakter, Persönlichkeit

Für Eltern vermutlich eine Überraschung: Der DNA und dem Teil von Umwelt, der nicht Familie ist, schreiben Verhaltensgenetiker größeren Einfluss zu als dem Elternhaus. Etwa die Hälfte unserer Persönlichkeitsmerkmale wie Willensstärke, Sensibilität, Temperament bringen wir bereits mit auf die Welt, sagen sie. Zu einem Viertel werden unsere Anlagen beeinflusst von Erfahrungen außerhalb der Familie, in der Kita etwa, in Schulen, Vereinen, mit Freunden. Bleibt ein Viertel, das Mama und Papa bestimmen. Die Rechnung geht von lebenslangen Durchschnittswerten aus: Je jünger die Kinder sind, desto größer ist natürlich der Einfluss der Eltern.

3 – Soziale Kompetenz

Die soziale Ader scheint zu einem großen Teil in den Genen angelegt zu sein. Das zeigen Ergebnisse aus der Persönlichkeitsforschung: Für eine US-Studie zum Beispiel sollten eineiige Zwillinge angeben, wie viel sie zu zahlen bereit sind, um allen Bevölkerungsschichten die gleiche medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Ergebnis: Sie waren beinahe bis auf den Penny gleich freigiebig oder aber geizig. Mit der gleichen Frage konfrontierte Geschwister lagen sehr viel weiter auseinander. Der Einfluss des Elternhauses, dessen Werte und Erziehung scheinen beim Thema Großzügigkeit also weniger Einfluss zu haben als die Gene.

4 – Resilienz

Widerstandsfähigkeit. Einen Teil dieser seelischen Kraft bringen wir mit auf die Welt. In Genstudien konnte sie dem 5-HTT-Gen zugeordnet werden, das in einer kurzen und in einer langen Variante vererbt wird. Träger der langen Variante verarbeiten Schicksalsschläge, Niederlagen, schlechte Erfahrungen offenbar besser als Menschen, in deren Erbgut die kurze Version angelegt ist. Aber keine Sorge: Auch wer ein kurzes 5-HTT-Gen besitzt, wird durch liebevolle Eltern ausreichend stark gemacht für Herausforderungen.

5 – Talente

Sport, Musik, Mandarin lernen. Wie hervorragend jemand auf einem Gebiet werden kann, bestimmen auch seine Gene: Schnelle Läufer verfügen über besonders viele Fast-Twitch-Muskelfasern, die besonders gut kontrahieren. Die müssen nicht antrainiert werden, sie sind bereits im Mutterleib angelegt. Tief im Erbgut verankert ist auch das Rhythmustalent hervorragender Musiker. Und die Fähigkeit, ohne große Mühe Fremdsprachen zu erlernen.

Was unterscheidet uns?

Menschen teilen 99 Prozent ihres genetischen Codes, der wiederum der Bauplan für jede einzelne Körperzelle ist. Das verbleibende eine Prozent genetischer Unterschiede reicht für Einzigartigkeit.

Die Persönlichkeit von Babys

Babys bringen bestimmte Eigenschaften bereits mit auf die Welt.

Es gibt in sich ruhende Babys, die (fast) nichts aus der Ruhe bringt. Kleine Bewegungsfreaks, vor denen keine Vase auf dem Regal sicher ist. Manche Kinder freuen sich, wenn Besuch kommt. Andere krabbeln schnell hinter Papas Beine.

Schon ab ihrer Geburt sind Menschen verschieden. Klar, sie entwickeln sich, passen sich an, verändern sich mit dem Alter, durch Erfahrungen, das Umfeld, in dem sie leben. Was sie aber weitgehend bewahren, ist das Temperament, mit dem sie geboren werden. "Temperament", sagt die Diplom-Psychologin und Entwicklungsforscherin Angelika Gregor, "umschreibt eine Art biologische Grundausstattung, die den Boden für die Persönlichkeitsentwicklung bildet. Das Temperament ist angeboren und am besten mit einer Konstitution, einer seelischen Verfassung zu vergleichen, die sich durch das Zusammenspiel mit den Genen herausbildet."

Schon Babys sind kleine Persönlichkeiten. Eltern wissen das. Forscher untersuchen es. Ein Zweig der Psychologie befasst sich mit wissenschaftlicher Temperamentsforschung. Babys, hat sie herausgefunden, unterscheiden sich vor allem in diesen Verhaltensbereichen:

Aktivität

Wo ist bloß die Rassel? Köpfchen drehen, Armen strecken, wild strampeln. Manche Babys geben sich richtig viel Mühe für ein bisschen Abwechslung. Andere bewundern in bequemer Rückenlage den Schatten an der Wand und sind zufrieden damit. In welchem Ausmaß und Tempo Kinder aktiv sind, ist ihnen angeboren.

Was bedeutet das für die Eltern?

Hat man ein Bewegungsbaby, darf Action und Abwechslung nicht zu kurz kommen: Sehr aktive Baby werden unruhig, weinen sogar, wenn sie nichts zu tun haben. Kleine Bequeme reagieren oft unwirsch auf Störungen. Anregungen brauchen sie trotzdem: immer wieder vorsichtig Spielangebote machen.

Rhythmus

Hat es eine Uhr eingebaut? Hunger, Durst, wach, müde, Verdauung. Alles passiert bei manchen Babys zu zuverlässigen Zeiten. Es gibt aber auch Kinder, bei denen dieses Gefühl für Regelmäßigkeit nicht mit auf die Welt kommt. Sie brauchen ein Jahr oder länger, bis sie einen (einigermaßen) verlässlichen Tagesablauf entwickeln. Bis dahin wachen sie zu unterschiedlichsten Zeiten auf, wollen mal nachts gestillt werden, mal nicht.

Was bedeutet das für die Eltern?

Die Fähigkeit zu körperlichem und emotionalem Rhythmus ist (auch) ein Reifeprozess. Durchschlafen, regelmäßig essen, zuverlässig Lust auf ein Singstündchen am Nachmittag – das alles ist nicht beeinflussbar. Mama und Mama müssen einfach Geduld haben, bis ihr Baby vorhersehbarer wird. Gewohnheitstypen dagegen mögen keine Unregelmäßigkeit. Auf veränderte Zeitabläufe reagieren sie oft mit schlechter Laune. Oder sogar körperlich, mit Verdauungsstörungen, Erbrechen oder Fieber.

Anpassungsvermögen

Eine neue Katze zieht in die Nachbarwohnung ein. Wunderbar. Besuch bei Mamas Kollegen. Hervorragend. Grüne Bäume auf dem Teller, Brokkoli, wie spannend. Manche Kinder kommen als Entdeckerinnen auf die Welt. Andere sind vorsichtig bis ängstlich, wenn sie neuen Erfahrungen ausgesetzt sind.

Was bedeutet das für die Eltern?

Unerschrockene Babys müssen manchmal gebremst werden: Dass nicht jede Katze oder jeder Hund begeistert ist, wenn ihn ein Krabbler unerschrocken am Fell zieht, wissen sie noch nicht – und sollen es ja nicht schmerzhaft lernen müssen. Kleine Skeptiker dagegen dürfen ermuntert werden: "Den Apfel von der netten Gemüsefrau darfst du ruhig annehmen!" Sie sollen sich aber in ihrem Rahmen und nach ihren Vorlieben entwickeln dürfen. Vorwitzigkeit und Abenteuerlust lassen sich nicht erzwingen, manche Menschen bleiben lebenslang vorsichtig.

Reizschwelle

Oh nein, das Licht geht an! Es gibt Babys, die mit einer niedrigen Reizschwelle ausgestattet sind. Visuelle Reize, Gerüche, Geräusche, Berührungen, Stimmungen – alles nehmen sie sehr intensiv wahr. Es kann sein, dass einem Sensibelchen schon zwei Reize zur selben Zeit auch in eigentlich angenehmen Situationen zu viel sind. Schaukeln und Mama singt dabei? Geht gar nicht. Mit zunehmender Reifung des kindlichen Gehirns akzeptiert es Einflüsse von außen zwar besser. Oft wachsen kleine Empfindsame aber zu Menschen heran, die Ruhe einem hohen Maß an Reizen vorziehen.

Was bedeutet das für die Eltern?

Signale beachten, die eine Überstimulation anzeigen – Unruhe, Unzufriedenheit, Weinen –, und das Kind dann aus der Situation herausnehmen: Vor der Tür der lauten Pizzeria kommt es zur Ruhe. Und der Stresspegel sinkt für alle Beteiligten.

Stimmungslage

Es gibt angeborene Fröhlichkeit. So wie es die Neigung zu Unzufriedenheit, Ängstlichkeit, Sorge gibt. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene.

Was bedeutet das für die Eltern?

Kleine lassen sich von negativen Stimmungen ganz gut ablenken. Ein beliebtes Spiel, witzige Grimassen oder Lieder machen gute Laune. Mama und Papa sollten ihrem Baby auch möglichst oft positive Stimmungen aktiv zeigen: So geht das, kleiner Miesepeter!

Ablenkbarkeit, Ausdauer

Es gibt diese Buddha-Babys, die sich durch nichts stören lassen. Wenn sie Klötzchen stapeln, stapeln sie Klötzchen. So lange, bis der Turm hoch genug ist. Andere Kinder hören auf, ihre Suppe zu löffeln, bloß weil der Nachbarhund bellt. Sie spielen begeistert Memory. Nur um nach drei Minuten später doch lieber Puppenwagen zu fahren.

Was bedeutet das für die Eltern?

Kinder, die leicht ablenkbar und wenig ausdauernd sind, werden die Eigenschaften nicht unbedingt ablegen. Wenn Mütter und Väter aufmerksam beobachten, wo ihr Kind echtes Interesse zeigt, können sie seine Begeisterung fördern und ihm so helfen, sich zu fokussieren. Aus einer ungeduldigen Memoryspielerin kann später immer noch eine ausdauernde und geduldige Meerschweinchenbesitzerin werden.

Ich war’s nicht

Auf der Polizeistation gibt es leider doch keine Verwechslungsgefahr: Eineiige Zwillinge haben trotz weitestgehend identischen Genen keinen identischen Fingerabdruck. Der Grund: Babys berühren ihre Fruchtblase. Dabei bilden sich einzigartige Furchen und Linien, die den unverwechselbaren Abdruck ausmachen.

Buchtipp: "Ich bin anders als du"

Im Bilderbuch von Constanze von Kitzing erfahren Kleine viel über Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Über Abwechslung, die das Leben aufregend macht. Carlsen, Pappband, 13 Euro.

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