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Feindiagnostik Wann der Extra-Ultraschall für Schwangere sinnvoll ist

Feindiagnostik: Schwangere wird mit Ultraschall untersucht
© Gorodenkoff / Shutterstock
Beim Feinultraschall in der Schwangerschaft wird gezielt nach Fehlentwicklungen gesucht. Die Extra-Untersuchung wird nur durchgeführt, wenn sie medizinisch notwendig ist. Aber was heißt das genau? Und was unterscheidet Feinultraschall vom üblichen Ultraschall bei den Vorsorge-Terminen?

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Schlägt das Herz im richtigen Rhythmus? Werden die Organe mit Blut versorgt, zeigt das kleine Gesicht, die Wirbelsäule oder der Bauch Auffälligkeiten? Beim Feinultraschall werden die Organe des Fötus zwischen der 19. und 23. Schwangerschaftswoche (SSW) ganz besonders gründlich untersucht. Durchgeführt wird die Feindiagnostik nur, wenn ein Verdacht auf einen Gendefekt oder eine Fehlbildung besteht oder eine Risikoschwangerschaft vorliegt. Ist deine Schwangerschaft unauffällig, reichen die drei Basis-Ultraschall-Termine aus. Ob du dein Baby während der Untersuchung in 3D oder 4D sehen kannst, liegt ganz bei deiner Frauenärztin / deinem Frauenarzt. Reines Baby-TV ist seit Januar 2021 zum Schutz des Ungeborenen nicht mehr erlaubt.

Wer braucht einen Feinultraschall?

Ob ein Feinultraschall notwendig ist, entscheidet in der Regel dein:e Gynäkolog:in. Denn zum sogenannten Organ-Ultraschall (auch Organ-Screening oder Fehlbildungsschall) wird nur geraten, wenn der Basis-Ultraschall (19. bis 22. SSW) Anlass dazu gibt oder die Krankengeschichte der Eltern oder der Schwangeren ein Risiko für die Entwicklung des Fötus wahrscheinlich macht. Gründe für eine Feindiagnostik im Überblick:

  • Auffälligkeiten bei einer regulären Ultraschalluntersuchung.
  • Ihr habt bereits ein Kind, das krank ist oder eine Behinderung hat.
  • Ihr seid (eventuell) Träger einer Erbkrankheit.
  • Du hast Diabetes mellitus.
  • Du musstest in der Frühschwangerschaft bestimmte Medikamente nehmen oder eine Röntgenuntersuchung machen lassen.
  • Eine frühere Schwangerschaft verlief problematisch.
  • Du gehörst zu der Gruppe der Risikoschwangeren.

Auch wenn dein:e Frauenärzt:in dir zu einem Feinultraschall als Ergänzung zum regulären Ultraschalltermin rät und dich in eine Praxis für Pränataldiagnostik überweist, ist die Untersuchung deine Entscheidung. Natürlich ist es sehr beruhigend, wenn sich am Ende herausstellt, dass alles in Ordnung ist. Aber das Screening wird durchgeführt, um gezielt nach Fehlbildungen oder auf Hinweise auf einen Gendefekt zu suchen und gehört schon zur pränatalen Diagnostik. Überlegt euch ganz in Ruhe, wie ihr mit der Nachricht umgehen würdet, dass euer Baby vielleicht krank oder mit einer Beeinträchtigung auf die Welt kommen würde.

Wenn ihr zum Beispiel gemeinsam zu dem Schluss kommt, dass ihr euch in jedem Fall für ein Baby mit Trisomie 21 entscheiden würdet, könnt ihr vor der Untersuchung sagen, dass ihr über Hinweise auf diesen Gendefekt nicht informiert werden wollt (Recht auf Nicht-Wissen).

Was wird untersucht?

Beim Feinultraschall werden alle sichtbaren Organe eures Babys mit einem hochauflösenden Ultraschallgerät auf mögliche Fehlentwicklungen untersucht. Solch eine Untersuchung darf nur durchführen, wer dazu eine Zusatzausbildung hat. Herz, Gehirn, Lunge, Nieren und die ableitenden Harnwege werden ebenso unter die Lupe genommen wie Wirbelsäule, Arme, Beine, der Nacken, das Gesicht und die Fruchtwassermenge. Die Feindiagnostik kann zum Beispiel Fehlbildungen wie eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, einen Wasserkopf (Hydrocephalus) oder einen offenen Rücken (Spina Bifida) ausschließen.

Anhand der Messung der Scheitel-Steiß-Länge sowie des Kopf- und Brustumfangs kann dein Arzt das Entwicklungsalter des Fötus berechnen. Stimmt es nicht mit der errechneten Schwangerschaftswoche überein, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass das Baby nicht regulär wächst. Auch die Anlage und Größe der inneren Organe sind Zeichen für eine altersgerechte Entwicklung eures Babys.
Bei Verdacht auf eine Unterversorgung des Kindes oder auf einen Herzfehler wird zusätzlich eine Farbdoppleruntersuchung durchgeführt. Damit wird der Blutfluss im Körper des Fötus und in der Gebärmutter gemessen und in zwei Farben dargestellt. Der Arzt / die Ärztin kann so beurteilen, ob alle Organe gut versorgt sind und das Kind über die Nabelschnur ausreichend ernährt wird. Das Herz des Babys steht dabei besonders im Fokus. Herzfehler und Anomalien können so schon früh festgestellt werden. Aber auch auf eine mögliche Plazentainsuffizienz der Mutter liefert die Untersuchung wertvolle Hinweise.
Natürlich ist es für die werdenden Eltern schlimm, wenn bei der Feindiagnostik tatsächlich eine Fehlentwicklung festgestellt wird. Auf der anderen Seite ist es aber oft von großem Vorteil, dass die Ärzte schon während der Schwangerschaft wissen, welche Problematik vorliegt. Denn das gibt ihnen die Möglichkeit, die Schwangerschaft entsprechend zu begleiten sowie die Geburt und die anschließende Versorgung des Babys gut vorzubereiten. Auch eine Einweisung in eine Spezialklinik ist so rechtzeitig möglich.

Wo liegen die Grenzen der Untersuchung?

Die Feindiagnostik ist sehr viel genauer als der reguläre Ultraschall. Aber auch diese Untersuchungsmethode hat ihre Grenzen. Ein Feinultraschall kann nicht hundertprozentig alle körperlichen Fehlentwicklungen, Erkrankungen und Gendefekte ausschließen. Auch wenn 90 Prozent aller bedeutsamen Fehlbildungen auf diesem Weg diagnostiziert werden können, garantiert euch ein unauffälliger Ultraschall kein gesundes Kind.

Das liegt zum einen an den Untersuchungsbedingungen. Die Qualität des Ultraschalls nimmt ab, wenn das Kind ungünstig liegt oder der BMI der Mutter die Bildgebung durch die Bauchdecke beeinträchtigt. Außerdem gibt es Krankheiten, die sich nicht in einer Fehlbildung der Organe äußern oder sich erst nach der Geburt entwickeln.

Falls sich bei der Feindiagnostik ein bestehender Verdacht bestätigen sollte, wird euer Arzt mit euch die weiteren Schritte besprechen. Um einen Gendefekt sicher nachzuweisen, ist zum Beispiel eine Fruchtwasseruntersuchung denkbar. Da mit diesem Eingriff aber immer auch ein Risiko für das Ungeborene verbunden ist, wird euer Arzt sicher auch die Option einer molekulargenetischen Untersuchung der kindlichen DNA im mütterlichen Blut ansprechen. Dieser Bluttest ist in begründeten Fällen eine Kassenleistung.

Was kostet eine Untersuchung mit Feinultraschall?

Wenn dein Arzt dich zum Feinultraschall überweist oder ihn selbst durchführt, übernimmt diese Leistung in der Regel deine Krankenkasse. Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen sind nach einer Änderung der Strahlenschutzverordnung seit Januar 2021 nur noch möglich, wenn sie medizinisch notwendig sind. Die Politik reagierte mit dieser Einschränkung auf die Zunahme von Selbstzahler-3D- und -4D-Ultraschallunteruchungen. Diese würden den Embryo unnötigen Strahlenbelastungen aussetzen, so wurde argumentiert. Das sogenannte "Baby-Fernsehen" hatte somit in Deutschland ein Ende.

Dein Arzt / deine Ärztin entscheidet also, ob es bei deinem Feinultraschall sinnvoll ist, die 3D- oder 4D-Technik einzusetzen. Schwangere ohne Überweisung zur Feindiagnostik müssen nun zwar auf dreidimensionale Blicke in den Bauch verzichten. Allerdings brauchen sie sich auch weniger Sorgen zu machen. Denn bei einer normal verlaufenden Schwangerschaft und einem gesunden Mutter-Kind-Duo ist ein Feinultraschall, egal ob in 2D, 3D oder 4D gar nicht notwendig.

Quellen

Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (2020): IGeL-Monitor: Ab 2021: Ultraschall als "Babyfernsehen" wird verboten.

Verbraucherzentrale (2021): Schwangerschaft: Welche Untersuchungen zahlt die Kasse?

Tagesschau.de (2021): Bluttest für Schwangere: Trisomie-Test wird Kassenleistung.

ELTERN

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