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Das Twinteam Zwei Schwestern, eine Tochter und ein Kinderwunsch

Das Twinteam: Nina und Lara mit Tochter Lea
© Sophie Biebl / PR
Nina und Lara sind Zwillinge und ziehen zusammen Ninas siebenjährige Tochter Lea groß. Nun wollen sie ihre Familie erweitern, denn auch Lara möchte schwanger werden.

Schwester, Schwester, Kind: Für das Familien-Konzept hatten sich Nina und Lara nie bewusst entschieden. Sie sind da eher zusammen reingewachsen. Als Nina schwanger war und klar wurde, dass der biologische Vater ihr nicht zur Seite stehen würde, wusste Lara sofort: Ich springe ein und unterstütze! Und das tut sie mit ganzem Herzen bis heute. Nun möchte Lara selbst schwanger werden und "das Twinteam" – wie sie sich auf Instagram nennen – um ein "Team-Mitglied" erweitern. Im Interview sprechen sie mit uns über das Leben als untypische Familie und Laras Kinderwunsch, der so einige Hürden mit sich bringt – vor allem gesellschaftliche.

BRIGITTE: Wie definiert ihr Familie?

Nina: Familie ist für uns natürlich Mutter, Vater, Kind, aber eben auch alles, was zusammenhält, was ein Team bildet, was füreinander da ist – unabhängig des Geschlechts oder der Blutsverwandtschaft. Familie ist für uns ein Gefühl.

Lara, als der biologische Vater sich gegen ein Familienleben entschieden hat, bist du eingesprungen. Welche Rolle übernimmst du für Lea?

Lara: Ich bin eigentlich fast jeden Tag für Lea da. Ich koche mit, ich helfe bei den Hausaufgaben, ich hole sie auch mal vom Sport ab.

Nina: Und du übernimmst auch gerne die Rolle der lockeren Tante, die das Ü-Ei an der Kasse kauft. 

Lara: Genau, ich bin eben keine zweite Mama, sonder 'Tante Lari', die diese Karte sehr gerne ausspielt.  

Wenn es um die Erziehung geht, hat Lara da trotzdem ein Wörtchen mitzureden?

Nina: Das geht tatsächlich Hand in Hand. Dadurch, dass wir zwei die gleiche Erziehung genossen haben und ich immer wusste, so will ich auch mein Kind erziehen, gibt es bei uns gar keine Grundsatzdiskussionen.

Lara: Bei Erziehungsfragen sind wir zu 99 Prozent der gleichen Meinung und wenn nicht, reden wir miteinander. Aber letztendlich hat Nina das letzte Wort und stellt die Regeln auf. 

Ihr seid also ein eingespieltes Team. Aber was ist, wenn doch noch der Traumprinz um die Ecke kommt?

Nina: Wir würden uns natürlich freuen füreinander! Trotzdem bleiben wir immer Zwillinge, die engsten Bezugspersonen für Lea und Geschäftspartnerinnen. Das wird sich auch nach sieben Jahren nicht ändern. Ein Mann, der mich kennenlernt, muss die enge Beziehung zu meiner Schwester akzeptieren. Krampfhaft auf der Suche sind wir aber nicht. Denn ich bin nicht der Meinung, dass man nur mit Mann glücklich sein kann. 

Auch um seinen Kinderwunsch heutzutage zu erfüllen, braucht man nicht unbedingt einen Mann an der Seite. Lara, du hast dich für eine künstliche Befruchtung entschieden. Wie kam es zu dem Wunsch?

Lara: Wir haben in unserem Leben schon elf Kinder als Bereitschaftspflegeeltern begleitet. Meist aber immer nur für eine kurze Zeit. Irgendwann kam der Wunsch auf, ein Kind länger zu begleiten, zu sehen, wie es sich entwickelt und auch irgendwann die Früchte zu tragen.

Nina: Ich glaube, Leas Einschulung war schließlich der Knackpunkt. Das kleine Menschlein mit der viel zu großen Schultüte zu sehen, war sehr emotional.

Lara: Genau! Und da dachte ich, das will ich auch!

Als Single-Frau einen Kinderwunsch zu haben, ist in der Gesellschaft trotz alternativer Möglichkeiten noch immer ein Tabu-Thema. Warum ist das so?

Lara: Ich glaube einfach, dass das seit Jahrtausenden so verankert ist: Es braucht eine Mutter und ein Vater, um ein Kind entstehen zu lassen. Und da stehe ich rein biologisch vollkommen dahinter. Deswegen habe ich mich auch für eine offene Spende entschieden, sodass das Kind das Recht hat, zu wissen, wer sein Vater ist. 

Nina: Auf Instagram erhalten wir tatsächlich viel Zuspruch anderer Frauen. Mich hat aber schockiert, dass auch andere Kommentare kamen, in denen es zum Beispiel hieß: `Ich musste da auch durch und mir einen Mann suchen und ich muss heute durch die Ehe. Wenn man ein Kind will, ist das so`. Da höre ich Neid raus, dass Lara sich getraut hat, einen anderen Weg zu gehen.

Lara: Und das wollen wir erreichen, dass sich Frauen trauen! Wenn man im Leben an einem Punkt ist, indem einem etwas fehlt, um glücklich zu sein und man kann es umsetzen, dann sollte man seine Bedürfnisse nicht zurückstecken, nur weil die Gesellschaft sagt: Es braucht Mutter, Vater und eine Hochzeit.

Aufklärung auf Instagram ist euch sehr wichtig. Auch dass Lara schwanger war und dann eine Fehlgeburt hatte, habt ihr von Anfang an offen kommuniziert. Warum ist das euch wichtig?

Lara: Wir verstehen nicht, warum man es erst ab der zwölften Woche mitteilen darf. Heißt das, ich darf mich davor nicht freuen, Mama zu sein? Und wenn ich es verliere, heißt das im Umkehrschluss, ich darf nicht um das Kind trauern? Nachdem wir meine Fehlgeburt auf Instagram offen kommuniziert haben, haben wir von Nachbarn, Freunden und Bekannten gesagt bekommen, dass sie damals auch ein Kind verloren haben. Viele trauen sich nicht, es zu sagen und verarbeiten das Trauma allein. Das ist sehr traurig!

Trotzdem gebt ihr nach der Fehlgeburt nicht auf! Wie geht es für dich, Lara, jetzt weiter?

Lara: Erst mal muss ich körperlich eine Pause machen. Ich versuche zurzeit, mithilfe einer In-vitro-Fertilisation schwanger zu werden. Bei der letzten Punktion hatte ich eine heftige Überstimulation. Ich hatte sogar Wasser in meiner Lunge. Wir haben uns entschieden, eine kleine Pause zu machen, sodass mein Körper sich erholen kann. Ich gebe aber nicht auf! 

Verwendete Quelle: Interview

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Brigitte.de erschienen.


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