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Pränataldiagnostik Ersttrimester-Screening oder Fruchtwasseruntersuchung?

Ist mein Baby gesund? Um das herauszufinden, gibt es verschiedene Methoden. Das Ersttrimester-Screening etwa ist schonend, errechnet aber nur eine Wahrscheinlichkeit. Eine Fruchtwasseruntersuchung dagegen liefert genaue Ergebnisse, birgt aber ein gewisses Risiko fürs Baby.

Ersttrimester-Screening und Fruchtwasseruntersuchung: Vor- und Nachteile

Werdenden Müttern, die schon während der Schwangerschaft Gewissheit haben möchten, dass ihr Baby keine genetischen Störungen wie etwa das Down Syndrom hat, bietet die Pränataldiagnostik verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten: So können Sie etwa beim so genannten Ersttrimester-Screening zwischen der elften und der 14. Schwangerschaftswoche mithilfe einer Ultraschalluntersuchung und eines Bluttests die Wahrscheinlichkeit eines solchen Chromosomendefekts errechnen lassen. Allerdings handelt es sich bei dem Ergebnis eben "nur" um eine Wahrscheinlichkeit, eine absolute Gewissheit, ob das Ungeborene gesund ist, bietet das Ersttrimester-Screening nicht (eine Liste mit für diese Untersuchung zertifizierten Ärzten in Ihrer Nähe finden Sie hier).

Schwangere, die eine hundertprozentige Sicherheit wollen, können sich für eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder eine Chorionzottenbiopsie entscheiden. Bei beiden Methoden ermöglichen es die dem Fruchtwasser beziehungsweise den Chorionzotten (das ist die äußere Begrenzung der Fruchthöhle, aus der sich die Plazenta entwickelt) entnommenen Zellen, das Erbgut des Ungeborenen zu untersuchen. Sie bringen also Klarheit, doch bringen diese Methoden eine gewisse Gefahr für das Kind mit sich: In seltenen Fällen (das Risiko beträgt 0,5 bis ein Prozent) können sie sogar eine Fehlgeburt auslösen.

Pränataldiagnostik: Ersttrimester-Screening oder Fruchtwasseruntersuchung?

Mehr Ersttrimester-Screenings, weniger Fruchtwasseruntersuchungen

Offenbar werden die Risiken einer Fruchtwasseruntersuchungen von immer mehr Schwangeren als so gravierend eingeschätzt, so dass eine wachsende Zahl werdender Mütter auf das Ersttrimester-Screening setzt. So verweist etwa die "Fetal Medicine Foundation Deutschland e. V." (FMF) auf eine Studie von Berliner Wissenschaftlern, nach der die Zahl von Fruchtwasseruntersuchungen an Pränatalzentren rückläufig sei, während die der Ersttrimester-Screening ansteige. Die Forscher, die ihre Ergebnisse in der Zeitschrift "Ultraschall in der Medizin" (Thieme, Stuttgart. 2010) veröffentlichten, stellten fest, dass das Zentrum für Pränataldiagnostik in Berlin in den Jahren 2003 bis 2006 eine Zunahme von nicht-invasiven Untersuchungen im ersten Schwangerschaftsdrittel um acht Prozent verzeichnete. Im gleichen Zeitraum sank die Anzahl der Fruchtwasseruntersuchungen um 17 Prozent. Innerhalb der Studie führte der vermehrte Zuspruch zu der vermeintlich ungenaueren Untersuchungsmethode übrigens nicht dazu, dass mehr Kinder mit einer Chromosomentstörung geboren wurden.

Insgesamt wurden laut Angaben der FMF in 2009 hierzulande circa 180.000 Ersttrimester-Screenings durchgeführt, 2010 waren es bereits etwa 200.000. Im Gegensatz dazu wurden bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im Jahre 2009 deutschlandweit "nur" 31.169 Fruchtwasseruntersuchungen abgerechnet, im ersten Halbjahr 2010 waren es 14.425. Das Bundesamt für Statistik, das allerdings ausschließlich die stationär durchgeführten Fruchtwasseruntersuchungen erfasst, zählte für das Jahr 2009 übrigens 182 durchgeführte Untersuchungen.

Ersttrimester-Screening oder Fruchtwasseruntersuchung – wofür entscheiden Sie sich?

In einer anderen Studie, die ebenfalls in "Ultraschall in der Medizin" veröffentlicht wurde, wurden Schwangere daneben befragt, warum sie sich für eine bestimmte Untersuchungsmethode entschieden hätten. Hier zeigte sich, dass vor allem Frauen, die von Anfang an absolute Klarheit haben wollten, sich ganz bewusst für eine Fruchtwasseruntersuchung entschieden hatten. Auch ältere Schwangere über 35 Jahre, bei denen die Ärzte seit den 70er Jahren verpflichtet sind, sie auf diese Möglichkeit hinzuweisen, weil mit zunehmendem Alter der Mutter das Risiko eines genetischen Defekts beim Kind steigt, waren oft entschlossen, sie in Anspruch zu nehmen. Wer sich von vorneherein für ein Ersttrimester-Screening entschieden hatte, verzichtete dagegen auch anschließend auf weitere Untersuchungen. Allerdings gab es auch eine Gruppe Schwangerer, die sich bewusst zunächst für das schonendere Ersttrimester-Screening entschieden hatte, sich aber offenhielt, weitere Untersuchungen wie etwa eine Amniozentese vornehmen zu lassen, falls das Ergebnis des Screenings nicht eindeutig ausfallen sollte. Die Forscher nahmen dies zum Anlass, die Richtlinie, nach der ältere Schwangere über 35 generell auf eine Fruchtwasseruntersuchung angesprochen werden, infrage zu stellen. Ihrer Meinung nach versunsichere das die Frauen oft so sehr, dass sie ohne medizinische Notwendigkeit ihr Fruchtwasser untersuchen ließen. Außerdem sei das Alter der Mutter alleine als Risikofaktor nicht aussagekräftig genug - es gäbe schließlich auch jüngere Mütter, deren Kind eine Chromosomenstörung hätte.

Und zu welcher Gruppe zählen Sie sich? Möchten Sie auf jeden Fall Gewissheit haben - auch wenn die Methode riskanter ist? Oder verlassen Sie sich zumindest erst einmal auf das Ersttrimester-Screening? Machen Sie mit bei unserer Umfrage - wir sind gespannt!

Pränataldiagnostik: Ersttrimester-Screening oder Fruchtwasseruntersuchung?

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