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Empowern statt Bashen Für mehr Empathie zwischen Mamas!

Frau gibt vier anderen Frauen ein high five
© fizkes / Shutterstock
Gerade unter Müttern weht oft ein rauer Wind. Doch warum eigentlich, fragt sich unsere Autorin? Sollten wir nicht alle in einem Boot sitzen? Schon klar, die Lebensrealitäten vieler Mütter unterscheiden sich extrem. Aber wie viel einfacher wäre unser Alltag, wenn wir einander etwas empathischer begegnen würden.

Als ich, die Hand schützend auf meinem Bauch ablegend, durch den nächstgelegenen Park spaziere, freue ich mich auf die neue, aufregende Aufgabe als Mama. Male mir aus, wie ich mit befreundeten Müttern unsere kleinen Babys durch die Gegend schiebe, anderen Mamas im Vorbeigehen zunicke – und sie mir ebenfalls. 

Wo ist das gegenseitige Verständnis?

Sagen wir es so: Die Realität, die mich ziemlich bald einholte, sah anders aus. Bepackt mit Einkäufen in jeder Hand, mein Baby in der Trage, kamen mir Mütter entgegen, den ganzen Gehweg einnehmend, nicht zunickend, vertieft in ihre Gespräche – und ich? Ich fühlte mich unsichtbar, wich aus, weil sie es nicht taten. Ja, klar: Dies war nur ein winzig kleiner Moment, kaum der Rede wert – und doch erinnere ich mich bis heute daran. Vielleicht, weil mir solche Kleinigkeiten auffallen, vielleicht aber auch, weil ich das gegenseitige Verständnis, das uns unsichtbar miteinander verbinden sollte, schmerzlich vermisste. Ich war mir sicher, jetzt im „Club der Mütter“ zu sein.

Einfach mal ein Lächeln schenken

Dieses Beispiel lässt sich auch auf unzählige Spielplatzbesuche übertragen: Statt freundlicher Blicke, einem Lächeln, begegneten mir kritisch-streng dreinschauende Augenpaare. Ich versuche zu differenzieren, denke mir, dass diese Mama wohl sicher eine anstrengende Nacht hatte, jene vielleicht eine nicht so gute Phase durchmacht – versuche auf ganzer Linie, selbst Empathie für die mir unbekannten Mütter aufzubringen. Dabei reicht ein Lächeln doch oft vollkommen aus. Es vermittelt Wertschätzung, Gesehenwerden, Solidarität. Das geht auch ganz ohne Worte.

Genug gebasht 

Es geht nicht darum, mit allen Müttern “best friends“ sein zu wollen oder müssen, aber warum haben wir immer noch nicht gelernt, ein bisschen sanfter und nachsichtiger mit anderen Müttern umzugehen? Ich bin selbst kein großer Fan von vollen Spielplätzen, auf denen man sich notgedrungen mit anderen Eltern unterhalten muss, bis der kleine Schatz ausgepowert und bereit zum Gehen ist. Aber ist es nicht gleich angenehmer, sich positiv mit den anderen auseinanderzusetzen, ganz unverbindlich ein nettes Wort zu teilen oder eine mitfühlende Geschichte? Und: Vielleicht könnten gerade wir als Mamas ehrlicher zueinander sein – denn mal im Ernst: In welcher Familie läuft immer alles wie am Schnürchen? Eben. 

Doch leider habe ich inzwischen selten das Bedürfnis, mich mit anderen Müttern zu unterhalten – warum? Weil ich keine Lust darauf habe, die Fähigkeiten der Kinder zu vergleichen oder mir sagen zu lassen, wie ich meinem Sohn die Fingernägel zu schneiden habe. Dabei hätte ich nichts gegen den ein oder anderen Plausch zwischen Tür und Angel. Aber durch viele negativen Erfahrungen habe ich mich zurückgezogen. Und das finde ich schade. 

Statt also mit hochgezogenen Augenbrauen zu kommentieren „Oh, er geht jetzt schon in die Kita? Das würde ich nicht können, da hängt sie auch noch viel zu sehr an uns“, „Hui? Sie bekommt wirklich diese Snacks?“ oder „Was? Du hast schon abgestillt? Ist schon ein bisschen früh dafür, ne? Bei uns läuft das noch tipptopp“ wäre eine vorsichtige Nachfrage oder ehrliches Interesse so viel angenehmer. Ist ja nicht so, als wäre der innere Kritiker nicht schon stark genug – da braucht es keine Kommentare von vermeintlichen Gleichgesinnten. 

Denn oftmals geht es uns ja doch ähnlich und jede versucht, individuell auf alle Bedürfnisse ihres Kindes einzugehen, was manchmal funktioniert, und manchmal eben nicht. Wir alle kennen die Struggles im Alltag, die Verzweiflung, Müdigkeit und ebenso die unbändige Freude und Liebe. Schade also, dass wir uns oft nicht besonders wohlwollend begegnen, sondern schnell zum Angriff übergehen. 

Sich in Empathie üben

Wenn ich jetzt mit meinem kleinen Sohn auf Spielplätze gehe und Eltern begegne, versuche ich, den Fokus auf die positiven Begegnungen zu legen. Und die Negativen abzuhaken. Mich auf das zu konzentrieren, was ich beeinflussen kann: freundlich, empathisch und tolerant anderen Müttern (und natürlich auch Vätern) gegenüber zu sein. Ich vertraue meinem Gespür, bin mitfühlend, aber auch bestimmt, sollte doch mal ein blöder Satz fallen. Wir müssen uns nicht blendend verstehen als Mütter, denn es fühlt sich auch nicht jede wohl in ihrer Rolle. Aber ich glaube an die unsichtbare Verbindung, die besteht, weil wir alle Kinder haben. In diesem Punkt haben alle Mütter etwas gemeinsam – und allein das könnten wir doch feiern!

ELTERN

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