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Elternkurse Die Qual der Wahl

Kleinkind in Mitte von Mutter und Vater
© Thinkstock - shepellaKm
Elternkurse sind ein Trendthema. Weil sich aber längst nicht jeder Kurs für jede Familie eignet, gibt es hier eine Übersicht. Finden Sie heraus, welche Angebot zu Ihnen und Ihren Kindern passt.

Artikelinhalt

SAFE (Sichere Ausbildung für Eltern)

Die Idee
Der richtige Umgang mit einem Baby lässt sich lernen. Anhand von Filmen, durch Gespräche und Fragen. Zum Beispiel: Wie erkenne ich, was mir mein Baby sagen will, wenn es weint? Wie viel Einfühlungsvermögen brauchen Klitzekleine? Wie können Eltern Feinfühligkeit lernen? Kann man Babys verwöhnen? Aber auch: Was kommt auf Eltern zu? Wie schaffen sie sich Freiraum? Wie können sie vermeiden, eigene belastende Kindheitserfahrungen an ihr Kind weiterzugeben?

Für wen?
Für alle, die sich bereits während der Schwangerschaft Gedanken über die richtige Eltern-Kind-Bindung machen. Wendet sich bewusst an beide Elternteile, deshalb fi nden die meisten SAFE-Kurse sonntags statt, damit Papa keine Ausrede hat. Aber auch Alleinerziehende können selbstverständlich teilnehmen.

Zeit & Geld
Vier ganztägige Kurs-Einheiten während der Schwangerschaft ab der 20. Woche. Sechs Ein-Tages-Kurse während des ersten Lebensjahres. Bei Interesse oder Bedarf kann der Kurs auch noch länger fortgesetzt werden. Kos ten: etwa 30 bis 40 Euro pro Kurstag.

Infos
www.safe-programm.de
www.safe-leipzig.de

ELBA (Eltern und Babys im ersten Lebensjahr)

Die Idee
Der ElBa-Kurs soll Schutzraum für Mütter/Väter und ihre Babys sein. Bei Tee und Keksen gibt’s Infos rund um alle wichtigen Themen wie Babyernährung, Schreien, Schlafen. Im Verlauf des Kurses stehen Spiel- und Bewegungsangebote für die Kinder immer mehr im Vordergrund, der Austausch der Eltern passiert "nebenbei".

Für wen?
Für alle, die gerade ein Baby bekommen haben; denen manchmal die Decke auf den Kopf fällt; die sich mit Gleichgesinnten über Glück und Stress im ersten Babyjahr unterhalten wollen.

Zeit & Geld
Der Kurs geht über das ganze erste Lebens jahr, beginnend etwa mit der siebten Lebenswoche des Babys. Es gibt vier Blöcke von je drei Monaten, sie können einzeln gebucht werden. Die Treffen fi nden wöchentlich statt und dauern anderthalb Stunden. Kosten: 9 Stunden (ein Block) kosten 51 Euro.

Infos
www.drk.de

Triple P (Positive Parenting Program)

Die Idee
TripleP geht davon aus, dass Kinder ihr unerwünschtes Verhalten durch klare Anweisungen und konsequente Erziehung ablegen. Dafür darf man auch zu Mitteln wie dem „stillen Stuhl“ oder der "Auszeit" greifen, aber auch zu Belohnungen. Ziel ist es, der angespannten Beziehung zwischen Eltern und Kindern eine positive Wendung zu geben. Oberste Gebote: ruhig und bestimmt bleiben, keine End los-Diskussionen zulassen, nicht schimpfen, drohen oder schlagen.

Für wen?
Für Eltern mit Kindern ab zwei Jahren, die konkrete Erziehungspro bleme haben, zum Beispiel Schwierigkeiten beim Zubettgehen oder Wutanfälle. Krisenintervention für Eltern, die nicht mehr weiterwissen: Sie werden durch Erziehungstipps schnell handlungsfähig. Nachteil: sehr funktionalistisch, um Gründe für Pro bleme geht es weniger.

Zeit & Geld
Es gibt verschiedene Formen der Beratung: die Kurzberatung (vier Treffen 15 bis 30 Minuten), das Gruppentraining (je zwei Stunden, plus vier individuelle telefonische Beratungen) und das Einzeltraining (ca. zehn Treffen 60 bis 90 Minuten). Kosten: Wird der Kurs von Beratungsstellen, Jugendämtern oder Kindertages stätten angeboten, ist er meist kostenlos, sonst 20 bis 220 Euro.

Infos
www.triplep.de

Starke Eltern - Starke Kinder (Angebot vom Deutschen Kinderschutzbund)

Die Idee
"Starke Eltern - starke Kinder" arbeitet nach einem systemischen Ansatz, das heißt: Alle Beziehungen innerhalb der Familie werden überdacht. Im Gespräch sollen sich die Eltern ihrer Stärken, aber auch ihrer negati ven Muster bewusst werden, ihre eigenen Gefühle im Umgang mit ihren Kindern refl ektieren. In Gruppenübungen und Rollenspielen werden wichtige Umgangsformen geübt: Ich-Botschaften senden, positives Feedback geben, aufmerksam zuhören.

Für wen?
Für Eltern, die bereit sind, an sich selbst zu arbeiten. Im Kurs werden die eigenen Werteund Erziehungsvorstellungen überprüft und ggf. korrigiert - das setzt Selbstrefl exion und den Willen zur Veränderung voraus. Der Kurs soll einen Lernprozess in der ganzen Familie in Gang bringen.

Zeit & Geld
Die Kurse umfassen acht bis zwölf Einheiten zwei bis zweieinhalb Stunden. Es gibt spezielle Kurse für Alleinerziehende und Patchwork- Familien. Außerdem Kurse in Türkisch und Russisch, die auf den anderen kulturel len Hintergrund abgestimmt sind. Die Gruppengröße variiert zwischen acht und 16 Personen. Jeder Abend steht unter einem bestimmten Motto, zum Beispiel "Achte auf die positiven Seiten deines Kindes" oder "Du kannst die Gefühle für andere nicht lösen". Kosten: 60 bis 120 Euro pro Person.

Infos
www.starkeeltern-starkekinder.de

STEP (Systematic Training for Effective Parenting)

Die Idee
STEP will keine Erziehungs-Patentrezepte vermitteln, sondern lässt Eltern ihren eigenen Stil. Das Programm arbeitet nicht mit Strafen und Belohnungen, sondern setzt vielmehr auf Einsicht und Kooperation der Kinder. Voraussetzung dafür sind Eltern, die nachvollziehbar handeln. Zum Beispiel: Wenn Mia immer an Mamas Brille zieht, wenn sie auf deren Arm sitzt, muss sie zurück auf den Boden. Zentraler Gedanke: Egal, was mein Kind tut, ich habe es immer lieb und behandle es mit Respekt. Diese Haltung gibt Kindern das Selbstvertrauen, für Fehler einzustehen, ohne sich selbst in Frage zu stellen.

Für wen?
Für Eltern, die für eine demokratische Erziehung sind und ihre Kinder als eigenständige Persönlichkeiten ernst nehmen wollen. STEP verlangt von Eltern, sich intensiv mit dem Thema "Erziehung" ausein anderzusetzen.

Zeit & Geld
Der Kurs besteht aus zehn wöchentlichen Treffen, die je zwei Stunden dauern. Anschließend gibt es über ein halbes Jahr Eltern-Stammtische. Die Kurse sind für drei Altersgruppen konzipiert: für Kinder von 0-6 Jahren, von 6-12 Jahren und von 12-18 Jahren. Teilnehmerzahl: maximal zwölf. Arbeitsgrundlage ist das STEP-Elternbuch. Es wird erwartet, dass "Hausaufgaben" erle digt werden. Kosten: 190 Euro für Einzelpersonen, 300 Euro für Paare.

Infos
www.instep-online.de

Gordon Familien-Training

Die Idee
Der Ansatz: Kinder reagieren bockig, trotzig und aggressiv, wenn sie von ihren Eltern nicht ernst genommen werden und sich unterlegen fühlen. Deshalb muss in der Familie viel, offen und ehrlich miteinander geredet werden - und zwar auf Augenhöhe. Dafür schlägt das Programm die tägliche Familienkonferenz vor, bei der Eltern und Kinder in Ruhe miteinander reden, in Kontakt bleiben und Probleme gemeinsam lösen - Verlierer soll es dabei nicht geben. Der Kurs betont die gefährlichen Auswirkungen von Strafen und sogenannten logi schen Konsequenzen

Für wen?
Passt sehr gut zu refl ektierten und eher souveränen Eltern, die sich vorbeugend über eine demokratische Erziehung informieren wollen. Für überforderte Eltern, die schnelle und pragmatische Lösungen brauchen, ist der Kurs weniger geeignet.

Zeit & Geld
Das Familientraining dauert 30 Zeitstunden, aufgeteilt auf zehn dreistündige oder fünf ganztägige Sitzun gen, es gibt auch Intensivseminare von drei mal zwei Tagen. Die Kurse sind für Eltern mit kleinen und großen Kindern geeignet, seit Neuestem gibt es auch Angebote für die ganze Familie: Das sogenannte Familiy Effectiveness Training (FET) ist für Eltern mit Kindern ab elf Jahren gedacht, Dauer: sechs Treffen drei Stunden, verteilt auf sechs Wochen. Kosten: je nach Umfang ca. 100 bis 400 Euro.

Infos
www.gordonmodell.de


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