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Die Wahrheit ist: Eltern sein ist manchmal stinklangweilig

gelangweilte Mutter
© Jecapix / iStock
Wenn es eine Sache gibt, die unsere Autorin nicht übers Elternsein wusste, dann ist das, wie gähnend langweilig es manchmal sein kann. Verwerfliche Einsicht? Mitnichten!

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Liebe Muttis, die ihr es liebt, drei Stunden am Stück die Bären-Mama zu spielen, 500 Mal hintereinander 10 jauchzende Kilos in die Höhe zu werfen oder das 7000. Lego-Dino-Gehege zu bauen: Ihr seid wunderbar! Ihr habt Medaillen, Orden, 5-Gänge-Menüs und ein Date mit Sam Claflin verdient. Ihr könnt an dieser Stelle diesen Text beiseite legen und euch selbstzufrieden zurücklehnen. All euch anderen möchte ich hier und heute sagen: Ihr seid nicht allein mit eurer Meinung. Die Wahrheit ist: Mama (und auch Papa) sein nervt manchmal. Weil es zwischen all den wunderbaren, herzerwärmend schönen, hinreißenden und manchmal auch nervenaufreibenden Momenten einfach oft, man kann es nicht schönreden, furchtbar langweilig ist.

Was spannend für Kinder ist, muss ich nicht spannend finden

Manchmal, wenn ich mit meinem Sohn auf dem Boden sitze und mit ihm nach den richtigen Legoteilen für sein Unterwasserboot mit integriertem Löwenkäfig suche, fange ich – ganz ohne es zu wollen – an, zu gähnen. Wie ein Blei-Gewand legt sich dann diese lähmende Langweile über mich, die ich schon vom Bauklötze stapeln, Kuckuck spielen und ehrlich gesagt auch vom Stillen kennen. Noch schwerer als die Langweile wiegt das zeitgleich einsetzende schlechte Gewissen.

Bin ich eine Rabenmutter? Müsste ich nur kreativer sein? Dankbarer? Aufgeschlossener? Würde ich mich dann daran erfreuen, wieder und wieder das Gleiche zu tun? "Nein", befindet Dr. Alexandra Sacks in ihrem Buch "What No One Tells You: A Guide to Your Emotions from Pregnancy to Motherhood", das im April leider erst einmal nur auf Englisch erscheint. Ihre Erklärung: Viele Dinge, die ein Mensch mit noch eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten spannend findet, sind für einen Erwachsenen eben de facto einfach langweilig. 

Nicht nur das Spielen ist auf Dauer zu wenig

Um ganz ehrlich zu sein, ist das Kuckuck-Spiel-Syndrom ja nur ein Teil der elterlichen Langeweile. In Wahrheit ist nämlich das Elternteil, das im ersten Jahr komplett zuhause bleibt, insgesamt ein bisschen gelangweilt. Nicht, dass mit einem Baby nichts zu tun wäre, so soll uns mal keiner kommen, aber die Aufgaben sind leider oft so stumpf und die Konversation mit dem Kleinen doch noch ein bisschen zu einseitig, um den notwendigen Tagesinput zu liefern. Dann die Gespräche mit anderen Eltern... So informativ der Erfahrungsaustausch über die Windelsorte, Karottenflecken und Zahn-Globuli auch sein mag, irgendwann ermüdet er auch die Härtesten unter uns.

Das Handy ist auch keine Lösung

Nein, der heimliche Blick aufs Smartphone ist am Ende auch keine Lösung. Die Wahrheit ist: Es gibt keine Lösung. Wahrscheinlich müssen wir da letzten Endes einfach durch. Sehen wir die langweiligsten Momente mit unseren Kleinen einfach als unsere private, sehr warme, niedliche und glücklich machende Meditations-Stunde. UNd lasst es uns einfach sagen wie es ist: Es gibt diese wunderbaren erfüllenden WOW-Momente mit unseren Kindern. Und dann gibt es da noch die anderen. Die, in denen wir unser Hirn gerne auf die Tischplatte knallen und sofort einschlafen möchten. Das ist ok so. Eltern sein ist halt manchmal einfach stinklangweilig. 

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei BRIGITTE.de.


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