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Schwangerschaft Der Schleimpfropf: Wie er dein Baby schützt und was passiert, wenn er sich löst

Hochschwangere und PArtner liegen bei stimmungsvoller Beleuchtung auf dem Sofa
© fotodrobik / Shutterstock
In der Schwangerschaft verschließt ein Schleimpfropf den Eingang zur Gebärmutter. Er dient als Schutz vor Bakterien und anderen Keimen und geht den letzten Schwangerschaftswochen ab. Wir erklären, wie der Schleimpfropf aussieht und was jetzt noch wichtig ist.

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Drs. M.Schälike, H. Nelle und Kollegen – Pränatal

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Drs. M. Schälike, H. Nelle und Kollegen geprüft.

Der Schleimpfropf ist im Grunde genau das, was sein Name sagt. Ein Pfropf, der aus Schleim entstanden ist. Dieser Schleim wird zu Beginn der Schwangerschaft von den Drüsen am Gebärmutterhals (Glandulae cervicales) gebildet. Der zähe Schleim verfestigt sich zusammen mit einem wachsenden Anteil von Östrogenen und Progesteron zu einer Art weichem Stöpsel, der sich am Muttermund anlagert und ihn dann verschließt. Das geschieht bereits, wenn die befruchtete Eizelle auf dem Weg in die Gebärmutter ist.

Welche Funktion hat der Schleimpfropf? 

Er dient während der Schwangerschaft als natürliche Barriere. Der Schleimpfropf verhindert noch effektiver als der normale Schleim, dass zum Beispiel durch Geschlechtsverkehr oder Vorsorgeuntersuchungen übertragene Keime in den Uterus aufsteigen können. Denn die Erreger könnten in der Schwangerschaft schwere Folgen für dich und dein Baby mit sich bringen. Neben der Fruchtblase schützt also auch der Schleimpfropf dein Kind vor der Außenwelt. Die in ihm enthaltenen Lysozyme können die Zellwände von Bakterien zerstören und so verhindern, dass sie dir oder deinem Baby schaden. Durch die Abdichtung des Gebärmutterhalses stabilisiert er auch die Gebärmutter und verhindert so eine Frühgeburt. Die Abwehr von Bakterien wird dabei durch die antimikrobielle Wirkung des Schleims unterstützt. Diese ist schon im normalen Zervixschkeim aktiv, die Konzentration im Schleimpfropf ist aber um ein Vielfaches höher.

Gibt es ihn nur in der Schwangerschaft?

Nein. Der Gebärmutterhals, auch Zervix genannt, ist immer mit Zervixschleim ausgekleidet. Der verändert sich bei nicht schwangeren Frauen mit ihrem Zyklus. Um den Eisprung herum ist er an den fruchtbaren Tagen sehr dünnflüssig, um die Spermien leichter durchzulassen. In der zweiten Zyklushälfte wird seine Konsistenz wieder dickflüssiger. Unter dem Einfluss von Schwangerschaftshormonen verfestigt sich der Schleim noch weiter und wird zum Schleimpfropf. Dieser ist nach dem deutschen Gynäkologen Samuel Kristeller bei Medizinern auch als “Kristellscher Schleimpfropf” bekannt.

Medizinische Grafik mit der Lage der Gebärmutter und des Schleimpfropfs
© Blamb / Shutterstock

Wann löst sich der Schleimpfropf? 

Kurz vor der Geburt ist der Pfropf nicht mehr notwendig. Dein Körper produziert zum Ende deiner Schwangerschaft Prostaglandine. Das sind Hormone, die auch das Gewebe des Gebärmutterhalses auf die nahende Geburt vorbereiten. Der Zervixschleim bildet sich zurück. Der Schleimpfropf wird dünnflüssiger, hat keinen Halt mehr und fällt heraus. Nicht immer ist der Abgang spürbar. Der genaue Zeitpunkt ist bei jeder Schwangeren verschieden. Im Durchschnitt geht der Schleimpfropf in der 38. SSW ab. Oft sind auch Übungswehen der Auslöser für den Abgang. Bei manchen Schwangeren löst er sich erst mit den Geburtswehen.

Wie sieht der Schleimpfropf aus, wenn er abgeht? 

Du hast den Verdacht, dass der Schleimpfropf bei dir schon abgegangen ist und möchtest mehr über das Aussehen wissen? Das ist leider gar nicht so einfach zu sagen, denn das Aussehen des Schleimpfropfs ist ganz unterschiedlich. Hier das Wichtigste:

  • Der Schleimpfropf ist ein etwa 4 cm langer, weißer Klumpen aus zähem Schleim.
  • Einige Frauen bemerken ihn in ihrem Slip, andere wissen gar nicht, dass er abgegangen ist. Häufig löst er sich während des Duschens oder dem Toilettengang. Manche Frauen haben auch nur das Gefühl, dass etwas Urin in die Hose gegangen ist. 
  • In Internetforen vergleichen ihn einige mit einer großen Portion Kinderrotz oder Gelatine. Klingt nicht appetitlich, ist aber völlig natürlich.
  • Befinden sich kleine Blutspuren daran, ist das ein Hinweis, dass sich der Muttermund bereits weitet. Denn dabei reißen kleine Gefäße. Das dabei austretende Blut wird auch Zeichnungsblut genannt. Klebt es am abgegangenen Schleimpfropf, kann es je nach Frische des Bluts hellrot, rot oder bräunlich aussehen.
  • Der Pfropf kann sich übrigens auch in mehreren Stücken lösen. Dann ist es auch wahrscheinlicher, dass du von seinem Abgang gar nichts bemerkst und ihn für normalen Ausfluss hältst.

Wie lange dauert es danach, bis die Geburt losgeht? 

Du fragst dich wahrscheinlich, was passiert, wenn der Schleimpfropf abgegangen ist. In den meisten Fällen passiert erst einmal gar nichts. Wenn du die schleimige Struktur entdeckst, heißt es also nicht, dass du dich augenblicklich auf den Weg in die Klinik machen musst. Der Abgang des Schleimpfropfs ist ein frühes Zeichen, dass die Geburt sich ankündigt. „Früh“ heißt in diesem Fall: Es kann noch dauern! Wenn noch keine weiteren Anzeichen für die nahende Geburt vorliegen, kannst du dich erstmal wieder entspannen. Denn zwischen dem Abgehen und den ersten Wehen können nur ein paar Stunden, aber auch einige Tage oder Wochen liegen. Auch das ist bei jeder werdenden Mutter verschieden. Tu dir etwas Gutes. Nimm ein Bad, mach einen Spaziergang oder stärke dich mit einer kleinen Mahlzeit für die nun bald beginnende Geburt. Und wenn die Kliniktasche noch nicht parat steht, hast du jetzt auch noch Zeit, sie fertig zu packen. Übrigens: Hast du schon ein Kind oder mehrere auf die Welt gebracht, geht die Geburt meist schneller los.

Was sind die ersten Anzeichen einer Geburt?

Neben dem Abgang des Schleimpfropfs gibt es noch zwei andere Anzeichen dafür, dass die Geburt bald beginnt:

  1. Der Blasensprung. Platzt die Fruchtblase im Schwall, dann wirst du das sehr deutlich merken: Du stehst oder liegst dann plötzlich in einer Pfütze aus warmem Wasser. Wenn du nicht ganz sicher bist, dass das Köpfchen deines Babys im Becken sitzt, solltest du dich liegend in die Klinik transportieren lassen. Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, damit nicht die Nabelschnur zwischen Becken und Köpfen eingeklemmt wird. Verlierst du das Fruchtwasser nur tröpfenchenweise, kannst du dir noch Zeit lassen und auch herumlaufen.
  2. Wehen sind natürlich das deutlichste Signal, dass die Geburt beginnt. Nur können sich Wehen am Anfang ganz unterschiedlich anfühlen, wie Regelschmerzen etwa oder Rückenschmerzen. Wenn die Wehen aber regelmäßig und so intensiv werden, dass du dich während einer Wehe nicht mehr unterhalten kannst, sondern innehalten musst, dann kannst du sicher sein, dass die Geburt begonnen hat.

Wann muss ich ins Krankenhaus? 

Ist der Schleimpfropf von Krämpfen begleitet abgegangen, hast du Schmerzen oder bereits Wehen oder einen Blasensprung, musst du natürlich sofort ins Krankenhaus fahren oder deine Hebamme verständigen. Das gilt auch dann, wenn du starke Blutungen mit frischem (hellrotem) Blut hast. Denn die Blutung könnte auch ganz unabhängig vom Lösen des Schleimpfropfs sein und eventuell auf eine vorzeitige Plazentaablösung oder eine Plazenta praevia hindeuten.

Kann sich ein Schleimpfropf neu bilden? 

Bei einigen Frauen löst sich der Schleimpfropf schon vor der 37. SSW. Manchmal ist eine Vorsorgeuntersuchung der Auslöser für den vorzeitigen Abgang. Dein Körper wird dann in der Regel einen neuen Pfropf bilden, der dein Baby weiter schützt. Der Schleimpfropf-Abgang war dann noch kein Zeichen dafür, dass es bald losgeht.

In einigen Fällen kann ein frühes Ablösen vor der 37. SSW aber auch ein Zeichen für eine nahende Frühgeburt sein. Wenn der Schleimpfropf sich also schon sehr früh löst, solltest du unbedingt deinen Arzt oder deine Hebamme aufsuchen. Sie werden untersuchen, ob es deinem Kind gut geht und alles Weitere mit dir besprechen. Nach einem zu frühen Abgehen ist es wichtig, dich und deinem Kind nicht unnötigen Risiken auszusetzen. Verzichte bis zur Geburt lieber auf Sex und bade nicht in öffentlichen Schwimmbädern oder Badeseen.

Quellen:

Frauenärzte im Netz: Geburtsphasen. 2018

Familienplanung.de: Beschwerden in der Schwangerschaft: Blutungen und Zwischenblutungen.

Healthline.com: Losing Your Mucus Plug During Pregnancy.

Hebamme Andrea Ramsell
ELTERN

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