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Nabelschnur Das Wunderwerk der Natur

An der Nabelschnur hängt das Leben deines Babys. Doch woraus entsteht sie und was sind ihre Aufgaben? Was passiert mit der Nabelschnur nach der Geburt? Hier erfährst du mehr.

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Drei Gefäße

Fötus im Mutterleib, Nabelschnur
Fötus im Mutterleib, Nabelschnur
© Fotolia, Jonathan

In der Nabelschnur verlaufen eine Vene und zwei Aterien. Das größte Gefäß ist die Vene, nach der 30. Schwangerschaftswoche ist die etwa bleistiftdick. Sie transportiert sauerstoffreiches Blut zum Herzen des Babys. Die beiden Arterien drehen sich spiralartig um die Vene. Durch sie fließt das sauerstoff- und nährstoffarme Blut zum "Auftanken" in die Plazenta. Bei 80 Prozent der Kinder ist die Nabelschnur gegen den Uhrzeigersinn geschraubt. Die vielfache Drehung (bis zu 380-mal!) ist menschentypisch. Die Babys anderer Säuger werden "gradlinig" über eine Nabelschnur versorgt.

Weicher Mantel

Die Nabelschnur-Gefäße sind in eine weiche Schicht eingebettet, die Wharton-Sulze, benannt nach einem englischen Anatomen aus dem 17. Jahrhundert. Ein wahrer Wunderstoff: höchst elastisch und strapazierfähig, damit die Versorgungsleitung niemals abknicken kann, und gleichzeitig durchlässig für Wasser, Zucker und Elektrolyte. Die Wharton-Sulze fühlt sich an wie durch Wasser aufgeweichte Gummibärchen.

Lunge am Seil

Beim Ungeborenen hat die Nabelschnur die Funktion der Lunge, sie versorgt den kindlichen Organismus mit Sauerstoff. Mit speziellem Ultraschall lässt sich abklären, ob das Kind über die Nabelschnur bestens versorgt wird.

Lange Leitung

Vereinfacht gesagt, entwickelt sich in der Schwangerschaft aus der einen Hälfte der befruchteten Eizelle der Embryo, aus der anderen die Plazenta. Anfangs verbindet beide nur ein winziger Stiel, aber schon sechs Wochen nach der Befruchtung ist daraus eine richtige Nabelschnur entstanden. Sie wächst mit dem Baby und ist bei der Geburt ungefähr so lang wie das Kind selbst, etwa 50 Zentimeter. Als normale Länge gelten 30 bis 60 Zentimeter. Eine überlange Nabelschnur (80 und mehr Zentimeter) kommt bei einem von 1000 Babys vor. In einer so langen Leitung kann sich das Kind verheddern, die Nabelschnur kann sich verknoten. Deshalb muss das Baby in den letzten Wochen der Schwangerschaft und während der Geburt gut überwacht werden. Ebenso bei Nabelschnurlängen unter 30 Zentimeter – dann kann die Versorgung während der Geburt abreißen.

Nabelschnurumschlingung
© www.praenatalmedizin-altona.de

Gleichmäßige Lieferung

Die Nabelschnur pocht mit dem kindlichen Herzschlag, 120- bis 160-mal pro Minute. In diesem Takt holt sich der Kreislauf des Babys den Treibstoff aus der Plazenta: über einen Filter oder – wie Mediziner sagen – über die Plazenta-Schranke. Durch sie strömen Sauerstoff, Blutzucker, Vitamine, Eiweißstoffe und Hormone zum Kind, in umgekehrter Richtung die Abbau-Produkte aus dem kindlichen Stoffwechsel, die entsorgt werden müssen. Glück und Kummer der Mutter, ihren Stress und ihre Ruhe transportiert die Nabelschnur ebenfalls zum Baby. Beispielsweise lässt die Plazenta-Schranke Endorphine durch, das sind die hormonellen Glücksboten. Aber genauso Adrenalin, den klassischen Stress-Stoff.

Kontrolle und Hilfe

Ab der 19. Schwangerschaftswoche ist eine Punktion der Nabelschnur möglich. Ärzte raten dazu, wenn Verdacht auf eine Rhesus-Unverträglichkeit besteht, die Chromosomenanalyse aus dem Fruchtwasser einen unklaren Befund ergibt, die Mutter das Ungeborene möglicherweise mit einer Krankheit angesteckt hat (z.B. Ringelröteln). Über eine Kanüle in der Nabelschnur lassen sich mangelversorgte Babys im Mutterleib aufpäppeln.

Frühes Spielzeug

Das allererste Spielzeug des Babys ist die Nabelschnur. Daran übt es den Tastsinn der winzigen Fingerkuppen. Bei Ultraschall-Untersuchungen können Arzt und Eltern oft sehen, wie das Kleine die Nabelschnur durch die Finger gleiten lässt.

Erste Trennung

Neugeborenes wird abgenabelt
Neugeborenes wird abgenabelt
© Jozsef Szasz-Fabian / Thinkstock

Geht es dem Baby nach der Geburt gut, darf die Nabelschnur auspulsieren, erst dann wird sie mit einer Schere durchtrennt. Ein symbolischer Akt, den oft der Vater vornehmen darf. Keine Angst! Die Nabelschnur enthält keine Nerven, das Kind spürt den Schnitt nicht. Auch in kosmetischer Hinsicht besteht kein Risiko: Wie der Nabel später einmal aussieht hat nichts mit der Abnabelungstechnik zu tun, sondern ist genetisch vorbestimmt.

Nabelschnurblut: Spenden oder einlagern?

Nach der Geburt bleiben Reste von Blut  in der Nabelschnur zurück. Dieses Blut enthält viele wertvolle Stammzellen, die zur Behandlung von lebensgefährlichen Erkrankungen wie zum Beispiel Leukämie verwendet werden können. Manche Forscher glauben sogar, in Zukunft mit ihrer Hilfe Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson heilen zu können. Stammzellen aus Nabelschnurblut sind noch relativ jung und flexibel und können zu verschiedenen Zelltypen heranreifen. Die Entnahme von Nabelschnurblut geschiet normalerweise nach dem Abnabeln und ist somit für Kind und Mutter völlig risiko- und schmerzlos. Dann ist das Spenden und Einlagern von Nabelschnurblut eine gute Sache? Eltern sollten dabei bedenken, dass heute noch kein Medizinier sagen kann, wann und in welcher Form die aus dem Nabelschnurblut gewonnnen Stammzellen wirklich zur wirksamen Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden können. Und die Einlagerung von Nabelschnurblut in privaten Nabelschnurblutbanken ist nicht gerade billig. Anders bei der Spende. Diese ist meist kostenlos und geht an eine öffentliche Nabelschnurblutbank. Allerdings bieten nicht alle Krankenhäuser diesen Service an. Interessierte können sich bei ihrer Geburtsklinik aber vorab informieren.


 


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