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Entwicklung Auszeit, bitte!

Babys brauchen Anregungen - keine Frage, aber sie spielen auch gerne allein. Woran Sie merken, dass Ihr Baby gerade keinen Spielpartner braucht und wie sich das Kind beim "Nichts-tun" weiterentwickelt.

Keine Extra-Reize

Auszeit: Baby-Entwicklung beim Nichtstun
Auszeit: Baby-Entwicklung beim Nichtstun
© thinkstock

Sich mit den eigenen Füßen zu beschäftigen eine äußerst spannende Angelegenheit. Sie können eine Ewigkeit damit verbringen, nach den eigenen Zehen zu hangeln, sie zu packen und ausgiebig zu betrachten. Uns Erwachsenen kommt das auf Dauer etwas langweilig vor. Und schon tauchen wir mit einer Rassel über dem Kinderbettchen auf, schubsen das Mobile an und tragen unser Baby zum Fenster, um ihm das Gewimmel auf der Straße zu zeigen. Doch was tut das gerade noch zufriedene und selbstvergessene Baby? Es protestiert, hat kein Interesse am Mobile oder anderen Dingen und wird quengelig. Aber warum?

Auszeit bitte!

"Babys brauchen im Laufe des Tages immer wieder kleine Auszeiten, in denen sie schlafen oder sich nur mit sich selbst beschäftigen", erklärt Dr. Consolata Thiel-Bonney, Leiterin der "Sprechstunde für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern" am Institut für Familientherapie der Uni Heidelberg. "Auf der Decke liegen, sich das Zimmer angucken, eine Stimme hören, den Körper erkunden – damit sind Babys eine Weile bestens ausgelastet. Sie brauchen dann keine Extra-Reize."

Wichtig für die Entwicklung

Eine entlastende Erkenntnis. Erst recht wenn man erfährt, dass das Baby beim Nicht-viel-Tun sogar etwas lernt: "Selbst wenn Babys einfach nur auf dem flachen Boden liegen, entwickeln sie sich weiter. Sie lernen, sich nach links und rechts zu drehen, den Kopf zu bewegen und zu heben, die Arme über der Brust zusammenzuhalten", sagt Dr. Thiel-Bonney. "Je öfter sie sich ungestört auf diese Bewegungen konzertieren können, desto besser entwickelt sich ihr motorisches Know-how." Auch die geistige Entwicklung profitiert von der Beschäftigung mit sich selbst. Wenn ein Kind etwa mit seinen Füßen spielt, merkt es, dass es etwas bewirken kann – dass es den Zeh zu fassen bekommt, vielleicht sogar ablutschen kann. Ein echtes Erfolgserlebnis für das Baby.

Nähe und Zuwendung

Das bedeutet aber nicht, dass wir Eltern unser Kind den halben Tag lang machen lassen sollen. Irgendwann werden auch kleine Knubbelzehen langweilig. "Babys brauchen die Nähe ihrer Eltern, um sich sicher und geborgen zu fühlen", so Thiel-Bonney. Zum Glück machen Babys keinen Hehl daraus, wann ihnen langweilig ist und sie gerne etwas Aufmerksamkeit von ihren Eltern hätten. Und wir Eltern? Wir reagieren am besten gleich darauf, und stellen das, was wir gerade machen wollten zurück, bis das Baby uns die nächste Auszeit schenkt.


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