VG-Wort Pixel

Adoption Chancen und Risiken einer Adoption im Ausland

Auslandsadoption
Auslandsadoption
© Thinkstock
Die Adoption eines Kindes aus dem Ausland wird nicht erst seit den Privatadoptionen von Promis kritisiert. Um so wichtiger, dass adoptionswillige Paare sich bestens informieren und alles tun, um einem verlassenen Kind einen legalen Start in sein neues Leben zu ermöglichen.

Artikelinhalt

Zweifelhafte Privatadoptionen

Beim Stichwort Auslandsadoptionen denken viele mittlerweile automatisch an Angelina Jolie. Ebenso wie Superstar Madonna wurden Jolie und ihr Ehemann Brat Pitt für die Art des Adoptionsverfahrens kritisiert. Doch: Kritik an Auslandsadoptionen, insbesondere an denen, die an den staatlich anerkannten Vermittlungsstellen vorbei laufen, gibt es nicht erst, seitdem Promi-Adoptionen in den bunten Blättern abgefeiert werden.
Das Kinderhilfswerk terre des hommes weist seit Jahren unermüdlich darauf hin, dass vor allem Privatadoptionen im Ausland die Gefahr für illegale Kinderbeschaffung erhöhen. Denn es gibt einfach ein Missverhältnis zwischen "Nachfrage und Angebot", also eine deutlich höhere Zahl an adoptionswilligen Paaren gegenüber den tatsächlich in Waisenhäusern lebenden Säuglingen und Babys. Aber Adoptionen bringen Geld in die zumeist armen Länder - und verlocken dazu, Kinder "adoptionsfähig" zu machen, die es eigentlich gar nicht sind.

Leibliche Eltern hoffen auf ein besseres Leben für ihre Kinder

In einer vergangenes Jahr veröffentlichten Studie sprechen Psychologen der Universität Liverpool von dem "Madonna-Effekt": Medienwirksame Adoptionen wie die von Madonna führten dazu, dass Eltern ihre Kinder in Waisenhäusern abgeben würden - in der Hoffnung, dass auch sie durch eine Auslandsadoption zu einem besseren Leben kommen würden. Die Wissenschaftler werteten Daten aus Waisenhäusern in 25 Ländern aus und fanden heraus: 96 Prozent der dort lebenden Kinder waren nur Halbwaisen. Und: Privatadoptionen erhöhen auch das Risiko für Entführung, Kauf und Urkundenfälschungen.

Steigt die Zahl der Auslandsadoptionen?

Weil man in den vergangenen Jahren so viel über Auslandsadoptionen von Prominenten wie Angelina Jolie und Brad Pitt, Nicole Kidman oder Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder gelesen hat, drängt sich der Eindruck auf, dass es hier einen Trend gibt. Stimmt der Eindruck für Deutschland? Jein. Die Zahl der Adoptionen von im Ausland lebenden Kindern stieg zwischenzeitlich an. 2002 wurden 960 Kinder aus dem Ausland adoptiert, 2007 waren es 709 Kinder. Nun sind die Zahlen wieder rückläufig. 2014 wurden laut Statistischem Bundesamt 299 internationale Adoptionen durchgeführt.

Unterschied zwischen Auslandsadoptionen und Privatadoption

Was sich in diesen Statistiken nicht widerspiegelt, ist der Zahl der Privatadoptionen. Keine Angaben möglich, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Aber Experten vermuten, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel der Auslandsadoptionen auf privatem Wege ablaufen. Bei Privatadoptionen stellen die adoptionswilligen Paare oder Personen keinen Antrag bei einer der staatlich anerkannten Adoptionsvermittlungsstellen, sondern wenden sich an private Kontakte, die sie häufig über Mund-zu-Mund-Propaganda, etwa in Chatrooms, finden.
Im Gegensatz zu dem von vielen Paaren als sehr nervenaufreibend empfundenen Weg über die Behörden, hat die Privatadoption vermeintliche Vorteile: Die Paare müssen keine "Eignungsüberprüfung" durchlaufen, das Alter der Partner spielt kaum eine Rolle - und es geht schneller. Dass dieser Weg in Deutschland überhaupt möglich ist, bezeichnet Dr. Bernd Wacker, bei terre des hommes zuständig für Fragen der Auslandsadoption und des internationalen Kinderhandels, als Skandal. Gerade dieser Form von Adoption habe man in Deutschland mit dem neuen Adoptionsvermittlungsgesetz von 2002 eigentlich einen Riegel vorschieben wollen.

Hilfe vor Ort soll Priorität haben

Privatadoptionen: legal, aber keinesfalls im Interesse des Kindes

Das Adoptionsvermittlungsgesetz orientiert sich an der Haager Adoptionskonvention, die von mittlerweile fast 70 Staaten ratifiziert oder gezeichnet wurde. Das Übereinkommen sieht Auslandsadoptionen als die letzte Lösung für ein Kind vor - das heißt, eine Auslandsadoption soll nur dann stattfinden, wenn in seinem Heimatstaat keine Familie gefunden werden kann. Hilfe vor Ort soll damit Priorität haben und jeder einzelne Fall von den Behörden in diese Richtung geprüft werden.
Sinn des deutschen Adoptionsvermittlungsgesetzes ist es, dass sich Adoptionsbewerber an eine anerkannte Vermittlungsstelle wenden. Nur so ist die fachliche Beratung im Interesse des Kindeswohls garantiert.
Paare, die ein Kind aus dem Ausland adoptieren wollen, sollten sich bei der Bundeszentrale für Auslandsadoptionen über staatlich anerkannte Vermittlungsstellen informieren. Diese Vermittlungsstellen sowie die Landesjugendämter der Bundesländer, arbeiten nur mit Ländern zusammen, die das Haager Übereinkommen unterzeichnet haben. Auslandsvermittlungsstellen wie Eltern für Kinder e.V. oder AdA Adoptionsberatung e.V. unterstützen Projekte, um Familien und junge Frauen und Mütter vor Ort zu stärken und setzen damit bewusst ein Zeichen gegen Privatadoptionen und Kinderhandel.

Buchtipp Auslandsadoption

Zum Weiterlesen:

Riedle, Herbert und Barbara Gillig-Riedle
Ratgeber Auslandsadoption: Wege - Verfahren - Chancen.
TiVan, 2013
29,50 Euro

Pro und Contra Auslandsadoption

Auch Eltern, die über die staatlich anerkannten Träger ein Kind aus einem fremden Land aufnehmen, sehen sich nicht selten mit Kritik oder zumindest Zweifel an ihrem Vorhaben konfrontiert. Es ist ein hochemotionales Thema, bei dem es für viele Menschen gar nicht so einfach ist, eine klare Position zu beziehen. Wie stehen Sie zu dieser Frage? Wir haben die wichtigsten Argumente für und gegen eine Auslandsadoption zusammengetragen. Hier finden Sie heraus, welche Meinung Sie zu dem Thema haben.
Argumentecheck Auslandsadoption


Mehr zum Thema