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Vorbereitung auf die Geburt Angst vor der Geburt? Das sagt die Hebamme dazu!

Ok, das Kleine muss raus. Aber schaffe ich das auch? Kann ich die Schmerzen aushalten? Was, wenn etwas schief geht? Hebamme Jana Friedrich sagt dir in unserem Interview, was bei Angst vor der Geburt hilft.

Dein Bauch wird runder und runder. Nicht mehr lange, dann soll das Kleine endlich auf die Welt kommen. Angst vor der Geburt? Keine Sorge, das ist ganz normal und geht den meisten Frauen so – auch, wenn sie es vielleicht nicht zugeben möchten. Gerade Erstgebärende sind verunsichert. Kein Wunder, schließlich wissen sie nicht wirklich, was auf sie zukommt. Wie weh wird die Geburt wohl tun? Macht mein Körper das auch mit? Wird mein Baby gesund auf die Welt kommen? Hoffentlich mache ich alles richtig! „Wenn mir eine Schwangere erzählt, dass sie vor der Geburt keine Angst oder zumindest etwas Respekt hat, bin ich eher skeptisch“, sagt Jana Friedrich. „Ein bisschen Angst vor der Geburt zu haben, ist völlig normal.“ ELTERN online hat die Hebamme und Betreiberin von www.hebammenblog.de gefragt, was Schwangere bei Angst vor der Geburt tun können.

Schmerzen Geburt

ELTERN online: Wenn Schwangere Ihnen erzählen, dass sie sich vor der Geburt ihres Kindes fürchten, wovor genau haben die Frauen dann Angst?

Jana Friedrich: Das sind ganz verschiedene Ängste. Über allem steht meist die Angst vor dem Ungewissen. Die einen fürchten sich vor dem Schmerz und haben große Angst vor Verletzungen, wie zum Beispiel einem Dammschnitt. Andere wiederum sorgen sich, dass die Geburt nicht so läuft wie sie es sich wünschen oder ein Notfall eintritt. Sie wollen die Kontrolle nicht verlieren. Manche Frauen berichten mir auch von der Angst, etwas falsch zu machen. Wichtig ist, dass die Schwangeren über ihre Ängste und Sorgen sprechen und sie nicht verdrängen. Solche Ängste zu haben, ist nämlich vollkommen normal.

ELTERN online: Haben Schwangere denn heute mehr Angst als früher?

Jana Friedrich: Ob es wirklich mehr geworden ist, weiß ich nicht, aber heute wird über das Thema Geburt sehr viel offener gesprochen. Oft werden im Freundes- und Familienkreis Horrorstories erzählt und die bleiben dann auch eher im Kopf. Es sind einfach die besseren Geschichten. Das Schöne einer Geburt steht dann nicht im Vordergrund. Das Internet ist auch nicht immer hilfreich. Dort gibt es so unglaublich viel zu lesen, besonders in nicht moderierten Foren. Die Frauen lesen das dann völlig ungefiltert. Klar, dass das ängstigt.

ELTERN online: Was raten Sie den Frauen denn dann?

Jana Friedrich: Wer Angst hat, sollte lieber mit Frauen sprechen, die in der selben Situation sind, also mit anderen Schwangeren. Der Austausch unter Gleichgesinnten bringt oft mehr. Man fühlt sich nicht so alleine mit seinen Ängsten und Nöten. Außerdem empfehle ich immer, sich gezielt positiv auf die Geburt einzustellen, also im Vorfeld positive Geburtsberichte zu lesen und nicht unbedingt die negativen. Es gibt eine ganze Reihe Bücher, die solche schönen Geburtserlebnisse zusammenfassen. Zu zeigen, dass eine Geburt etwas sehr Schönes sein kann, war für mich mit ein Grund meinen Hebammenblog ins Leben zu rufen. Auch hier finden Schwangere viele positive Geburtsberichte.
Außerdem ist es wichtig, dass sich die Frau in der Klinik oder dem Geburtshaus, in dem sie entbindet, wohl fühlt. Viele Krankenhäuser stellen sich den Schwangeren bei Elternabenden vor und oft kann man dort schon mal ein Gespür für die Stimmung bekommen.

ELTERN online: Was können Frauen tun, die Angst vor Schmerzen haben?

Vorbereitung auf die Geburt: Angst vor der Geburt? Das sagt die Hebamme dazu!
© kjekol / iStock

Jana Friedrich: Wichtig ist zunächst einmal eine gute Information über das, was während der Geburt geschieht. Was kommt auf mich zu? Worauf muss ich mich einstellen? Was kann ich in welcher Situation machen? Dazu gehört auch die ausführliche Information über Schmerzmedikamente. Was bewirken sie und welches Medikament kann wann eingesetzt werden? Viel Schwieriges wird machbarer, wenn man weiß, was auf einen zukommt.
Wer auf Medikamente lieber verzichten möchte, kann zum Beispiel auf Techniken aus dem Hypnobirthing zurückgreifen. Eine gezielte Atmung kann helfen, mit dem Geburtsschmerz umzugehen. Auch sich Mantren vorzusprechen, die einen beruhigen oder motivieren, kann helfen, z.B. „Ich bin stark!“, „Mein Körper ist dafür gemacht, ein Kind zu gebären“ oder „Jede Wehe bringt mich näher an mein Baby“. Eine besonders wichtige Rolle spielt auch der Partner. Wenn er gut gecoacht ist und weiß, was seine Frau möchte und sich für die Geburt wünscht, kann er gut unterstützen.

ELTERN online: Aber kann nicht auch zu viel Vorbereitung dazu führen, dass Frauen enttäuscht sind, wenn plötzlich etwas anders läuft als gewünscht?

Jana Friedrich: Das ist richtig. Deswegen sollten die Frauen trotz aller Pläne immer flexibel bleiben. Der Geburtsplan darf nicht zu streng sein und muss Platz für Unvorhergesehenes lassen. Am besten, die werdende Mutter stellt sich in der Vorbereitung einmal die Fragen: Wie reagiere ich, wenn etwas ungeplant verläuft? Wie kann ich mich am besten darauf einlassen?

ELTERN online: Die Angst vor den Schmerzen ist zu groß und es soll auf jeden Fall eine PDA geben. Bis wann sollten sich die Frauen dazu entscheiden?

Jana Friedrich: Ich rate den Frauen gerne, sich nicht schon bevor es los geht für eine PDA zu entscheiden und erst einmal die Schmerzen abzuwarten. Vielleicht wird sie ja gar nicht nötig. Oft sind Frauen überrascht von den Kräften, die sie während einer Geburt entwickeln. Wenn die Schmerzen für die Frau aber unerträglich werden, kann man medikamentös auf jeden Fall etwas tun.

ELTERN online: Angst vor der Geburt kann ja auch die Angst vor einem Kaiserschnitt sein. Was raten Sie den Frauen?

Jana Friedrich: Erst einmal sollte jede Schwangere vom Guten ausgehen. Trotzdem ist es hilfreich, sich schon vor der Geburt damit auseinanderzusetzen: Was wäre wenn? Was passiert während eines Kaiserschnitts und wie kann ich darauf reagieren? Vor allem ist es gut sich bewusst zu machen, dass auch ein Kaiserschnitt eine gute Geburt sein kann. Außerdem rate ich den Frauen, zu versuchen auch ein bisschen loszulassen. Bei aller Planung im Vorfeld, ist es sinnvoll flexibel zu bleiben und den Geburtsverlauf so zu nehmen wie er eben kommt.

Mehr über Jana Friedrich

Jana Friedrich aus Berlin ist Hebamme seit 1998 und Mutter von zwei Kindern. Sie hat sowohl in einem großen Perinatalzentrum als auch in einem kleinen, familien- orientierten Kreißsaal gearbeitet. Außerdem betreut sie Frauen zu Hause oder in der Praxis für die Vor- und Nachsorge. Auf www.hebammenblog.de teilt sie seit 2012 ihr Wissen und ihre Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit ihren Lesern. Wer mehr zu dem Thema Geburt lesen möchte, kann sich hier auch das eBook „Das Geheimnis einer schönen Geburt“ von Jana Friedrich herunterladen. Das eBook ist in den Formaten PDF, ePub und mobi für 19,95 € zu haben.


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