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Stillen Alkohol in der Stillzeit: Wie gefährlich ist er für mein Baby?

Eine Mutter lächelt und schaut ihr Baby an während sie es stillt
© shurkin_son / Shutterstock
Klar, während der Schwangerschaft ist Alkohol tabu. Aber jetzt ist dein Baby auf der Welt, du stillst und sehnst dich nach einem Glas Wein. Was sagt die Forschung: nachgeben oder doch lieber verzichten? Hier der aktuelle Kenntnisstand.

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Während der Schwangerschaft wird generell empfohlen, dass die werdenden Mamas ganz auf Alkohol verzichten. Für stillende Frauen gehen die Empfehlungen von Freunden und Verwandten meist schon weiter auseinander – und auch die Experten sind sich nicht hundertprozentig einig. Die einen lehnen Alkohol jetzt kategorisch ab, andere finden, ein Glas Wein schadet schon nicht. Wir haben uns den wissenschaftlichen Kenntnisstand etwas genauer angeschaut.

Alkohol in der Stillzeit: Was wir wissen

Laut einer dänischen Studie aus dem Jahr 2013 zum Thema "Stillen und Alkohol", die Daten aus insgesamt 41 vorherigen Studien evaluiert, kann nicht mit absoluter Sicherheit gesagt werden, welchen Effekt regelmäßiger Alkoholkonsum während der Stillzeit auf das Baby hat. Bei Frauen, die jedoch nicht mehr als die empfohlene Menge zu sich nehmen (laut CDC maximal ein alkoholisches Getränk pro Tag), sollte der Konsum keine negativen Folgen für das Baby haben.

Die Mayo Klinik interpretiert die Datenlage jedoch umgekehrt: "Es gibt keine Menge an Alkohol, die für das Baby sicher wäre“, schreibt Elizabeth LaFleur dort.

Darüber sind sich die Experten einig: 

  • Es gilt als erwiesen, dass die Menge an Alkohol in unserem Blutkreislauf sich in etwa mit dem in der Milch deckt. 
  • Die Alkoholkonzentration ist etwa 30 Minuten bis zu einer Stunde nach dem Trinken am höchsten. 
  • Je mehr du trinkst, umso stärker ist die Konzentration in Blut und Milch.
  • Abhängig von deinem Körperbau und Gewicht braucht dein Körper zwischen einer und drei Stunde(n), um ein alkoholisches Getränk abzubauen. Wir sprechen hier von einem Getränk mit zehn bis zwölf Gramm reinem Alkohol. Diese Menge findet sich laut BZgA in: 0,3 l Bier, 0,125 l Wein, 0,1 l Sekt und 4 cl Schnaps.

Auch wissen wir, dass Babys Alkohol sehr viel langsamer abbauen als Erwachsene. Ihre Leber ist nämlich noch nicht vollkommen entwickelt. 

Das Gehirn befindet sich ebenfalls noch in der Entwicklung und es ist nicht auszuschließen, dass auch geringe Mengen negative Auswirkungen haben. Allerdings gibt es hierzu bisher kaum wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine australische Langzeitstudie, die im Jahr 2004 mit etwa 5.000 Neugeborenen begann und die die Verbindung zwischen Alkoholkonsum in der Stillzeit und der geistigen Entwicklung von Kindern untersuchen sollte, wurde 2018 veröffentlicht. Eine der Erkenntnisse: Kinder von stillenden Müttern, die Alkohol tranken, wiesen im Alter von sechs bis sieben Jahren geringere kognitive Fähigkeiten auf. Diese Entwicklung war im Alter von zehn bis elf Jahren aber nicht länger erkennbar.

Andere Studien haben gezeigt, dass sich auch geringfügiger Alkoholkonsum auf das Schlafverhalten von Babys auswirken kann. Dies kann sich sowohl durch einen von mehreren Unterbrechungen geprägten Schlaf als auch in kürzeren Schlafphasen äußern.

Was ist mit Abpumpen und Wegschütten?

Klingt eigentlich nach einer guten Idee: die Milch, die der Körper nach dem Konsum von Alkohol produziert, einfach abzupumpen und wegzuschütten. Leider funktioniert diese in Ländern wie den USA oder Australien recht gängige Praxis nur bedingt. Denn laut CDC kommt es auch hier auf den Alkohol im Blut an. Wenn du deine abgepumpte Milch wegschüttest, aber noch Alkohol im Blut hast, dann enthält auch die neue Milch wieder Alkohol – eben solange, bis dein Körper ihn vollständig abgebaut hat. 

Alkohol in der Stillzeit: Empfehlungen der Nationalen Stillkommission

Laut der Nationalen Stillkommission ist es am sichersten, in der Stillzeit auf den Konsum von alkoholischen Getränken zu verzichten. Das gilt vor allem dann, wenn das Baby nur über die Muttermilch ernährt wird oder wenn dein Kind keinen regelmäßigen Trinkrhythmus hat und nicht absehbar ist, wann es das nächste Mal Hunger hat. Stillende, die ausnahmsweise ein Glas Wein oder ein Bier trinken, sollten laut Nationaler Stillkommission Folgendes beachten: 

  • Still dein Baby, bevor du Alkohol trinkst. Somit ist der Abstand zur nächsten Stillmahlzeit länger und dein Körper hat mehr Zeit, den konsumierten Alkohol abzubauen.
  • Plane idealerweise mindestens zwei Stunden Abstand bis zum nächsten Stillen ein.
  • Wenn euer Baby mit im Elternbett schläft, dann solltet ihr vorher keinen Alkohol trinken. Denn er schränkt das Reaktionsvermögen ein und Personen schlafen nach Alkoholkonsum tiefer als sonst.
  • Ganz wichtig: Nur weil du ab und zu mal ein Glas Alkohol trinkst, solltest du nicht gleich mit dem Stillen aufhören. Die gesundheitlichen Vorteile überwiegen für Mutter und Kind, auch wenn du mal ein Gläschen trinkst! 

Fazit: Wenn du dein Baby stillt und ganz auf Alkohol verzichtest, bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Ein gelegentliches Glas Wein ist aber recht unbedenklich, vor allem, wenn du auf deinen Stillrhythmus achtest und es tatsächlich bei einem Glas bleibt.

Quellen:

ELTERN

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