VG-Wort Pixel

Adoption Das Adoptionsverfahren

Bis ein Elternpaar ein Adoptivkind in den Armen halten kann, ist es ein langer Weg. Nicht selten vergehen einige Jahre. Wie läuft das Adoptionsverfahren in Deutschland ab? Welche Unterlagen brauchen Sie? Mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?

Artikelinhalt

Adoptionsverfahren in Deutschland

Das Adoptionsverfahren
Das Adoptionsverfahren
© Thinkstock / iStock

Während Schwangere neun Monate lang das neu entstehende Leben in sich wachsen spüren und langsam eine Beziehung zu ihrem Kind aufbauen können, müssen sich Adoptiveltern vor der Annahme ihres Kindes vor allem um Formalitäten kümmern.

So braucht das Jugendamt am Anfang normalerweise folgende Dinge: einen ausgefüllten Antrag oder eine selbst geschriebene Bewerbung, Geburtsurkunden, Lebensläufe, polizeiliche Führungszeugnisse, ärztliche Atteste, Heiratsurkunde sowie Staatsangehörigkeits-, Verdienst-, Vermögens- und Schuldennachweise.

Nach diesem ersten Kontakt folgen zumeist zwei Gespräche zwischen den Adoptivbewerbern und einem/r Sozialarbeiter/in des Jugendamtes. Die Bewerber werden darin über das Verfahren zur Feststellung ihrer Adoptionseignung aufgeklärt und ihnen wird verdeutlicht, dass sie keinen Rechtsanspruch auf die Vermittlung eines Kindes haben.

Das Bewerberpaar erhält anschließend einen Fragebogen, bei dessen Beantwortung es sich zum Beispiel über folgende Dinge Gedanken machen muss: Warum möchten wir ein Kind adoptieren? Welche Veränderungen erwarten wir für uns selbst und für unsere Beziehung? Welche Vorstellung haben wir von der Erziehung eines Kindes?

Haben die Adoptivbewerber alle Unterlagen eingereicht, beginnt das eigentliche Eignungsverfahren, das zumeist wiederum aus zwei oder drei Gesprächen, teilweise auch aus Gruppensitzungen oder -diskussionen besteht. Dabei werden ähnliche Themen wie im Fragebogen angeschnitten: die eigene Kindheit, die Beziehung zu Eltern und Geschwistern, die Beziehung zueinander, Erziehungsvorstellungen, Kinderlosigkeit usw. Die bedeutendste Frage ist aber: Warum wünschen Sie sich ein Kind?

Die Antwort auf diese Frage sollten sich die Adoptivbewerber sehr gut überlegen und dabei auch zu sich selbst ganz ehrlich sein. Wollen Sie ihrem Eheleben lediglich neue Inhalte geben oder gar ihre Ehe retten, dann ist ein Adoptivkind sicherlich nicht der richtige Weg. Während der Gespräche sollten die Adoptivbewerber auch selbst Fragen stellen – zum Beispiel zum Adoptionsverfahren, zu den Wartezeiten oder dazu, wie der zukünftige Kontakt zwischen Bewerber und Jugendamt aussehen sollte.

Es ist sinnvoll, sich vor den Gesprächen gut über das Thema Adoption zu informieren. Hilfreich können Bücher sein, besser ist es aber, wenn man zusätzlich mit Adoptiveltern bzw. Adoptivfamilien Kontakt aufnimmt und mit diesen über deren Erfahrungen und Probleme diskutiert. Solche persönlichen Gespräche helfen auch dabei, unrealistische Wunschvorstellungen aufzugeben. Kinder sind eben nicht nur kleine, hilflose und liebesbedürftige Wesen. Sie können auch sehr anstrengend und anspruchsvoll sein und einem teilweise nächtelang den Schlaf rauben. Adoptivkinder haben zudem eine Vorgeschichte. Viele leiden unter der frühen Trennung von der leiblichen Mutter, sind sie auch noch so klein gewesen. Im Schulalter offenbaren sich häufig Konzentrationsstörungen oder eine Anstrengungsverweigerung.

Ist die Eignung der Bewerber festgestellt und ein Sozialbericht geschrieben, kommt aber erst die größte Prüfung auf das Paar zu: eine lange und ungewisse Zeit des Wartens. Im Schnitt dauert es zwischen einem und sieben Jahren, bevor sich der Wunsch der Eltern in spe erfüllt. Während dieser Phase ist es sinnvoll, den Kontakt zum Jugendamt zu halten und auch hin und wieder von der eigenen Situation zu berichten, zum Beispiel wenn ein längerer Urlaub ansteht und man während dieser Zeit nicht erreichbar ist.

Kosten einer Adoption

Kommt es zu einer Adoption, entstehen in Deutschland durch das Vormundschaftsgericht Kosten von circa 75 bis 100 Euro. Adoptiert ein Paar ein Kind aus dem Ausland, fallen allerdings deutlich höhere Kosten an: Neben den Gebühren für die deutschen Vermittlungsstellen müssen die zukünftigen Adoptiveltern hier zusätzlich die Kosten für die Flüge ins und den Aufenthalt im Adoptivland, für den dortigen Anwalt sowie für das dortige Gericht übernehmen. Nicht selten fallen mehr als 5.000 Euro an.

Zahlen und Statistik

Die Zahl der in Deutschland durchgeführten Adoptionen ist seit einigen Jahren rückläufig: Wurden 1995 noch fast 8000 Kinder adoptiert, waren es 2014 nur noch etwas mehr als 3.800 Kinder. Der Grund dafür ist, dass immer weniger Kinder zur Adoption freigegeben werden, da immer weniger ungewollte Kinder geboren werden. Das wiederum hat verschiedenste Ursachen: eine verbesserte Familienplanung, eine effektivere Schwangerschaftsverhütung, eine größere Akzeptanz nichtehelicher Kinder oder die Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen in Deutschland.

Die Zahl der Adoptivkinder aus Deutschland schrumpft also zusehends. Die Zahl der Bewerber bleibt mit 5.765 adoptionswilligen Paaren in 2014 indes hoch. Allein im Jahr 2014 kamen so auf ein in Deutschland zur Adoption freigegebenes Kind rechnerisch sieben Bewerber.

Rund 61 Prozent aller Jahr 2014 durchgeführten Adoptionen waren Adoptionen durch ein Stiefelternteil oder Verwandte und in 16 Prozent der Fälle wurden Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit adoptiert. Betrachtet man das Alter der Kinder zum Zeitpunkt der Adoption, dann ergibt sich folgendes Bild: knapp 6 Prozent der Kinder waren unter einem Jahr, knapp 32 Prozent zwischen 1 und 3 Jahren, 26 Prozent zwischen 3 und 6 Jahren, 24 Prozent zwischen 9 und 15 Jahren und knapp 12 Prozent über 15 Jahre.


Mehr zum Thema