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3-Monats-Koliken Tipps zur Behandlung von Koliken beim Baby

3-Monats-Koliken Mutter hält ihr weinendes Baby
© AlohaHawaii / Shutterstock
Euer Baby schreit und schreit und lässt sich kaum beruhigen, während es sich zusammenkrampft. Jetzt ist die große Frage: Hat das Würmchen 3-Monats-Koliken, "nur" Luft im Bauch oder Blähungen? Ihm ist egal, wie man es nennt: Es leidet offensichtlich. Hier erfahrt ihr, was eurem kleinen Schatz jetzt hilft.

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3-Monats-Koliken: Was bedeutet das genau?

"Kolik" als solches bedeutet laut Definition zunächst einmal "krampfartige Leibschmerzen". 3-Monats-Koliken sind also krampfartige Leibschmerzen in den ersten drei Lebensmonaten. Der Begriff "Dreimonatskoliken" beschreibt daher eher einen Zustand als ein Krankheitsbild. Dementsprechend schwer ist es, die 3-Monats-Koliken von "normalem" Bauchweh zu trennen oder zu unterscheiden. Generell ist die Bezeichnung "3-Monats-Koliken" ohnehin etwas irreführend – inzwischen sprechen Expert:innen bei "Schreibabys" eher von einer Regulationsstörung. Diese Kinder sind noch nicht in der Lage, sich selbst zu beruhigen. Und erst durch das dadurch vermehrte Schreien selbst gelangt Luft in den kleinen Körper, was dann zu einem schmerzhaften Blähbauch führen kann.

Symptom der 3-Monats-Koliken: exzessives Schreien

Die Schreiattacken eures Babys kommen anfallartig, oft direkt nach dem Stillen bzw. Füttern und/oder in den frühen Abendstunden – und halten dann oft stundenlang an. Das Kind krümmt sich dabei regelrecht vor Schmerzen, zieht die Beinchen an und überstreckt den Kopf nach hinten. Während der Kolik hat das Kind zudem häufig ein rotes Gesichtchen und einen Blähbauch. Klopft ihr mit einem Finger ganz leicht auf die nackte Bauchdecke, könnt ihr die Luft beziehungsweise die Blähung im Bauch des Kindes geradezu "hören" (klingt hohl). Der Säugling ist sehr schwer zu beruhigen, auch nicht an der Brust oder mit dem Fläschchen.

Für die kleine Familie – vor allem für Mütter und Väter mit dem ersten Kind – ist diese Zeit nicht leicht, oft sogar eine ungeheure Belastungsprobe. Denn häufig kommt einfach auch eine große Unsicherheit hinzu: Ist es etwas Ernstes oder ist es "normal", wie mein Baby schreit?

Sind es überhaupt wirklich 3-Monats-Koliken?

Wer unsicher ist, zumal wenn das Schreien des Babys sich täglich stundenlang hinzieht, kann das Kind ruhig ärztlich untersuchen lassen. So lassen sich mögliche andere Ursachen wie eine Mittelohrentzündung, Darmentzündungen, -einstülpungen, eine mögliche Verstopfung oder die Refluxkrankheit (bei der Magensäure aus dem Magen zurück in die Speiseröhre gelangt) ausschließen.

Ist das Baby also grundsätzlich gesund und gedeiht, werden die Schreiphasen Woche für Woche und Monat für Monat etwas zurückgehen, bis sie sich um den dritten Monat herum auf etwa eine Stunde am Tag einpendeln. Auch hier gilt aber: Jedes Kind ist anders; man kann leider keine Uhr danach stellen, wann die schlimmen Schrei-Phasen aufhören.

Und nicht vergessen: Euer Neugeborenes hat – genau wie Ihr – die Geburt zu verarbeiten. Die Umstellung von drinnen nach draußen. Die vielen neuen Eindrücke, die jetzt ungefiltert auf das Kleine einströmen. Gebt dem Baby Zeit, alles rauszuschreien. Es ist anstrengend, aber es geht vorbei. Hinzu kommt: Säuglinge können nicht sprechen. Ihre einzige Möglichkeit, ein Bedürfnis oder Unmut (und sei es wegen kalter Füße) zu äußern, ist das Weinen. Das kann euch als Eltern helfen, mit dem Kind zu fühlen und es liebevoll herumzutragen.

Auch 3-Monats-Koliken gehen vorbei

Aber bitte lasst euch nicht zu sehr beunruhigen: Ihr macht nicht unbedingt etwas falsch! Babys weinen – das gehört einfach dazu, besonders in der Neugeborenen-Zeit. Von Woche zu Woche wird es etwas besser und Ihr als Eltern sicherer in Eurer Rolle. Wenn das Leiden des Würmchens das "normale" Maß übersteigt, werdet ihr das spüren. 

Ein Baby liegt auf einem Wickeltisch und wird am Bauch massiert.

Ursachen der 3-Monats-Koliken

Die Ursache der Koliken und des damit verbundenen stundenlangen Schreiens bei Babys sind oftmals Blähungen. Sie können aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Allen gemeinsam ist: Es ist Luft im Bauch. Die Frage ist nur: Wie ist sie – abgesehen vom Schreien selbst – hineingekommen?

1. Der Darm muss sich umstellen

Man muss sich klar machen, dass sich der Darm des Neugeborenen nach der Geburt umstellen muss. Eben noch ist das Kleine während der Schwangerschaft durch die Nabelschnur direkt vom Mutterkuchen versorgt worden, jetzt muss der Darm erst einmal Verdauungsenzyme bilden, um allein mit Muttermilch oder Flaschenmilch zurechtzukommen und problemlos verdauen zu können. Blähungen sind Folge und Teil dieser normalen Entwicklung. Das ist einfach ein Prozess im Darm der Babys, der dauert. Wie gut das Bäuchlein mit der Umstellung zurechtkommt, ist von Baby zu Baby unterschiedlich. Zeit braucht dafür aber jeder kleine Darm.

2. Die 3-Monats-Koliken und das Stillen

Auch die Ernährung der Mutter in der Stillzeit spielt für den Darm des Neugeborenen – gerade kurz nach der Geburt – eine Rolle. Es macht Sinn, Lebensmittel zu vermeiden, die gemeinhin als blähend gelten (Zwiebeln, Knoblauch, Kohl usw). Das ist ein guter und richtiger Ansatz, um dem Thema zu begegnen, wird aber nie dazu führen, dass Säuglinge aufhören zu schreien oder keine Bauchschmerzen mehr haben. Es ist zwar trotzdem richtig, nach dem Ausschlußprinzip vorzugehen, um dem Baby (und damit seelisch auch sich selbst als Mama) zu helfen, diese Zeit gut zu überstehen. Sei aber als stillende Mutter auf der Hut davor, dich "schuldig" zu fühlen, wenn dein Kind trotz all deiner Nahrungs-Bemühungen Blähungen hat.

3. Fläschchennahrung und Koliken

Werden Kinder mit der Flasche gefüttert, kann auch hier eine Ursache liegen, wenn die Flasche stark geschüttelt wird: Natürlich macht man das, um das Milchpulver gut unterzumischen, aber dabei bilden sich Luftbläschen, die das Baby automatisch mit verschluckt – und zack ist die Luft im Bauch, wo sie natürlich schmerzt.

Hilfe für Eltern: Was kann ich gegen bei 3-Monats-Koliken bei meinem Kind tun?

Hier kommen die Tipps, wie du deinem Kind (und damit auch dir und deinem seelischen Gleichgewicht) helfen kannst:

  • So schwer es auch ist: Akzeptiere, dass du dem kleinen Baby nicht alle Schmerzen werdest ersparen können, auch wenn du alle weiteren Tipps brav befolgst. Also bitte weg mit dem Gefühl, ständig etwas falsch zu machen.
  • Bist du eine Stillmutter, passe deine Ernährung an. Hole dir eine eingehende Beratung darüber beim Arzt oder der Ärztin und bei deiner Hebamme. Dann hast du das gute Gefühl, etwas beigetragen zu haben zum Wohlbefinden deines Babys.
  • Gibst du Flaschennahrung, versuche einmal, die Milchnahrung mit dem Löffel in einer kleinen Schüssel einzurühren, statt zu schütteln. Danach mit einem Trichter in die Flasche füllen.
  • Lass deinem Baby in jedem Fall Ruhe und Zeit beim Füttern. Aufregung führt zu unruhiger Atmung; Dein Kind wird beim Trinken somit auch vermehrt Luft schlucken. Alles, was beruhigend ist, ist gut.
  • Super ist auch der Fliegergriff, bei dem ihr das Kleine bäuchlings auf dem Arm liegen lasst. Seine Arme und Beine hängen dabei seitlich herunter. Der leichte Druck auf dem Bauch tut gut und hilft dem Baby dabei, Luft "fahren zu lassen".
  • Hilf deinem Kind in den Schlaf, egal wie, denn die Festplatte in seinem Köpfchen wird jeden Tag mit Druckbefüllung betankt – das muss das Gehirn des kleinen Wesens verarbeiten. Was am besten im Schlaf geht. Wenn ein Baby schreit, kann es also auch einfach nur müde sein und den Weg in den Schlaf nicht finden. Tragen hilft dabei, auf dem Arm oder im Tuch. Macht das ruhig in den ersten Wochen, das hat nichts mit Verwöhnen zu tun. Keine Phase dauert ewig, auch wenn es sich für euch als Eltern manchmal so anfühlt.
  • Ob man seinem Kind einen Schnuller angewöhnt oder nicht, ist wie so vieles umstritten. Fest steht aber: Saugen beruhigt Babys – nicht umsonst heißt Stillen Stillen – es macht die Babys "still". Manche befürchten, dass Säuglinge dann (gerade in den ersten Wochen) eine "Saugverwirrung" bekommen, weil es beim Saugen mal etwas zu trinken gibt und mal nicht. Auch hier gilt wie bei so vielem: Probiert es selbst aus. Was hilft, hilft.
  • Oft hilft auch eine sanfte Fingermassage im Uhrzeigersinn auf dem Bauch mit Windsalbe unterm Finger. Viele schwören auch auf Medikamente, die entblähen. Bitte mit der:m Kinderärzt:in absprechen.
  • Auch Kümmelöl hat sich bei vielen Babys bewährt. Das im Handteller angewärmte Öl sanft auf das Bäuchlein einmassieren.
  • Falls euer Baby gut auf Wärme reagiert, probiert auch mal ein Kirschkernkissen aus. Aber bitte nicht zu heiß und dabei nicht zu warm zudecken.
  • Falls ihr wirklich nicht mehr weiterwisst: Sucht Schreiambulanzen auf, die es in großen Städten in Kinderkrankenhäusern gibt. Dort könnt ihr Euer Problem schildern und von Fachleuten beraten werden. Fragt eure Hebamme, die Kinderärztin oder den Kinderarzt nach Adressen.
  • Tagesroutine gibt euch allen Halt und Orientierung. Versucht zum Beispiel, feste Zeiten für Ausfahrten im Kinderwagen oder Spaziergänge mit dem Kleinen im Tuch oder in der Trage einzuhalten.

Generell gilt: In das Leben als Eltern reinzuwachsen ist nicht ganz leicht. Lasst euch Zeit, nehmt den Druck raus. Angst ist nie ein guter Berater, wählt erst einmal Vertrauen, dass alles gut werden wird. Ihr werdet das Kind schon schaukeln – das hilft übrigens auch bei Schreiattacken.

Quellen

Speer, C.P. et al.: Pädiatrie, Springer Verlag, 5. Auflage, 2019

Von Wyl, A. et al.: Schreibabys – Zur Behandlung von Regulationsstörungen im Säuglingsalter, Schweiz Med Forum, 2010

Kinderärzte im Netz: Schreibaby (Regulationsstörung, veraltet: Dreimonatskoliken)

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